Christel und Walter Seierle: "Diese Holperstraße ist eine Folter. Das ist die schlimmste Strecke am ganzen Neckar." Foto: Bulgrin - Bulgrin

Esslingen - Der Weg entlang des Neckarufers ist der Stadtverwaltung schon lange ein Dorn im Auge. Denn die Strecke ist marode und holprig. Außerdem ist sie nach Ansicht der Fachleute im Rathaus eigentlich zu eng, um gleichzeitig für Fußgänger und Radfahrer geöffnet zu sein. Die Stadt befürchtet, dass sie bei eventuellen Unfällen zur Verantwortung gezogen werden könnte. Deshalb will sie die Strecke am Neckar zwischen dem Färbertörlesweg und der neuen Unterführung am Hengstenbergareal nun auf etwa etwa 400 Metern für Radfahrer sperren.

Anlass für die Neuregelung war die Eröffnung des neuen Radtunnels, der nun das Neckarufer mit der Weststadt verbindet. Denn nach Ansicht der Stadtverwaltung steht mit dieser neuen Verbindung nun eine gute Alternativroute zur Verfügung: Statt am Neckarufer entlang könnten die Radler nun über den Färbertörlesweg und die Pliensaubrücke zum Bahnhofplatz fahren. Von dort aus soll es dann weiter über die Fleischmannstraße und die Weststadt sowie durch den Radtunnel hindurch wieder ans Neckarufer gehen.

Doch bei vielen, die den schmalen Weg am Neckarufer nutzen, kommt die geplante Sperrung trotz der Alternativroute nicht gut an. EZ-Mitarbeiter Raphael Conrad hat sich bei den Radfahrern umgehört – und ist dabei auf viel Unverständnis über das Vorgehen der Stadt gestoßen.

Christel Seierle, 60, selbstständig, und Walter Seierle, 67, Rentner, aus Esslingen: Wir sind viel mit dem Fahrrad unterwegs. Diese Holperstraße ist eine Folter. Das ist die schlimmste Strecke am ganzen Neckar. Und der Weg durch die Stadt ist eine Zumutung. Vor allem, wenn man morgens zur Arbeit fahren muss, fährt man nicht durch die Stadt. Das Geld für die Unterführung hätte man an anderen Stellen deutlich besser investieren können.

Ivica Cevis, 43, Facharbeiter aus Stuttgart-Uhlbach: Mir wäre es lieber, wenn man den alten Radweg am Neckar entlang sanieren würde. Dann soll man dort auch mehr Mülleimer und Hundeabfallbehälter anbringen. Die Alternative durch die Stadt ist ein No-Go. Die Strecke ist sehr schlecht, auch wegen des Verkehrs. Man braucht den Fahrradweg nach Plochingen. Lediglich der Anschluss sollte erneuert werden, so wie das bereits in Richtung Plochingen der Fall ist.

Kay Siemer, 19, Abiturient aus Esslingen-Hohenkreuz: Ich finde es cool, dass es jetzt den neuen Radweg gibt. Für mich ist das viel geschickter. Letztes Jahr musste ich den alten Weg am Neckar zu meinem Ferienjob und zurück nehmen. Dafür habe ich ungefähr zehn Minuten länger gebraucht. Trotzdem wäre es natürlich gut, wenn man beide Wege offen lassen könnte.

Björn Klein, 38, Fotograf aus Stuttgart: Der Fahrbahnbelag ist zwar wirklich schlecht, aber benutzbar. Wenn die Sperrung allerdings nicht dazu genutzt wird, den Weg zu verbessern, ist das nicht sinnvoll.

Carolina Gleichauf, 37, Kommunikationsbeauftragte aus Stuttgart: Ich finde, die Fahrradwege müssen grundsätzlich besser werden. Wenn man diesen Weg besser ausbaut, ist er sicherlich schön. Für Fahrradfahrer ist es einfach sehr gut, direkt am Flussufer zu fahren.

Andreas David, 33, Diplomkaufmann aus Esslingen: Ich fahre die neue Strecke durch die Stadt täglich und finde die Unterführung super. Dass aber dafür der Neckarradweg geschlossen wird und Pendler zwingend durch die Unterführung fahren müssen, finde ich überhaupt nicht gut. Der Weg durch die Stadt ist für Fahrradfahrer gänzlich ungeeignet. Die Infrastruktur der neuen Strecke ist einfach nicht für Radler ausgelegt.

Frank May, 63, Pensionär aus Stuttgart: Ich fahre diesen Weg seit über zehn Jahren. Er ist eng, aber es ist noch nie etwas passiert. Das ist eben ein ewiger Konflikt. Das hat auch mit der Breite nichts zu tun, sondern vielmehr mit mangelnder Rücksichtnahme. Die Stadt sollte den Weg am Neckar sanieren, denn der Weg durch die Stadt ist eine zusätzliche Gefahrenquelle für die Fahrradfahrer.