Die Zeit ohne Pfarrer ist vorbei: Thomas Vogel wurde in der St. Stephanus-Kirche in Bernhausen feierlich in sein Amt eingesetzt.

FilderstadtWie schön, dass Sie da sind“, hörte Pfarrer Thomas Vogel bei der Investitur in der St. Stephanus-Kirche in Bernhausen am Sonntag häufig. Die feierliche Amtseinsetzung leitete Dekan Paul Magino vom Katholischen Dekanat Esslingen-Nürtingen. Auch der evangelische Kollege Dekan Gunther Seibold, Bürgermeister Andreas Koch, Pfarrer Andreas Streich, Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen, Pfarrer Hans Stehle aus Echterdingen sowie Susanne und Reinhold Walter vom Pastoralteam begrüßten ihn mit warmen Worten. Der Ausspruch von Hans Vogel vom Pflegeheim St. Vinzenz in Plattenhardt: „Alle Vögel sind nun da“, sorgte für Gelächter am Ende des zweieinhalbstündigen Gottesdienstes.

Bei der Investitur spürte man den Optimismus, die Zuversicht und Liebe des neuen Seelsorgers zu den Menschen. Nach zehn Jahren als Pfarrvikar in Plochingen in der Kirchengemeinde St. Konrad steht Vogel nun der katholischen Seelsorgeeinheit Filderstadt vor, zu der die Kirchengemeinden St. Stephanus mit den Kirchen in Bernhausen und Sielmingen, die Liebfrauen-Gemeinde Bonlanden/Plattenhardt und die kroatische Gemeinde Kraljica mira gehören. Etwas über 8000 katholische Christen zählen zu der Seelsorgeeinheit.

„Ich hätte weiter in Plochingen bleiben können, es war ein guter Platz, eine schöne Routine“, sagte Pfarrer Vogel. Doch sein Herz habe ihm gesagt, es sei der richtige Zeitpunkt, um noch einmal zu wechseln. Er gehe keineswegs aus Frust, sondern aus Lust auf neue Aufgaben. Auf die Frage, wie er sein Amt gestalten möchte, sagt Vogel: „Mir ist die Ökumene sehr wichtig, die Unterstützung überkonfessioneller Netzwerke sowie die Schaffung von Räumen, in denen Vertrauen stattfindet.“ Kirche sei für ihn keine Sonderveranstaltung einer frommen Elite, sondern eine gelebte religiöse Gemeinschaft als Teil der Gesellschaft. „Ich bin gern nah dran an den Leuten.“ Pastorale Orte befinden sich für ihn nicht nur im Kirchenraum. „Der Gartenzaun im Pfarrhaus von Reichenbach war für mich auch ein pastoraler Ort, da ich gern und oft im Garten arbeite.“ Vogel ist gelernter Gärtner. „Über den Zaun sprachen mich oft Leute an, die sonst nie am Pfarrhaus geklingelt hätten.“ Auch in Filderstadt möchte er einen engen Umgang mit den Leuten pflegen, mit dem Kirchengemeinderat und dem Pastoralteam die Aufgaben gestalten.

Weshalb wurde er Priester und blieb nicht Gärtner? „Ich hatte kein Damaskus-Erlebnis wie Paulus. Es war ein längerer Prozess, der schon in meiner Bundeswehrzeit bei der Marine begann“, sagte er. Die Arbeit als Gärtner sei beglückend gewesen, aber es habe etwas gefehlt. Thomas Vogel holte das Abitur nach und studierte Theologie in Tübingen und Granada. Er arbeitete als Diakon in Leinfelden, nach der Priesterweihe 1992 als Vikar in Münsingen und Ravensburg, bis 2000 als Pfarrer in Böblingen, bis 2009 als Diözesankurat der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg in Wernau und dann in Plochingen.

Zu den Modernisierungsbestrebungen in der katholischen Kirche wie Abschaffung des Zölibats, mehr Rechte für Frauen und gemeinsames Abendmahl mit Protestanten sagte Vogel: „Ich bin ein offener Mensch. Beim Thema der Beteiligung von Frauen ist noch sehr viel Potenzial und im Blick auf die Ökumene muss man das Gemeinsame betonen.“ Den Zölibat würde er abschaffen.

Für den Investiturgottesdienst suchte sich Vogel Bibelstellen aus, die ihn charakterisieren. „Suchet das Wohl der Stadt“ des Propheten Jeremias illustriere, dass man sich nicht in frommer Exklusivität abgrenzen sondern in Dialog mit einer Kommune treten solle. Einen Leitspruch aus dem Galatherbrief des Paulus wählte er bereits für seine Priesterweihe: „Zur Freiheit hat uns Christus befreit!“ Dieser Satz steht für Vogels Unabhängigkeit im Denken und Wirken. Die dritte Stelle aus dem Brief des Matthäus beschreibt, wie Petrus wie Jesus übers Wasser gehen möchte, versinkt und von Jesus herausgezogen wird. Dieses Bild zeigt Pfarrer Vogel, dass man mal etwas Ungewöhnliches wagen darf. „Es darf auch mal was schiefgehen. Jeder kann Fehler machen.“ Pfarrer Vogels betonte: „Wenn man es nicht versucht, ist’s eh schon schiefgegangen.“