Von Gaby Weiß

Vier Wochen lang bekommt das Publikum Literatur in Hülle und Fülle geboten, doch auch das beste Festival geht irgendwann zu Ende. Und das Finale wird groß gefeiert. Das Literaturfest im Jazzkeller bietet einen ebenso unterhaltsamen wie abwechslungsreichen Mix aus Literatur und Musik und ist für viele LesART-Fans Kult.

An diesem Abend stehen Autoren aus dem Ländle im Mittelpunkt. Manche sind in Esslingen wohlbekannt und sehr geschätzt - so wie Günter Guben, der seine neue Gedichtsammlung „Verfügung der Dinge“ (Edition Hammer und Veilchen, 12 Euro) mitbringt. Guben ist Hamburger, lebt aber seit 40 Jahren in Esslingen. Der Mann mit dem charakteristischen Schlapphut ist vielfältig begabt - ob als Autor, Musiker, Maler oder Fotograf. „Ich bin Sammler und zugleich Erfinder von Wirklichkeit“, sagt er. Guben liebt das Hintergründige, das Doppelbödige und das Überraschende, und er hat einen Blick für die absurden und manchmal auch grotesken Seiten unseres Daseins. Und es ist jedesmal ein Vergnügen, zu erleben, wie er lustvoll mit der Sprache spielt.

Wer an Literatur in Esslingen denkt, der kommt an Olaf Nägele nicht vorbei. Dass er Schwabe ist, klingt auch in seinen Texten an. Doch er ist weit entfernt von schwäbischer Behäbigkeit und dialektalem Schenkelklopfhumor. Nägeles Texte sind am Leben geschult - ganz egal, ob er „Maultaschi Goreng“ serviert oder „Gsälz auf unserer Haut“ spürt. Dass er auch als Krimiautor den Schalk im Nacken hat, zeigt sein Roman „Goettle und die Hexe vom Federsee“ (Silberburg-Verlag, 9.90 Euro), der im oberschwäbischen Kurbad-Milieu spielt: Als Patienten einer Kurklinik plötzlich gehäuft über ominöse Beschwerden klagen, schießen die Gerüchte ins Kraut. Und als ein Patient sogar stirbt, weiß Pfarrer Andreas Goettle, dass sein geistlicher und kriminalistischer Beistand gefordert ist.

Und schließlich darf sich das Publikum auf Silke Knäpper und ihren Roman „Hofkind“ freuen (Verlag Klöpfer und Meyer, 13.99 Euro). Familiengeschichten bergen oft besondere Tragik und Dramatik - so wie die Geschichte von Carla. Als sie acht Jahre ist, nimmt sich ihr Vater das Leben. Das Mädchen weiß nicht, wie ihr geschieht. Sie spürt nur, dass sie fortan allein ist mit einer Mutter, von der sie sich nie wirklich geliebt fühlt und die nur an sich denkt. Weil sich Carlas Mutter ohne einen Mann an ihrer Seite verloren fühlt, bindet sie sich neu, doch der Stiefvater macht der Tochter Angst. Als Carla unter fragwürdigen Umständen schwanger wird, muss sie sich der Herausforderung stellen, ihr Leben endlich selbst in die Hand zu nehmen und sich vom Fluch ihrer Familie zu befreien. Doch das ist leichter gesagt als getan. Silke Knäpper versteht es, dieses subtile Geflecht aus Abhängigkeiten und Verwundungen, das die Familie verbindet, zu sezieren und die Abgründe, die sich dahinter auftun, auszuloten.

Für den guten Ton sorgt das Magnus Mehl Quartett. Die Brüder Ferenc und Magnus Mehl und ihr Ensemble stehen für einen modernen Jazz, der sich in mitreißenden Eigenkompositionen und gefühlvollen Balladen äußert. „Mit ihrem tollen Zusammenspiel und ihren energiegeladenen Soli begeistert die Band jedesmal ihr Publikum“, versprechen die Veranstalter.