Das Schreibwarenfachgeschäft „Birgits Lädle“ war für den Schulbeginn gut aufgestellt. Foto: Hornberger Quelle: Unbekannt

Von Laura Hornberger

Bunte Ordner sammeln sich im obersten Regal und verzieren „Birgits Lädle“ in Hegensberg rundum wie eine Tapete. Der zirka 50 Quadratmeter große Raum war in dieser Woche noch gefüllter mit Schreibwaren als sonst. Das liegt daran, dass die Schüler nach den Sommerferien gut ausgestattet in den Schulalltag starten sollen. Viele Eltern und Kinder kennen den jährlichen Einkauf der Schulmaterialien. Aufregend ist dieser meist nur noch für die Erstklässler, die diese Woche eingeschult wurden.

An der Waisenhofschule in Esslingen feierten in dieser Woche 43 Kinder ihren ersten Schultag. Die Vorbereitung darauf fängt für die Eltern meist schon Wochen vorher mit dem Besorgen von notwendigen Schulheften an. Spezielle Hefte kaufe die Schule laut Rektorin Eva Quantius-Kohl für die ersten Klassen selbst ein. Somit sei garantiert, dass alle das richtige Heft haben. Zudem sei eine Sammelbestellung preiswerter für die Eltern. Eine Materialliste bekommen die zukünftigen Erstklässler vor ihrem ersten Schultag aber auch noch. Diese wird an der Waisenhofschule vor Ferienbeginn von den Lehrern versendet. „Auf diese Weise reduzieren wir Stress für Eltern und Lehrer. Aber es kam auch vor, dass Eltern diese Woche bei uns waren, weil sie die Liste verloren hatten“, sagte Quantius-Kohl.

„Erste Schulwoche ist Höhepunkt“

Dass Familien den Einkauf trotz der umfangreichen Vorbereitungszeit bewusst in der ersten Schulwoche tätigen, liegt auch an der Ferien- und Urlaubszeit. Auch Birgit und Wolfgang Lüneberg hatten ihr Schreibwarenfachgeschäft „Birgits Lädle“ für drei Wochen geschlossen. Seit 19 Jahren versorgt das Ehepaar ihre Kunden. Wenn sie trotz ihrer Erfahrung mal den Überblick verlieren, helfen die Materiallisten, die die Lünebergs zeitgleich mit den Eltern von den Schulen erhalten. „Seit einigen Jahren gehen die Listen schon vor den Ferien raus, dann zieht sich die Einkaufsphase ein bisschen. Trotzdem ist die erste Schulwoche der Höhepunkt. Montag bis Donnerstag kann dann schon einmal eine Wartezeit von bis zu zehn Minuten pro Kunde entstehen“, sagt Birgit Lüneberg

Sie blättert durch einen Stapel mit elf Materiallisten von verschiedenen Klassenstufen. Das Papier für die Erstklässler ist nahezu immer bunt und mit kleinen Zeichnungen geschmückt. Mäppchen, Malkasten und Turnbeutel werden hier vor den klassischen Heften und Blöcken aufgezählt. Laut Birgit Lüneberg gäbe es aber gar keine Standarthefte mehr. Was ist denn ein Kieser Block? Mit Fragen wie dieser wird die 55-Jährige häufig konfrontiert. Sie erklärt, dass die meisten Lehrer präzise Vorgaben hätten und keine Abweichungen erlaubt seien. „Hierdurch unterscheiden wir uns vom Großhandel. Wir wissen, was die Schulen wollen. Der eine Lehrer wünscht jedes Schuljahr einen roten Umschlag für das Fach Deutsch und einen blauen für Mathematik. Das weiß man nach jahrelanger Erfahrung“, sagt Lüneberg.

Das schätzt auch Kundin Daniela Sträter an dem Fachgeschäft. Als sie vergangenes Jahr versehentlich ohne Vorgaben kam, konnte ihr Birgit Lüneberg alle notwendigen Unterlagen für die siebte Klasse ihres Kindes zusammenstellen. Sie erinnert sich noch an die Einschulung ihrer Tochter. „Der da hat ihr damals besonders gefallen“, sagt sie und zeigt mit dem Finger auf einen Schuhkarton über ihr. Gemeint ist das Starterpaket, dass aus einem bunten Karton mit Stiften, Ausmalbilder und Uhu-Kleber besteht. „Für die Kinder ist das meist ein großes Erlebnis. In der ersten Klasse gibt es noch sehr viel an Motiven und Mustern zum Aussuchen“, sagt Lüneberg. Sie findet es daher schade, wenn Mütter alleine kommen, sieht aber auch den Zeitaufwand. Für diesen Fall bietet das Fachgeschäft einen Schullistenservice an, bei dem die zusammengestellten Materialien lediglich abgeholt werden müssen.

Auch in Jochen Becks Schreibwarenladen „Beck Schreib und Buch“ in Sulzgries tummeln sich am Donnerstag viele Kinder. Am Mittwoch sei der schlimmste Tag gewesen, sagt Beck, was auch an der Einschulung der 83 Kinder an der Sulzgrieser Grundschule liegen könnte. Hier lag die Materialliste ebenfalls vor den Ferien der Einladung zur Einschulung bei. „So ist das Ganze für die Eltern entspannter, da sie Zeit und Ruhe haben, alles in den großen Ferien einzukaufen und zu beschriften“, sagt Rektorin Ursula Weinzierl.

Aus diesem Grund kommen die meisten Erstklässler bereits in den Ferien. Diese Woche seien es laut Beck vor allem Schüler der weiterführenden Schulen gewesen, was er an den selbst geschriebenen Fresszetteln erkenne. Doch bevor er überhaupt eine Liste in den Händen hält, weiß der Inhaber von drei Schreibwarengeschäften, welche Mengen er vorbestellen muss. Zehn Wochen vor Schulbeginn sind das 8000 bis 10 000 Hefte. Um alle verkaufen zu können, verdoppelt er in der ersten Schulwoche die Mitarbeiterzahl von zwei auf vier Personen.

„Trotz guter Vorbereitung sind die gewünschten Farben der Lehrer ein Lotteriespiel. Letztes Jahr orange, dieses Jahr grau. Es gibt immer Exoten, die man nicht vorhersehen kann“, sagt Beck. Er atmet durch, als eine Kundin mit den Worten „Ich habe gestern vier falsche Sachen gekauft und brauche jetzt vier richtige“ auf ihn zukommt. „Ausgeruht wird dann wieder nächste Woche“, sagt er und lacht.