1987 kommt der DDR-Staats- und Parteichef Erich Honecker zu einem Staatsbesuch in die Bundesrepublik. Foto: dpa - dpa

In der EZ-Jubiläumsserie geht es um das Jahr 1987. Kohl wird wieder zum Kanzler gewählt und international stehen die Zeichen auf Entspannung.

EsslingenNach der Bundestagswahl im Januar 1987 wird Helmut Kohl wieder zum Bundeskanzler einer CDU/FDP-Koalition gewählt. Kohl schlägt den Großmächten als weitreichenden Abrüstungsschritt die sogenannte „Doppel-Null-Lösung“ vor, nach der die Sowjetunion ihre Mittelstreckenraketen in Europa abbauen und die Nato auf Nachrüstung verzichten sollen.

Im Juli präsentiert auch der sowjetische Parteichef Michail Gorbatschow den USA einen solchen Vorschlag. Die Verhandlungen darüber münden in ein Treffen von Präsident Ronald Reagan mit Gorbatschow im Dezember, bei dem der Vertrag über die Beseitigung der Mittelstreckenwaffen (INF) unterzeichnet wird. Der Kommentator der Eßlinger Zeitung sieht darin zwar „eine historische Stunde“, aber noch keinen Grund zur Euphorie, da „Rüstungskontrolle weder die Machtrivalität zwischen den USA und der UdSSR abschafft, noch die Unvereinbarkeit der Lebensformen zwischen der offenen und den geschlossenen Gesellschaften aufhebt“.

Honecker besucht die BRD

Drei Monate vorher waren allerdings schon wichtige Schritte zu einer Annäherung getan worden. Reagan fordert in Westberlin von Gorbatschow, die Mauer niederzureißen, in der Sowjetunion wird über Demokratisierung diskutiert. Der Staats- und Parteichef der DDR, Erich Honecker, besucht im September für vier Tage die Bundesrepublik und wird mit allen protokollarischen Ehren empfangen. Neben Abkommen zur wissenschaftlich-technischen Zusammenarbeit stehen Fragen des Wirtschaftsaustauschs auf dem Programm. Die EZ kommentiert, dass der DDR „an demonstrativer Bestätigung ihrer staatlichen Selbstständigkeit gelegen“ war, was ihr „in bisher nie dagewesener Weise zuteil“ geworden sei.

Im Frühherbst bewegt ein politischer Skandal die Bundesrepublik. Laut einem Bericht des Magazins Der Spiegel hat der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Uwe Barschel den SPD-Spitzenkandidaten für die Landtagswahl, Björn Engholm, bespitzeln lassen. Barschel weist das zurück, erklärt aber seinen Rücktritt. Wenige Wochen später wird Barschel in einem Genfer Hotel tot aufgefunden. Die Obduktion ergibt als Todesursache einen Suizid durch eine Überdosis Psychopharmaka. Dies wird bezweifelt, Mordtheorien kommen auf, zumal Barschel in diverse dunkle Waffengeschäfte, auch über Geheimdienste, verwickelt gewesen sein soll. Die Zweifel werden nicht ausgeräumt, der Tod bleibt ungeklärt.

Im Oktober kommt es an den Börsen zu einem dramatischen Einbruch der Kurse und Panikverkäufen. Die Krise entzündet sich an der hohen Verschuldung der USA und einem Kursverfall des Dollar, den die europäischen Zentralbanken zunächst nicht durch Devisenkäufe aufhalten. „Erinnerungen an den ‚schwarzen Freitag’ 1929 wurden wach. Die Frankfurter Börse erlebte ihren schwärzesten Tag seit der Kubakrise von 1962“, berichtet die Eßlinger Zeitung.

In Esslingen wird ein Kulturdenkmal gerettet. Das alte und etwas marode Lichtspielhaus Central am Roßmarkt steht vor dem Abriss, doch „Filmfreunde setzten sich für das Kino ein“, schreibt die EZ. Die Bemühungen haben Erfolg, „dank der Bestätigung des Regierungspräsidiums, es handle sich bundesweit um das älteste noch erhaltene Filmtheater, bleibt das Gebäude nun bestehen“.