Die Süßspeisen Halawet El jibn und Harissa (vorne, von links nach rechts) Foto: Iyad

Iyad:

Leider kann ich gar nicht genau sagen, ob mir deutsches Essen schmeckt. So viel habe ich noch gar nicht kennengelernt. Meine erste Begegnung mit deutschem Essen war das Käsebrot. Das habe ich von den Polizisten bekommen, die uns nachts um 2 Uhr bei Passau an der Grenze aufgelesen haben. Auch in dem ersten Flüchtlingslager in Regensburg gab es Milch und Käsebrot. Das Essen in der Landeserstaufnahmestelle (LEA) war, glaube ich, auch kein typisches deutsches Essen – Gemüse, Reis, Hähnchen.

Die Essenzeiten sind in Syrien ganz ähnlich: Frühstück, Mittagessen, Abendessen. Aber wir essen dort andere Gerichte. Zum Frühstück essen wir oft Falafel mit Humus oder Eier, Oliven und Joghurt. Freitags bereiten wir weiße Bohnen zu. Freitag und Samstag sind bei uns nämlich die freien Tage und die Bohnen leiten diese Tage ein. Mittags und abends essen wir meistens Reis und Tomaten, aber auch Bulgur, Hähnchen und Kartoffeln. Eins meiner Lieblingsgerichte ist Kusa Mahshi. Das sind ausgehöhlte Zucchini, die mit Hackfleisch und Gemüse gefüllt werden. Eine tolle Süßspeise ist Halawet El jibn. Das sind Käsebällchen, die mit Rosenwasser beträufelt werden. Sie schmecken nach Blumen. Harissa ist auch lecker. Das ist ein Grießkuchen mit Mandeln und Joghurt. Es gibt aber auch ein herzhaftes Gericht mit dem gleichen Namen, ein Weizenbrei mit Fleisch, und einen scharfen Dip.

Natürlich essen die Syrer aber auch Fastfood wie die Menschen überall.

Adel:

An Weihnachten war ich bei einer Esslinger Familie eingeladen. Da gab es Spätzle. Das kannte ich nicht, aber es war lecker. Andere schwäbische Gerichte wie Maultaschen habe ich noch nicht probiert.

In der Flüchtlingsunterkunft in Zell koche ich immer mit den anderen. Ich esse nicht gerne alleine. Wir essen meistens Reis, Gemüse und Fleisch. Das gibt es ja in jedem Supermarkt. Manchmal gehen wir auch zu einem türkischen Laden und kaufen spezielle Gewürze.

Wir holen uns jetzt aber mal Tipps für schwäbisches Essen und probieren das mal.

Der Blog "Neu in Deutschland"

Im August 2015 sind Iyad und Adel in Deutschland angekommen, seit September letzten Jahres leben sie in Esslingen. Die beiden Syrer schreiben in regelmäßigen Abständen von ihrer Flucht und ihrem neuen Leben in Deutschland. Die Texte werden von der EZ-Redakteurin Laura Buschhaus vom Englischen ins Deutsche übersetzt.

Iyad ist 28 Jahre und kommt aus Syrien. Dort hat er als Informationsingenieur gearbeitet und in Damaskus gelebt. An Deutschland schätzt er besonders, dass die Menschen sich frei bewegen und ihre Meinung sagen können.

Adel ist 32 Jahre und kommt aus Daraa in Syrien. Dort hat er als Ingenieur in der Kommunikationsbranche gearbeitet. Er ist beeindruckt, wie gut das Leben in Deutschland organisiert ist – auch wenn ihn die Papierflut manchmal irritiert.