Keine Fontäne, keine Karpfen mehr – für Seepate Horst Müller Kern des Algenübels. Doch die Stadt mahnt zur Geduld. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Der naturnah sanierte Berkheimer See gefällt mittlerweile nicht mehr jedem Berkheimer. Algen trüben das klare Wasser. Die Stadtgärnter meinen: Das gibt sich.

EsslingenSo ändern sich die Zeiten. Als Mitte Juni der mit einer dichten Folie unterlegte, verkleinerte und neu modellierte Berkheimer See gefeiert wurde, war selbst Teichpate Horst Müller zufrieden mit dem Ergebnis des städtischen Grünflächenamts. Und das will etwas heißen. Doch eine paar heiße Sommerwochen und etliche grüne Tuffs später ist es mit seinem Wohlwollen schon wieder vorbei: Der See sei komplett veralgt. Und die Stadt wolle einfach nicht auf ihn hören, dass da wieder die Fontäne her müsse. Die habe zuvor Bewegung ins stehende Gewässer gebracht. Auch für Leserbriefschreiber Erich Scheurenbrand ist „aus der Idylle ein Ärgernis“ geworden. Das sorgt bei Niels Ruthardt vom Grünflächenamt für ordentlich Frust. Der Landschaftsarchitekt hat die neue Anlage geplant. Und das nach bestem Wissen und Gewissen. „Sie ist wirklich schön geworden. Das ist ein Klagen auf hohem Niveau“, schlägt sich die Bürgerausschuss-Vorsitzende Aglaia Handler auf seine Seite. „Der Algenbefall liegt am Wetter. Wir stehen in ständigem Kontakt mit dem Grünflächenamt, das kümmert sich auch weiterhin darum.“

Im Konfliktfall geht es um die Frage, wie naturnah ein quellengespeister Teich im Einzugsbereich von gedüngten landwirtschaftlichen Nutzflächen heutzutage sein kann oder sein darf. Der lebenserhaltende Eingriff in den Berkheimer See war notwendig geworden, weil er leckte. Nicht zuletzt deshalb, weil sich die Wurzeln der Ufer-Bäume in die Dichtungsfolie am Grund gebohrt hatten. Zudem hatte das Laub für jede Menge Schlamm im Gewässer gesorgt. Um mehr Abstand von den Bäumen zu bekommen, hatte die Stadt deshalb eine zweieinhalb Meter breite Flachwasserzone anlegen lassen. Der See wurde damit kleiner, aber auch tiefer.

Abschied vom Waschbeton-Charme

Naturnah sollte sich das Berkheimer Wahrzeichen präsentieren, das zuvor den Waschbeton-Charme der 50er-Jahre vor sich hertrug. Da passte auch die durch eine elektrische Pumpe gesteuerte Fontäne inmitten des Sees nicht mehr ins Bild – unterspritzt von der Tatsache, dass sich die Stadt aus Kostengründen mit Wasserspielen seit Jahren zurückhält.

Das „sehr heiße und lichtintensive Wetter“ der vergangenen Wochen, so Ruthardt, ließ in dem nährstoffreichen Wasser jedoch die Algen sprießen. „Damit hatte der See in mehr als 40 Jahren nie ein Problem“, wettert Müller. Das stimme so nicht, meint hingegen Ruthardt. „Früher war der See verschlammt, jetzt sieht man bis auf den Grund.“ Weshalb auch alles ins Auge fällt, was dort nicht sein sollte. „Man muss dem See einfach noch ein bisschen mehr Zeit lassen“, appelliert er an die Geduld der Anwohner. Wenn die Stauden im Uferbereich größer würden, entzögen sie dem Wasser auch mehr Nährstoffe. Er sei sehr zuversichtlich, dass der Algenbefall mit zunehmendem Wachstum der Pflanzen nicht mehr so stark sei. Aber er räumt ein, dass der grüne Flickentreppich „manchmal sehr unschön“ sei, weshalb er auch schon gärtnerisch ausgedünnt wurde. Man habe bei der Sanierung zudem extra zwei Kaskaden eingebaut, über die das Wasser von der Quellfassung in den See falle und zusätzlichen Sauerstoff bringe, erklärt Ruthardt. Er versichert: „Wir haben den See nach wie vor im Blick.“

Für Karpfen-Liebhaber Müller gibt es aber noch einen Grund, warum die Nährstoffe im Wasser nicht wegkommen. Das Grünflächenamt hatte bei der Sanierung die Zielsetzung ausgegeben, dass sich dort künftig nur noch kleinere, ortsübliche Fische tummeln sollten. Müller: „Im See gibt es ja gar keine Lebewesen mehr.“ Das stimmt so offenbar nicht ganz. Ruthardt zufolge hat sich bereits eine Entenfamilie dort niedergelassen – und pumpt munter ihre Hinterlassenschaften ins Wasser..