Ob Küche oder Büro, auf ergonomische Aspekte am Arbeitsplatz legt Möbelbauer Ehle großen Wert. Foto: Ehle Quelle: Unbekannt

Strukturiert zu arbeiten, darauf legt Schreinermeister Michael Ehle großen Wert. Doch das neue CNC-Bearbeitungszentrum hat den Produktionsablauf in der Werkstatt in der Deizisauer Keplerstraße erst mal durcheinander gebracht. Jetzt müssen Plattensäge, Furnierpresse und andere Maschinen neu angeordnet werden. 180 000 Euro hat das Fünf-Achs-Zentrum mit Fräs- und Bohrköpfen gekostet. Das leistet sich ein Schreiner, der Besonderes produzieren will und keine Angst vor schrägen Kanten hat.

Von Roland Kurz

Auf der Arbeitsfläche des CNC-Zentrums liegt eine geschwungene Tischplatte aus Birnbaum. Kein 08/15-Möbelstück, sondern mit ungewöhnlichen Maserungen, für eine Kundin mit Ansprüchen ausgewählt. Das ist typisch für die Arbeitsweise der Firma Ehle Möbel- und Innenausbau und vorwiegend der Job von Katja Ehle. Sie hat nach ihrer Lehre an der Fachschule Köln Einrichtungsplanung studiert. „Mir ist wichtig, die Kunden in einem weiten Blickfeld zu beraten, den ganzen Raum zu betrachten“, erklärt sie. Deshalb geht sie grundsätzlich zu den Kunden, spricht über ihren Geschmack und beobachtet, wenn es eine Firma ist, auch mal ein oder zwei Stunden den Betriebsablauf. „Wir sehen uns als Gestalter“, sagt die 38-Jährige, die Instrumentenbauerin werden wollte und deshalb eine Schreinerlehre begonnen hatte.

Den weiten Blick hatte schon Fritz Ehle, der bereits in den 70er-Jahren perspektivische Zeichnungen angefertigt hat, um die passenden Möbel in eine Wohnung zu stellen. „Er hat die Weichen gestellt“, sagt Schwiegertochter Katja Ehle anerkennend. 2008 hat ihr Mann Michael (44) die Firma übernommen, in fünfter Generation. Beide sind zusätzlich als Betriebswirte ausgebildet. Im Büro werden sie noch immer von Mutter Lisa Ehle unterstützt.

Die Firma, die inklusive Familienmitglieder zehn Beschäftigte hat, kann renommierte Kunden vorweisen. Für das Wirtschaftsministerium des Landes stattete man den Empfangsbereich aus, im Abgeordnetenhaus steht eine Küche aus Deizisau, die Uni Hohenheim ließ Medientische für den Hörsaal herstellen. Banken, große Kanzleien und Arztpraxen vertrauten auf Geschmack und Können der Ehles. Nach wie vor überwiegen aber die Privatkunden.

Michael und Katja Ehle achten nicht nur auf Ästhetik. Meister Ehle hat eine Zusatzausbildung gemacht, um das Zertifikat „Fachbetrieb gesundes Wohnen“ zu erhalten. Schimmelbildung ist in modernen, gut gedämmten Häusern ein Thema. Damit Möbel an eine Außenwand gestellt werden können, wendet der Schreiner eine besondere Konstruktion an, die Luft zwischen Sockel und Korpus zirkulieren lässt.

Ergonomie, Beleuchtung und Ausdünstung von Materialien sind weitere Gesundheitsaspekte. Auch das Zertifikat „Aktiv Wohnen - barrierefrei“ kann die Schreinerei vorweisen. Ihr Wissen wendet Katja Ehle beispielsweise für das Projekt „Wohncafé“ der Esslinger Wohnungsbau GmbH an. Damit ältere und behinderte Menschen mitkochen können, werden Oberschränke eingebaut, die dem Nutzer entgegenfahren. Die Tische sind höhenverstellbar. „Billigküchen können wir nicht, Mittelklasse schon“, sagt Michael Ehle. Seine Frau nickt: „Wer zum Schreiner geht, will seine Möbel nicht in fünf Jahren wieder rauswerfen.“

Produziert wird ausschließlich in der Deizisauer Halle. „Wir kaufen keine Teile zu, wir fertigen inklusive Lackierung“, betont Meister Ehle. Mit seinem Maschinenpark könne er rationell produzieren und halte die Wertschöpfung im eigenen Haus. Selbst die Furniere macht der Möbelbauer. Katja Ehle sucht die passenden Holzblätter aus und plant die Oberflächen mit dem CAD-Programm, damit die Maserung auch korrekt über die Kante hinweg läuft. Handwerkskunst und Geschmack finden hier zusammen.