Wem die Stunde schlägt: Bronzefiguren schlagen die Stunden auf der Spitze des Uhrturms von St. Markus, Torre dell Orologio, auf der Piazza San Marco in Venedig. Foto: Imago/Imagebroker

Mehr als eine Million Menschen sind im Jahr 2022 in Deutschland gestorben. Die Zahl der Corona-Toten ist rückläufig. Dagegen nehmen die Sterbefälle in einem anderen Bereich deutlich zu. Und: Wer hat am meisten Angst vor dem Sterben?

Täglich sterben unzählige Menschen in Deutschland – einsam oder begleitet von Familie und Freunden, beweint oder vergessen, verzweifelt oder friedlich. Für das Sterben gibt es keine Norm. Jeder begegnet dem Tod anders, jeder geht den letzten Weg auf ganz individuelle Weise.

Der Tod ist in unserer Gesellschaft allgegenwärtig, auch wenn viel Zeit und Mühe darauf verwendet wird, ihn in Hinterzimmern und Abstellkammern zu verbergen, damit möglichst wenige von seinem Schrecken mitbekommen. Und dennoch ist er immer da, vor allem in den Köpfen der Menschen.

Angst vor Sterben und Tod

Laut einer Umfrage des Markt- und Sozialforschungsinstituts Insa-Consulere im Auftrag der Evangelischen Nachrichtenagentur Idea fürchtet sich jeder dritte Bundesbürger vor dem Tod – rund 35 Prozent der Befragten. 41 Prozent gaben an, sie hätten keine Angst. 20 Prozent erklärten, sie wüssten es nicht. Drei Prozent machten keine Angaben.

Mit steigendem Alter sinkt der Umfrage zufolge die Angst vor dem Tod. Besonders fürchten sich 30- bis 39-Jährige (42 Prozent), gefolgt von 40- bis 49-Jährigen (39 Prozent) und 18- bis 29-Jährigen (37 Prozent). Ab 50 sinkt die Todesangst auf 33 Prozent, ab 60 auf 31 Prozent und bei den über 70-Jährigen auf 29 Prozent.

Todesursachen

Die Zahl der Todesfälle in Deutschland ist im vergangenen Jahr um 4,2 Prozent gestiegen. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) im Wiesbaden am Mittwoch mitgeteilt hat, starben 2022 rund 1,07 Millionen Menschen. Ein Jahr zuvor waren es rund 1,02 Millionen Verstorbene. Ein Überblick über die Todesursachen:

Herz-Kreislauf

Erneut waren Herz-Kreislauf-Erkrankungen die häufigste Todesursache, sie machten ein Drittel (33,6 Prozent) aller Sterbefälle aus. Bei gut einem Fünftel (21,7 Prozent) war ein Krebsleiden die Ursache.

Corona

Den Angaben zufolge wurde bei 52 357 Verstorbenen (4,9 Prozent) Covid-19 als ausschlaggebende Todesursache festgestellt. 2021 war dies mit einem Anteil von 6,9 Prozent (71 331 Verstorbene) noch die dritthäufigste Todesursache. In den Zahlen nicht enthalten sind Fälle, in denen Covid-19 auf dem Totenschein als Begleiterkrankung dokumentiert wurde.

Atmungssystem

Dagegen ist die Zahl der Todesopfer aufgrund von Krankheiten des Atmungssystems überdurchschnittlich gestiegen, und zwar um 18 Prozent auf 67 633. Entscheidend hierfür sei der Anstieg bei den Grippetoten und bei Menschen, die an einer Lungenentzündung gestorben seien, erklären die Statistiker. Covid-19 zähle das Bundesamt in dieser Statistik nicht zu den Atemwegserkrankungen, da es als Pandemie-Ursache gesondert betrachtet werde, sagte ein Sprecher.

Psychische Leiden

Einen weiteren deutlichen Anstieg (plus 14,7 Prozent) verzeichnet Destatis bei Menschen, die aufgrund psychischer Leiden oder Verhaltensstörungen zu Tode kamen. „Insgesamt verstarben 68 777 Menschen an diesen Erkrankungen, davon waren 25 941 Männer und 42 836 Frauen, heißt es weiter. Mit 53 323 Sterbefällen würden Demenzerkrankungen dabei mehr als drei Viertel in dieser Krankheitsgruppe ausmachen.

Nicht-natürliche Todesursachen

  • Äußere Ursachen: Auch bei den nicht-natürlichen Todesursachen nahm die Zahl der Sterbefälle zu: Laut den Daten starben 47 912 Menschen (4,5 Prozent) an einer sogenannte äußeren Ursache, das entspricht einem Zuwachs von rund elf Prozent gegenüber dem Vorjahr.
  • Sturz: Der höchste Anstieg wurde bei Stürzen verzeichnet, auf diesem Weg kamen 20 311 Menschen ums Leben (plus 11,7 Prozent).
  • Unfall: Bei sogenannten Transportmittelunfällen – dazu zählen insbesondere Straßenverkehrsunfälle – fiel der Pandemie-Effekt weg. Hier nahm die Zahl der Todesfälle um acht Prozent auf 3141 Fälle zu.
  • Suizid: Die Zahl der Suizide stieg im Vorjahresvergleich um 9,8 Prozent auf 10 119 Tote. Allerdings lag der Anteil der Suizide an allen Todesursachen wie schon in den Vorjahren konstant bei etwa ein Prozent. Mit rund 74 Prozent machten Männer dabei den größten Teil aus.