Meetings mit Kunden sind ein wichtiger Bestandteil der Arbeit von Kaufleuten für Marketingkommunikation wie Jule Schempp. Foto: dpa/Christoph Schmidt - dpa/Christoph Schmidt

Kaufleute für Marketingkommunikation dürfen mit Zahlen und Stress keine Probleme haben. Sie sind eine wichtige Schnittstelle zwischen Kreativität und Organisation.

Leinfelden-EchterdingenEin neues Produkt soll auf den Markt kommen. Damit es nicht zum Flop wird, benötigt der Hersteller zielgruppengenaue und überzeugende Marketingkonzepte. Die Firma wendet sich an eine Werbeagentur. Bei einer solchen – der RTS Rieger Team Werbeagentur in Leinfelden-Echterdingen – arbeitet Jule Schempp.

Die 21-Jährige absolviert dort eine Ausbildung zur Kauffrau für Marketingkommunikation. Schempp plant und überwacht Marketing- und Werbeaktionen unter kaufmännischen und betriebswirtschaftlichen Aspekten. „Man hat ständig mit neuen Herausforderungen und anderen Kunden zu tun“, erzählt sie.

Schon beim ersten Kundenkontakt ist Schempp mit dabei. Sie lässt sich über die wichtigsten Merkmale des zu bewerbenden Produkts und das Ziel der Marketingkampagne briefen. Dann betreibt sie Marktforschung. Sie analysiert, mit welchen Mitteln und über welche Kanäle die gewünschte Zielgruppe am besten erreicht werden kann.

Über Social Media zum Beispiel? Oder etwa über großformatige Zeitungsanzeigen? Die Ergebnisse fließen in ein Marketingkonzept ein, das Schempp erstellen möchte. „Zum weiteren Ablauf gehören interne Briefings und Abstimmungen mit der Kreativabteilung“, sagt Tim Bögelein. Er ist Geschäftsführer und Gesellschafter der RTS Rieger Team Werbeagentur. Kaufleute für Marketingkommunikation erstellen im Zuge eines Projektes Statusberichte und Kostenvoranschläge. Sobald der grundlegende Plan steht, organisieren sie Meetings mit dem Kunden. Für diese Treffen bereiten sie Präsentationen vor, um dem Kunden vor Augen zu führen, wie die Kampagne aussehen könnte. Kaufleute für Marketingkommunikation nehmen Änderungswünsche auf. Sobald der Kunde alles abgesegnet hat, geht es los mit der Umsetzung der Kampagne. „Als Kauffrau für Marketingkommunikation muss man ständig die Zahlen vor Augen haben“, erklärt Schempp. Denn mit dem Kunden ist eine bestimmte Budgethöhe vereinbart, die einzuhalten ist.

Arbeiten unter Zeitdruck

Im Zuge des Projekts sorgen Kaufleute für Marketingkommunikation dafür, dass organisatorisch alles rund läuft – während die Kreativabteilung das Projekt umsetzt. Die Kaufleute holen Angebote etwa von Fotografen ein, koordinieren Termine und bestellen Werbemittel. Sobald die Kreativen die Aktion fertiggestellt haben, überprüfen die Kaufleute, ob die Vorgaben des Kunden umgesetzt wurden.

Auch eine spätere Erfolgskontrolle der Kampagne gehört zu ihrem Aufgabengebiet. Oft steht das Team unter Zeitdruck, weil nicht selten eine Kampagne schnell fertig sein muss. „Aber es ist sehr beeindruckend zu erleben, wie Kollegen Hand in Hand arbeiten und sich in stressigen Situationen gegenseitig auffangen“, berichtet Schempp.

Die Ausbildung, die auch in der Berufsschule erfolgt, dauert drei Jahre. Der überwiegende Teil der Bewerber hat laut Gesamtverband Kommunikationsagenturen GWA heutzutage Abitur oder Fachabitur. Wer den Beruf ergreifen möchte, benötigt eine kommunikative Ader.

„Neben guten Schulnoten und einem überzeugenden Auftreten können Bewerber mit einem berufsverwandten Engagement punkten“, erklärt Roland Bös, GWA-Vorstand und Geschäftsführer der Werbeagentur Scholz & Friends Hamburg.

Die Höhe der Ausbildungsvergütung ist unterschiedlich. „Die Betriebe legen sie individuell fest“, erklärt Bös. Nach seinen Angaben gibt es im ersten Ausbildungsjahr im Schnitt ungefähr 600 Euro brutto im Monat. Die Vergütung steige dann mit jedem Ausbildungsjahr in der Regel stufenweise auf rund 900 Euro an.

Das Einstiegsgehalt einer fertigausgebildeten Fachkraft beträgt laut GWA-Vorstand Roland Bös im Schnitt 2000 bis 2500 Euro. Die genaue Höhe sei allerdings von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich. Kaufleute für Marketingkommunikation arbeiten in Werbe-, Digital-, Event-, PR- oder Media-Agenturen. Auch in Marketing- und Kommunikationsabteilungen von Unternehmen und Medienpartnern sind die Spezialisten tätig.