Der Bundestag beschließt 1991 den Umzug nach Berlin. Der Umbau des Reichstags dauert acht Jahre. Foto: Wikimedia Commons / Jochims - Wikimedia Commons / Jochims

Das Jahr 1991 läutet das Ende der Sowjetunion ein. Berlin wird deutsche Hauptstaat. Zwölf europäische Staaten gründen die EU. Und Ministerpräsident Lothar Späth tritt zurück.

EsslingenDie Besetzung Kuwaits durch irakische Truppen führt im Januar 1991 zum Krieg. Verhandlungen zwischen den USA und dem Irak enden ergebnislos, eine internationale Militärallianz unter der Führung der USA beginnt mit Luftangriffen auf den Irak. Dessen Truppen setzen Ölquellen und Raffinerien in Kuwait in Brand, die Region wird von einer ökologischen Katastrophe bedroht. Schließlich beginnen amerikanische und alliierte Truppen eine Bodenoffensive gegen den Irak. Anfang März wird ein Waffenstillstand vereinbart.

Der Warschauer Pakt wird aufgelöst, die Sowjetunion zieht ihre Truppen aus Polen ab und verschrottet ihre letzten Mittelstreckenraketen in Europa. Im Juli schließen der amerikanische Präsident George Bush und der sowjetische Präsident Michail Gorbatschow den START-Vertrag zum Abbau eines Drittels der strategischen Atomwaffen.

Im Lauf des Jahres erklären sich die Sowjetrepubliken Georgien, Estland, Kirgisien, Tadschikistan und Usbekistan für unabhängig. Das Ende der Sowjetunion wird absehbar. Boris Jelzin wird Präsident der Republik Russland. Er leitet den Widerstand gegen einen Putschversuch gegen Gorbatschow im August. Gorbatschow tritt als Parteichef zurück. Russland, die Ukraine und Weißrussland gründen die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS). Jelzin und Gorbatschow vereinbaren die Auflösung der UdSSR zum Jahresende. Gorbatschow tritt als Präsident zurück, die EG und die USA erkennen Russland als Rechtsnachfolger der UdSSR an. Die jugoslawischen Republiken Kroatien und Slowenien erklären ihre Unabhängigkeit, der Bürgerkrieg zwischen Serben und Kroaten beginnt. Die Serben rufen die „Serbische autonome Region Herzegowina“ aus, Mazedonien erklärt seine Unabhängigkeit. Die Regierung in Belgrad bittet um die Entsendung einer UN-Friedenstruppe.

Die zwölf EG-Staaten beschließen bei einem Gipfeltreffen im niederländischen Maastricht die Gründung der Europäischen Union. Kernelement des Maastrichter Vertrags ist die Errichtung einer Wirtschafts- und Währungsunion mit der Einführung einer Gemeinschaftswährung.

Mit der Mehrheit von 18 Stimmen entscheidet sich der Bundestag für Berlin als künftigen Regierungssitz. Die Eßlinger Zeitung sieht darin „Chancen wie Risiken“. Auf der einen Seite stehe die belastete Geschichte Berlins als „Kapitale des preußischen Zentralismus“, andererseits seien „neue Perspektiven“ zu erwarten. „Das Zusammenleben verschiedener Nationalitäten sollte als Beispiel multikultureller Möglichkeiten und Toleranz auch auf den Rest der Republik abfärben.“

In der Provinz ist davon wenig zu spüren. Im September überfallen Rechtsradikale und Neonazis in der sächsischen Stadt Hoyerswerda Wohnheime für vietnamesische Arbeiter und Asylbewerber. 32 Menschen werden dabei verletzt. In den folgenden Wochen kommt es im gesamten Bundesgebiet zu rechtsradikalen Angriffen und Anschlägen, bei denen mehrere Menschen ums Leben kommen.

Der baden-württembergische Ministerpräsident Lothar Späth (CDU) stolpert im Januar über seine engen Wirtschaftskontakte und tritt wegen der „Traumschiff-Affäre“ zurück. Die Vorwürfe, er habe sich von der Industrie luxuriöse Ferienreisen bezahlen lassen, werden nicht entkräftet. Sein Nachfolger wird der CDU-Fraktionsvorsitzende Erwin Teufel.