1982 wird der Neubau der Württembergischen Landesbühne eröffnet. Foto: EZ-Archiv - EZ-Archiv

Im Jahr 1982 geschieht viel in der Bundesrepublik: Im September kündigt Bundeskanzler Helmut Schmidt die Koalition auf und bildet eine SPD-Minderheitsregierung.

EsslingenIn der Bundesrepublik zeichnet sich 1982 der Beginn einer neuen politischen Ära ab. Die SPD-FDP-Koalition steckt wegen Uneinigkeit über den politischen Kurs in Wirtschafts- und Rüstungsfragen in einer Krise. Im September kündigt Bundeskanzler Helmut Schmidt die Koalition auf und bildet eine SPD-Minderheitsregierung. Die CDU/CSU und die FDP verständigen sich darauf, Schmidt durch ein konstruktives Misstrauensvotum zu stürzen und den Oppositionsführer Helmut Kohl als Kanzlerkandidaten zu benennen. Kohl wird zum Kanzler gewählt und erklärt, den Nato-Doppelbeschluss, gute Beziehungen zur DDR und die Zusammenarbeit mit dem im Vorjahr gewählten französischen Staatspräsidenten François Mitterrand zu unterstützen.

Die Eßlinger Zeitung weist in einem Kommentar darauf hin, dass es nicht darum gehe, die moralischen Aspekte eines mit einem konstruktiven Misstrauensvotum verknüpften Koalitionsbruch zu bewerten. Vielmehr sei es wichtig, „einen festen Boden für die Führung der Regierungsgeschäfte zu finden“. Allerdings lässt der Autor auch seine politischen Präferenzen durchscheinen. „Es ging um die Weichenstellung: mehr Sozialismus oder Rückkehr zu mehr Marktwirtschaft.“

Im Frühjahr werden zwei Korruptionsfälle bekannt, in die Politiker, Gewerkschaften und Konzerne verwickelt sind. Vorstandsmitglieder des gewerkschaftseigenen Wohnungsbaukonzerns Neue Heimat haben sich auf Kosten der Allgemeinheit bereichert und werden entlassen. In Bonn wird in einer Parteispendenaffäre gegen Politiker ermittelt. Im April besetzen argentinische Truppen die Falkland-Inseln, eine britische Kronkolonie im Südatlantik, die von Argentinien beansprucht wird. Die britische Regierung schickt „zu dieser Stunde nationaler Demütigung“, wie die EZ formuliert, ihrerseits Truppen und Kriegsschiffe auf den Weg, die die Inseln innerhalb von zwei Monaten zurückerobern. Argentinien zieht sich zurück, mindestens 1500 Soldaten sind gestorben.

Im April gibt Israel die besetzte Sinai-Halbinsel vollständig an Ägypten zurück. Damit tritt in der Region eine gewisse Entspannung ein. Im Juni aber besetzt Israel den Süden des Libanon, von wo aus palästinensische Kämpfer die nördlichen Grenzregionen Israels bedrohten. Bei dem Einmarsch kommen vorwiegend Zivilisten ums Leben. Nach einer wochenlangen Belagerung der Hauptstadt Beirut durch israelische Truppen ziehen sich die Kämpfer aus dem Libanon zurück. Damit bleiben jedoch die palästinensischen Flüchtlingslager Sabra und Chatila in Beirut schutzlos zurück. Christliche Milizen nutzen die Gelegenheit und verüben unter den Augen israelischer Besatzungstruppen dort ein Massaker, bei dem mehr als 1000 Palästinenser, in der Mehrzahl Frauen und Kinder, ermordet werden.

Die Württembergische Landesbühne Esslingen erhält ein neues Schauspielhaus. Die Eßlinger Zeitung berichtet von der Eröffnung des Neubaus. In seiner Rede habe der baden-württembergische Minister für Wissenschaft und Kunst Helmut Engler betont, dass sich „die Kunstpolitik in vielen Bereichen auf die Partnerschaft mit kommunalen oder privaten Initiatoren“ stütze. So hätte Esslingen 40 Prozent der Baukosten übernommen und Stadt und Land „sich gemeinschaftlich bereitgefunden, Investitionen vorzunehmen, von denen Impulse auf das geistige Leben auszugehen versprächen“.