Foto: Symbolbild Bulgrin - Symbolbild Bulgrin

Von Melanie Braun
Die Stadt will möglichst schnell zu einer besseren Luftqualität beitragen. Deshalb bewirbt sie sich mit einem Paket von sechs konkreten Projekten um Fördergelder aus dem bundesweiten Mobilitätsfonds. Dieser soll Kommunen dabei unterstützen, Verkehrskonzepte für saubere Luft zu entwickeln. In Esslingen will man vor allem auf Elektromobilität beim Nahverkehr und im städtischen Fuhrpark setzen sowie auf eine Verbesserung des Radwegenetzes und einen Ausbau sogenannter Mobilitätsstationen. Das hat die Verwaltungsspitze heute im Ausschuss für Technik und Umwelt mitgeteilt.
Bereits vor der Sommerpause hatte der Gemeinderat einen Grundsatzbeschluss über den weiteren Ausbau der Elektromobilität beim Nahverkehr gefasst. So will die Stadt den Anteil der E-Mobilität im Busverkehr künftig von 21 auf 63 Prozent steigern. Dazu soll das Oberleitungsnetz um etwa 3,6 Kilometer ausgebaut werden, zudem will man drei neue Elektro-Hybridbusse anschaffen. Man rechnet mit einer Einsparung von rund 2560 Tonnen CO2 sowie 511 Kilogramm Stickoxid pro Jahr.
Zudem will die Stadt an den vier S-Bahnhaltestellen sowie den beiden Hochschulstandorten in Esslingen sogenannte Mobilitätspunkte einrichten. Sprich: Hier sollen die verschiedenen Verkehrsmittel besser vernetzt werden. So will man unter anderem sichere, überdachte und mit Lademöglichkeiten ausgestattete Abstellmöglichkeiten für Fahrräder und Pedelecs schaffen. Dafür soll ein sogenannter Bike-Tower zum Abstellen von Fahrrädern angeschafft werden, außerdem sollen 50 Fahrradboxen, sechs Leihstationen für Räder und Pedelecs sowie zwei Elektro-Ladesäulen eingerichtet werden.
Als Ersatz für den beliebten Neckartalradweg am Flussufer, der seit Kurzem auf einer Länge von 400 Metern für den Radverkehr gesperrt ist, will die Stadt einen Weg auf dem Bahndamm für Radler herrichten. Dieser soll zwischen der Pliensaubrücke und dem Hengstenbergareal zwischen Gleisen und Neckar entlangführen. Dafür muss die Deutsche Bahn jedoch dem Verkauf eines Grundstücks zustimmen. Man ist schon lange im Gespräch darüber. Die Stadt hofft auf eine Einigung noch in diesem Jahr, bei der Bahn will man sich zum Stand der Verhandlungen aber nicht äußern. Derweil hat das Bündnis Esslingen aufs Rad ein Positionspapier erarbeitet, in dem die Radverbände eine Verbesserung der Radverkehrswege dringend anmahnen und unter anderem eine Sanierung des Neckaruferwegs fordern.
Mit dem Geld aus dem Mobilitätsfond will die Stadt außerdem ein sogenanntes Logistik-Hub, also ein Frachtzentrum für das Verladen von Waren von Lastwagen auf Elektro-Lastenfahrräder, bauen. Denn durch den Einsatz der E-Lastenräder in der City könne der Lastwagenverkehr und damit die Stickoxidbelastung in der Innenstadt gesenkt werden. Auch eine neue Busschleuse in der Schorndorfer Straße ist angedacht: Durch eine Pförtnerregelung soll für die Busse eine Überholmöglichkeit auf der Gegenfahrbahn gesichert werden. Dadurch will man sicherstellen, dass die Busse auch in der Hauptverkehrszeit pünktlich und die Anschlüsse an die S-Bahn gesichert sind. Außerdem will die Stadt ihren Fuhrpark von Diesel- auf Elektrofahrzeuge umstellen und neun E-Ladesäulen einrichten.
In einer Pressemitteilung stellte die CDU-Fraktion bereits klar, dass ihr die Vorhaben der Stadt nicht weit genug gehen: Die Verwaltung habe den Ausbau von Park-and-Ride-Parkplätzen vergessen. Dabei bestehe in Esslingen dringender Bedarf – zumal, wenn man weniger Autos in der City wolle. Das sieht man im Rathaus nicht so: Esslingen sei mit vier S-Bahn-Anschlüssen so gut angebunden, dass man – anders als in anderen Kommunen – Park-and-Ride nicht dringend ausbauen müsse, heißt es.

Kosten für die Mobilitätsprojekte

Elektrobusse: Für die Anschaffung von drei neuen Elektro-Hybridbussen kalkuliert die Stadtverwaltung Kosten von insgesamt rund 14,6 Millionen Euro, die in den kommenden fünf Jahren gezahlt werden sollen.

Mobilitätspunkte: Die neuen Mobilitätspunkte an den vier S-Bahn-Haltepunkten und den zwei Hochschulstandorten, die Abstell- und Lademöglichkeiten für Räder und Pedelecs bieten sollen, kosten voraussichtlich rund 700 000 Euro.
Radpendler: Als Alternative zum Neckartalradweg, der auf Höhe des Bahnhofs jetzt für Radler gesperrt ist, soll ein Weg auf dem Bahndamm zwischen Gleisen und Neckar reaktiviert werden – wenn die Bahn zustimmt. Die Kosten für die Sanierung belaufen sich vermutlich auf etwa 410 000 Euro, hinzu kommen die Kosten für den Grundstückserwerb.

Schnittstelle: Für den Bau eines sogenannten Logistik-Hubs – eines Frachtzentrums, in dem Lastwagen Waren anliefern, die dann von Elektro-Lastenfahrrädern in der City ausgeliefert werden – plant die Stadt rund 255 000 Euro ein.

Busschleuse: Die Kosten für eine Busüberholschleuse in der Schorndorfer Straße belaufen sich nach Angaben aus dem Rathaus auf etwa 700 000 Euro.

Elektroflotte: Für die Umstellung ihres Fuhrparks von Diesel- auf Elektrofahrzeuge inklusive neun E-Ladesäulen rechnet die Stadt mit Mehrkosten von rund 210 000 Euro.