Von Claudia Bitzer

Das Kinderhaus Agapedia steht für Offenheit und Kreativität, für Wertevermittlung und Persönlichkeitsbildung. Es geht vor allem um Kinder und Jugendliche, denen nicht schon von Geburt an alle Türen offenstehen. Die wichtige Rolle, die das Kinderzentrum in der offenen Kinder- und Jugendarbeit Esslingens spielt, haben denn auch alle Fraktionen im Ausschuss für Bildung, Erziehung und Soziales vor Augen gehabt. Ob der Ausbau des Dachgeschosses, für den die gleichnamige Stiftung 30 000 Euro städtische Förderung beantragt hat, zu diesem Kerngeschäft dazugehört, war allerdings umstritten. Während alle anderen Fraktionen und Gruppierungen zustimmten, lehnten die beiden Vertreterinnen der Freien Wähler den Antrag der Stiftung ab.

300 000 Euro Gesamtkosten

Damit blieb freilich immer noch eine satte Mehrheit, die der Stiftung in den kommenden beiden Jahren jeweils 15 000 Euro überweisen will. Die Gesamtkosten für den Ausbau des Dachgeschosses in der Ulmer Straße 29/2 sollen sich auf 300 000 Euro belaufen, Geschäftsführer Stefan Barth hat laut Mitteilung der Stadt bereits Spendenzusagen über knapp 90 000 Euro eingeworben. Der Dachausbau war auch eines der Ziele der EZ-Weihnachtsspendenaktion 2016/17.

Mit der angepeilten Baumaßnahme soll ein neuer Seminarraum entstehen, der unter dem Arbeitstitel „Ideenreich“ als Rückzugs- und Sozialraum zur Entwicklung von neuen Ideen zusammen mit Eltern und Freunden der Agapedia dienen soll. Er soll aber auch „Schnittstelle und Raum für Begegnungen und Querdenken mit den anderen gesellschaftlichen Bereichen“ sein. So heißt es in der Sitzungsvorlage. Zudem sollen dort drei Zimmer, zwei Büros und ein Badezimmer geschaffen werden. Die Stiftung kooperiert nicht nur mit Schulen, der Stadt, dem Stadtjugendring oder Firmen, sondern auch mit internationalen Projektleitern. Das Dachgeschoss wird deshalb auch Übernachtungsmöglichkeiten für ihre Partner aus dem Ausland bieten.

Das Agapedia Kinderzentrum ist zudem seit drei Jahren anerkannter Einsatzort des Europäischen Freiwilligendiensts (EFD), derzeit arbeiten dort vier junge Menschen im Rahmen eines solchen Einsatzes. Die Stiftung will diese Stellen gerne ausbauen und auch deshalb Räume schaffen, in denen junge Leute schlafen können. Die Räume sollen aber nicht nur der Stiftung, sondern auch dem Stadtjugendring und seinen Mitgliedsverbänden für junge Leute aus dem EFD zur Verfügung stehen. „Aber auch für den internationalen Jugendaustausch würden die neuen Räume genutzt werden.“ So heißt es weiter in der Vorlage der Verwaltung, die den Ausbau und die damit verbundenen Ziele als „Bereicherung und Weiterentwicklung für die gesamte Esslinger Jugendarbeit“ wertete.

„Hausinterne Maßnahme“

Das sahen die Freien Wähler so nicht: Der Dachgeschossausbau diene nicht in erster Linie den Kindern und Jugendlichen, sondern sei eher eine „hausinterne Maßnahme.“ Für Annette Silberhorn-Hemminger gibt es zugleich „dringendere Themen, die wir zuerst abarbeiten müssten“.

Stadtjugendring-Geschäftsführer Markus Benz verwies hingegen auf den Kinder- und Jugendbeirat der Stadt, der den Wunsch von Agapedia unterstütze: „Wir haben die Möglichkeit, dass Jugendgruppen aus unseren Partnerstädten und junge Leute aus dem Europäischen Freiwilligendienst dort übernachten können.“

Das war auch dem restlichen Gremium sehr wichtig, zumal immer wieder der Hinweis kam, dass die Stadt ja kein preisgünstiges Jugendgästehaus (mehr) habe. Und so wurde der Zuschuss bei zwei Gegenstimmen auch bewilligt.

WaS zahlt die Stadt am Kinderhaus?

Das Kinderhaus Agapedia, getragen von der von Jürgen Klinsmann gegründeten gleichnamigen Stiftung, richtet sich an Jungen und Mädchen zwischen sechs und zwölf Jahren und kooperiert mit den umliegenden Schulen sowie den Kinder- und Jugendverbänden. Die Stadt fördert den Betrieb des Kinderhauses mit 78 000 Euro. Dazu finanziert sie 68 000 Euro an den Personalkosten und gibt zusätzlich noch 10 000 Euro als Betriebskostenzuschuss - alles pro Jahr. Im Agapedia-Haus in der Ulmer Straße 29/2 sind noch die Geschäftsstelle der Stiftung und eine Mitarbeiterwohnung untergebracht. Am Kauf und Ausbau des Hauses hatte sich die Stadt nicht beteiligt.