Die Pep-Band präsentiert Hits der vergangenen 150 Jahre. Foto: von Leesen - von Leesen

Auf 150 Jahre kann die Esslinger Fakultät für Maschinenbau zurückblicken. Rund 200 Gäste verfolgten den Festakt in der Aula. Eine musikalische Zeitreise zeigte die Hochschulband.

EsslingenVor 150 Jahren befand sich Deutschland in der industriellen Revolution, heute mitten in der Digitalisierung – die Fakultät für Maschinenbau in Esslingen kennt sowohl das eine als auch das andere. 1868 als Schule der Maschinenbauer an der Königlichen Baugewerke-Schule zu Stuttgart gegründet, 1914 nach Esslingen umgezogen, ist die Fakultät heute eine der Säulen der Hochschule Esslingen. Auch wenn die vor vier Jahren ihren Hundertsten feierte, wollten die Maschinenbauer ihr deutlich höheres Alter nicht sang- und klanglos vorüberziehen lassen. Mit rund 200 Gästen wurde in der Aula gefeiert.

Umrahmt von Hits der letzten 150 Jahre durch die Hochschulband Pep wurde den geladenen Gästen zunächst eine Reihe von Reden präsentiert. Der Dekan der Fakultät Steffen Greuling zeigte sich optimistisch, dass man nach dem Schwung der Industrialisierung im 19. Jahrhundert auch aktuell einen erfolgreichen Weg gehen werde. Er betonte die gute Zusammenarbeit mit den Maschinenbaufirmen in der Region und ermutigte sich selbst und seine Kollegen, sich mehr anzustrengen, um jungen Menschen klar zu machen, „dass Maschinenbau ein spannendes Studium ist.“

Bürgermeister Ingo Rust studierte auch an der Fakultät

Der Rektor der Hochschule Christian Maercker lobte die Verwurzelung in der Region. Ministerialdirektor Ulrich Steinbach meinte die Besonderheit der Fakultät erkannt zu haben: „Vor vier Jahren den Hundertsten feiern und nun den 150. – da habe ich mich gefragt, ob Sie eine Krümmung im Raum-Zeit-Kontinuum gefunden haben.“ Eine besondere Verbindung zur Fakultät hat der Esslinger Finanzbürgermeister Ingo Rust: Er hat dort studiert und stellte fest: Das logische, sach- und ergebnisorientierte Denken eines Ingenieurs helfe auch in Politik und Verwaltung. Rust versprach weitere gute Zusammenarbeit mit der Stadt und nannte als Beispiel die Kooperation von Stadt und Hochschule beim Thema Elektromobilität.

Nachdem auch der Vorsitzende des Vereins der Freunde der Hochschule Dietmar Ness seine Glückwünsche überbracht hatte, konnte Eberhard Veit als Festredner loslegen. Der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Festo AG hat sich mit einem eigenen Beratungsbüro, der 4.0-VeIT GmbH, selbstständig gemacht und sprach nun zum Thema „Agiler Sprint des Maschinenbaus in die digitale Zukunft“. Am selben Tag aus China zurückgekehrt, schwärmte Veit zunächst von dem Land, in dem „man einfach mal was macht und nicht erst zig Studien in Auftrag gibt“. Nach Ansicht von Veit muss sich der deutsche Maschinenbau in puncto Digitalisierung ordentlich anstrengen. „Für Deutschland ist es kurz vor zwölf.“ Zu den internen Herausforderungen gehöre beispielsweise, dass junge Menschen eine andere Führungskultur erwarteten. Lebenslanges Lernen und eine Kultur des Mitmachens seien notwendig. Der entscheidende Punkt für eine erfolgreiche Digitalisierung seien die Menschen. Offenbar sieht Veit da Probleme: „Lassen Sie es mich lax ausdrücken: Manchmal kommt es mir so vor, als hätten die Deutschen einen zusätzlichen Jammerlappen auf hohem Niveau.“ Damit die Menschen die Digitalisierung freudig mitmachten, verlangte Veit mehr Investitionen in die Bildung.

Auch intern müsse der Maschinenbau noch einige Hausaufgaben machen. Zwar sei die Hardware hervorragend, doch noch sei nicht alles vernetzt. Man benötige Gesamtkonzepte, müsse vom intelligenten hin zum selbstlernenden Produkt kommen und auch digitalen Service entwickeln. Nicht technologisch hochwertige Einzelkomponenten, sondern die Wünsche des Kunden müssten Ausgangspunkt des Denkens sein. Dringend notwendig seien zudem neue digitale Geschäftsmodelle. Da müsse der deutsche Maschinenbau einen Sprint hinlegen, wenn er im globalen Wettbewerb bestehen wolle, unterstrich Veit.