Foto: Stadtarchiv

Der Pliensauturm selbst hat sich im Laufe der Zeit nur wenig verändert - in seiner Umgebung hingegen hat sich vieles getan

Esslingen (log/daw) - Er ist ein Wahrzeichen Esslingens: der Pliensauturm. Gebaut im 13. Jahrhundert ist er ein Teil der Befestigungsanlage Esslingens im Allgemeinen und der strategisch wichtigen Pliensaubrücke im Speziellen. Erstmals schriftlich erwähnt wird das innere Tor der Brücke 1297. Seit dem hat sich vieles getan. Der mittlere und der äußere Turm werden zu Anfang des 19. Jahrhunderts abgerissen und auch von der Brücke ist nur der südliche Teil noch erhalten.
1845 wird Esslingen dann an das württembergische Einsenbahnnetz angeschlossen, ein einschneidendes Ereignis. Von nun an verlaufen Schienen zwischen Pliensauturm und der Stadt. Wer durch das Brückentor in die Stadt hinein oder aus ihr heraus will, muss die Schienen queren. Am Bahnübergang passieren immer wieder Unfälle.
1925 werden Brücke und Turm schließlich in das Landesverzeichnis der Baudenkmale aufgenommen. Forderungen nach dem Abriss des Turms wird damit ein Riegel vorgeschoben.

Am 26. November 1926 wird der Durchgang geschlossen, aus dem inneren Tor wird ein schlichter Turm. Ein Nellinger Krautbauer ist der Letzte, der das Pliensautor passiert. Nachdem das Fuhrwerk durch den Torbogen gefahren ist, beginnt man mit dem Zumauern des Durchgangs.

Schon wenig später, am 18. Dezember 1926 sind die ersten türkisgrünweiß gestrichenen Wagen der Pendlerbahn der END dann zur Jungfernfahrt über die Pliensaubrücke unterwegs. Die Linie soll Arbeiter von den Fildern in die ehemalige Reichsstadt befördern. Die Bahn, die wegen des steilen Aufstiegs auf den Zollberg als Meisterwerk der Ingenieurskunst gilt, begibt sich umgehend auf Erfolgskurs. Bereits im ersten Betriebsjahr zählte man mehr als 1,2 Millionen Fahrgäste. Bis zum 28. Februar 1978 ist die END Pendlerbahn in Betrieb.

Die Schienen auf der Pliensaubrücke sind immer noch zu sehen, behelfsmäßig mit Teer zugekleckst. Allerdings wird 2007 der Pliensausteg neu gebaut. Bei den Bauarbeiten legt man auch den Pliensauturm frei. Das Färbertörle und die Treppe am Turm haben die Zeit unbeschadet überstanden und sind nach 80 Jahren endlich wieder sichtbar.