Das Gemeinschaftsgefühl steht bei den geplanten Angeboten im Fokus. Foto: imago/Ulli Winkler

In Filderstadt soll die Quartiersentwicklung weiter vorangetrieben werden. Ein Pilotprojekt in Sielmingen war und ist ein Erfolg, nun ist Bonlanden dran.

Filderstadt - Bereits zur Halbzeit im Oktober 2020 war die Bilanz mehr als positiv: Die altersgerechte Quartiersentwicklung in Sielmingen war und ist ein Erfolg. Anfang 2019 ist dort der Quartiersladen eröffnet worden, und tatsächlich ist der Treff an der Sielminger Hauptstraße rasch zum Mittelpunkt im dörflich geprägten Stadtteil geworden.

Vor allem Senioren finden dort Begegnungs-, Mitmach- und Beratungsangebote, die, je nach Corona-Lage natürlich, gut angenommen werden. Vereine, Institutionen, Organisationen und Privatleute im etwa 8000 Einwohner zählenden Teilort ziehen mit der Verwaltung an einem Strang, sodass vieles längst zu Selbstläufern geworden ist und in die Verantwortung der Bürger übertragen wurde. „Es ist eine schöne Gemeinschaft entstanden“, sagte Nadja Kober, die Quartierskoordinatorin, seinerzeit.

Förderung in sechsstelliger Höhe für Sielmingen

Für das wissenschaftlich begleitete Projekt hatte Filderstadt auch eine üppige Anschubfinanzierung erhalten. Die Stadt hatte sich 2018 beim Ideenwettbewerb „Quartier 2020. Gemeinsam. Gestalten“, ausgelobt durchs Land, beworben und fürs Konzept „Sielmingen inklusiv“ eine Förderung in sechsstelliger Höhe bekommen.

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Doch Sielmingen soll erst der Anfang sein. In der Sitzung vor dem Jahreswechsel hat der Gemeinderat mehrheitlich einer Vorlage zugestimmt, wonach Bonlanden der nächste Stadtteil sein soll, in dem etwas passiert. Beziehungsweise: Passiert ist bereits einiges. Im Sommer und Herbst fanden zu verschiedenen Themen erste „Nachbarschaftsgespräche auf dem Markt“, Führungen und eine Rallye statt. „Bonlanden weist eine Infrastruktur auf, die für den Auf- und Ausbau inklusions- und gesundheitsfördernder Aktivitäten und Maßnahmen in Zusammenarbeit mit lokalen Akteur*innen besonders geeignet ist. Eine Vielzahl von Verantwortlichen im professionellen und im ehrenamtlichen Bereich erlaubt eine starke lokale Einbindung“, heißt es in der Vorlage.

Projekt in Bonlanden soll kein Abklatsch werden

Das Projekt in Bonlanden – mit rund 11 000 Einwohnern der zweitgrößte Stadtteil – soll indes kein Abklatsch werden. „Wir möchten nicht schlicht kopieren, was wir in Sielmingen gemacht haben, sondern schauen, was jeder Stadtteil braucht“, sagte der Oberbürgermeister Christoph Traub in der Sitzung im Dezember. Primäres Ziel sind wieder Kooperationen mit Vereinen, Kirchen, Initiativen und anderen Interessensgruppen. Deren Mitwirkungsbereitschaft wurde bereits im September durch ein erstes Netzwerktreffen abgeklopft, beteiligungsorientierte Aktivierungsschritte im Quartier sollen im Sommer starten.

Ein Grundproblem gibt es allerdings. Bonlanden ist urbaner. Durch viele Firmen, Schulen oder Sportanlagen ist der Stadtteil zwar vielfältig aufgestellt, „allerdings scheinen Verknüpfungen von Themen und von Akteur*innen wenig entwickelt zu sein oder aufgrund des fehlenden jungen Engagements eher rückläufig zu sein“, heißt es seitens der Stadt.

Quartiersbüro für den Stadtteil

Geplant ist vieles. Im Fokus stehen unter anderem Begegnungs- und Mitmachmöglichkeiten, und zwar generationen- und kulturübergreifend, mehr Attraktivität für den Ortsmittelpunkt sowie geeignete Formate für mehr Bürgerbeteiligung. Schwerpunkte sieht die Verwaltung bei den Themen „Gesundheit vor Ort“ sowie Inklusion. Passend zu Letzterem hat die Stadtverwaltung Ende 2021 einen Förderbescheid vom Land erhalten. Das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration unterstützt ein geplantes Projekt unter dem Titel „Kulturmeile inklusiv – Bonlanden bewegt“ mit knapp 18 000 Euro.

Vorantreiben soll die künftige Quartiersarbeit wiederum Nadja Kober, die derzeitige Quartierskoordinatorin in Sielmingen, in geteilter Funktion. Angesetzt ist ein Zeitraum bis September 2023. Vorgesehen ist zudem ein Quartiersbüro. Ein Gebäude hat die Verwaltung auch schon ausgeguckt. Das Hochbauamt ist mit einer Machbarkeitsstudie fürs Alfons-Fügel-Geburtshaus an der Kronenstraße – das ehemalige Gasthaus Krone – beauftragt.