Hier wird Power getankt: 21 öffentliche Ladestationen mit insgesamt 41 Ladepunkten gibt es für Elektrofahrzeuge im Esslinger Stadtgebiet. Foto: Roberto Bulgrin - Roberto Bulgrin

In Esslingen gibt es 21 öffentliche Ladestationen mit insgesamt 41 Ladepunkten für Elektrofahrzeuge. Häufig werden sie aber von anderen Autos belegt und die Fahrer von E-Mobilen müssen umständlich suchen.

EsslingenWohl dem, der gute Nerven hat. Autofahrer müssen in Esslingen oft drei Mal ruhig durchatmen. Denn die Suche nach einem Parkplatz ist ein Glücksspiel mit unsicheren Gewinnchancen. Wer e-mobil unterwegs ist, hat oft die gleichen Probleme. Fahrer von Elektroautos kurven motzend durch die Altstadt und schauen sich verzweifelt um. Denn ihre Ladestationen werden von Benzinern belegt, sind von Zulieferern zugeparkt, besetzt oder nicht zu finden. Eine Besserung ist nicht in Sicht. „Ich gehe nicht davon aus, dass ein Ausbau der E-Ladestationen in Esslingen in naher Zukunft erfolgen wird“, dämpft Heiko Willrett, Pressesprecher der EnBW Energie Baden-Württemberg als Betreiberin der Stromtankstellen, optimistische Erwartungen.

Handlungsbedarf sieht auch die Stadt Esslingen nicht. In der City gibt es nach Angaben von Pressesprecher Roland Karpentier 21 öffentliche Ladestationen mit insgesamt 41 Ladepunkten für Elektrofahrzeuge, die alle von der EnBW betrieben werden. Und der Rathaussprecher verweist auf eine Medieninfo der Stadt. „Netz, Fuhrpark und Ladestationen für Elektroautos wurden in den letzten Jahren aufgrund der hohen Nachfrage stark ausgebaut“, heißt es da. Und: „Die neuen, fast im gesamten Esslinger Stadtgebiet aufgestellten Ladestationen erweitern auch die Möglichkeit zur Realisierung flexibler innovativer Verkehrssysteme für reine Elektrofahrzeuge in der Region Stuttgart.“ Und die ökologischen Vorteile der E-Fahrzeuge werden extra hervorgehoben: „Die Fahrzeuge schonen fossile Ressourcen, die Umwelt und den Geldbeutel und sind dabei auch noch leise.“

Parken ohne Gebühren

Mit Blick auf einen weiteren Bedarf an Ladestationen oder Abstellflächen verweist Roland Karpentier im Pressetext darauf, dass Fahrzeuge mit einem E-Kennzeichen auch bewirtschaftete öffentliche Parkplätze nutzen können und dann sogar von den Gebühren befreit wären. Von Benzinern zugeparkte Ladestationen gingen gar nicht: Auf öffentlichen Parkplätzen mit Ladesäulen dürften nur E-Fahrzeuge während des Ladevorgangs abgestellt werden. Bei Zuwiderhandlungen drohen Bußgelder. Und was einen möglichen weiteren Ausbau von Ladestationen generell betrifft, da verweist Roland Karpentier auf die EnBW als Betreiberin.

Der Energieversorger indes hält sich bedeckt. Pressesprecher Heiko Willrett spricht von hohen Investitionskosten, der aufwendigen Suche nach einem geeigneten Standort und dem aus seiner Sicht bereits sehr gut ausgebauten Netz. Die EnBW ermögliche im Verbund mit anderen Anbietern den Zugang zu insgesamt über 30 000 Ladepunkten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Und 80 Prozent der Fahrer würden ihr Auto sowieso im privaten Umfeld aus der eigenen Steckdose oder im halb-öffentlichen Raum etwa beim Arbeitgeber aufladen. Zudem liege der Fokus der EnBW beim Ausbau des Netzes auf Schnellladestationen. In Esslingen sind ausschließlich normale Ladesäulen zu finden, die in der Regel mit zwei Typ-Zwei-Steckern mit je 22 Kilowatt Wechselstrom-Leistung ausgestattet sind. Schnellladestationen haben eine höhe Ladeleistung ab 50 Kilowatt. Wie weit ein Fahrer mit einer Kilowattstunde kommt, hängt nach Darstellung des EnBW-Mannes von Größe, Typ und Ausstattung des Autos ab: Kleinere Fahrzeuge schaffen mit 15 bis 17 Kilowattstunden etwa 100 Kilometer, größere Pkw brauchen dafür gut 25 Kilowattstunden.

Landkarte aufhängen, Augen zu, mit dem Finger auf eine Stelle tippen – und der Standort ist gefunden. Nein, so einfach geht es leider nicht. Die Suche nach geeigneten Plätzen für öffentliche E-Ladestationen ist laut Heiko Willrett schwierig und braucht einen langen Atem. Zunächst müsse die Frage nach dem Bedarf einer solchen Einrichtung geklärt werden: „Das läuft bei der E-Mobilität anders ab als bei Verbrennern.“ Es müssten Flächen mit einer hohen Frequenz, zentraler Lage und guter Erreichbarkeit etwa in einem Wohngebiet gefunden werden. Auch Autobahnraststätten seien bevorzugte Aufstellorte für Ladestationen.

Dann stehe die Eigentumsfrage im Raum: „Wir müssen herausfinden, wem welcher Standort gehört und ob der Besitzer an einer Verpachtung interessiert ist.“ Denn: „Wir kaufen keine öffentlichen Parkplätze, sondern pachten das Areal vom Eigentümer, um Ladestationen bauen zu können.“ Wegen der hohen Investitionskosten hänge die Errichtung oft auch von der Verfügbarkeit öffentlicher Fördermittel ab: „Das ist ein größeres Infrastrukturprojekt.“ Und schließlich müsse geklärt werden, wie hoch die Netzanschlusskosten sind. Sein Fazit: Ladestationen für E-Mobilität schüttelt ein Betreiber nicht einfach so aus dem Ärmel.

Bei den anderen Problemen reicht er den schwarzen Peter weiter. Wenn Benziner einen Platz mit Ladestation zuparken würden, dann habe die EnBW als Betreiberin keine Handhabe: „Wir haben keine Möglichkeit, Knöllchen zu verteilen.“ Die Regelung dieser Ordnungswidrigkeit sei allein Sache des städtischen Ordnungsamtes.

Und auch bei zu langem Parken könne man als Anbieter von Ladestationen nichts machen: Es gebe keine Möglichkeit für zeitliche Beschränkungen. Allerdings dürften hier nur Elektrofahrzeuge während des Ladevorgangs abgestellt werden. Das bedeutet: Die Fahrer von Elektrofahrzeugen brauchen auch in Zukunft gute Nerven bei der Suche nach öffentlichen Stromtankstellen. Und manchmal hilft es auch, drei Mal durchzuatmen.

Standorte von Ladesäulen in Esslingen können im Internet unter https://www.esslingen.de/start/es_services/elektromobilitaet.html abgefragt werden. Tipps und Tricks zum Finden freier Ladestationen in der Nähe des Fahrers stehen unter https://www.enbw.com/elektromobilitaet/produkte/mobilityplus-app/ladestation-finden