Alleinunterhalter Wolfgang Sprich hat mehr als 700 Lieder einstudiert, damit er bei Tanznachmittagen nahezu alle Wünsche erfüllen konnte. Nun hat er seine aktive Musikerlaufbahn beendet. Foto: Ehehalt Quelle: Unbekannt

Von Gerlinde Ehehalt

Der Name Wolfgang Sprich hat vor allem für Senioren einen guten Klang. Jahre lang hat er sie begleitet - auf dem Tanzboden. Acht Jahre hat er zum Seniorentanz aufgespielt, unter anderem im „Rössle“ in Wolfschlugen. Doch im Dezember hat er seine aktive Zeit als Musiker beendet. Die Entscheidung ist dem Alleinunterhalter aus Riederich nicht leicht gefallen. „Ich war mit Leib und Seele dabei“, sagt der 68-jährige. In seinen braunen Augen glitzert Wehmut. „Es gibt für einen Musiker nichts Schöneres als für Senioren zu spielen. Sie kommen voller Freude ins Lokal, ziehen ihre Tanzschuhe an, sind vom ersten Ton an auf der Tanzfläche und tanzen drei Stunden lang durch.“

Doch nach 50 Jahren insgesamt und nach acht Jahren im Seniorentanz sei nun Schluss mit den öffentlichen Auftritten. Er habe mit Hermann Breuning, Gery Rapatz und Wolfgang Schölzel drei gute Musiker gefunden, welche die Tanznachmittage für Senioren an den bekannten Veranstaltungsorten weiterführen, betont Sprich.

Seine Leidenschaft fürs Musikmachen begann schon in frühester Jugend. „Mein Opa schenkte mir eine Wandergitarre und ich fuhr bald mit 16 Jahren auf meiner Kreidler zu den ersten Auftritten“, erinnert sich der Musiker. Seine erste Tanzkapelle nannte sich „Die Teenies“, danach spielte der Gitarrist und Sänger bei den „Piccolos“, den „Enschoros“ oder den „Butterflies“. Bis 2012 gehörte Sprich zum Duo „Gerd und Wolfgang“, das bei Festen in der Region zum Tanz aufspielte. Im Jahr 2009 fand er seine wahre Passion und übernahm die musikalische Gestaltung der Senioren-Tanznachmittage von „Anne und Fritz“.

Vier bis fünf Auftritte pro Monat absolvierte der Vollblutmusiker in den acht Jahren und studierte über 700 Stücke ein. „So konnte ich alle Musikwünsche erfüllen“, sagt er lächelnd. Dabei zwinkern seine Augen fröhlich. „Ich kannte die Lieblingsmelodien vieler Gäste. Für Thea und Adolf spielte ich den „Florentinischen Tango“, für Christel und Bärbel einen „Rheinländer“ und für Gerdi durfte ein „Boarischer“ nie fehlen.“ Ob Lieder von Peter Alexander, Helene Fischer oder von Andrea Berg und den Kelleys gewünscht wurden oder die „Capri Fischer“, „Sierra Madre“ und „Dich gibt’s nur einmal für mich!“ - nie wurde der Mann an der Gitarre verlegen, sang und klampfte dreieinhalb Stunden lang für die Gäste. Stets ohne festes Programm, aber mit viel Hingabe und engem Kontakt zu den Gästen.

„Die Lieder stellte ich immer neu zusammen“, erzählt Sprich. „Für Katharina und Roland spielte ich „Oh Katharina“, „Ganz in Weiß“ und „Vaja Condios“. Zum Dank dafür gab’s an Weihnachten immer einen Stallhasen“, schmunzelt er. Es wurde nicht nur Disco Fox getanzt. „Ich hatte auch schwungvolle Walzer, flotte Polkas, Twist oder Rock’n’Roll in meinem Repertoire. Die Senioren können einfach noch super tanzen!“

Tanzen halte gesund und wirke wie ein Jungbrunnen, meint der Musiker. „Egal ob die Leute Hüft- und Knieprobleme haben, an den Augen operiert werden, kaum geht’s ihnen besser, kommen sie wieder zum Tanznachmittag.“ Eine Seniorin habe sogar ihren Rollator am Wendlinger Bahnsteig festgebunden und sei mit der Bahn zum Tanzen nach Frickenhausen ins Omni gefahren, verrät Sprich. „Eine andere brach sich zu Silvester den Oberhalsschenkelknochen. Im März war sie wieder beim Tanz.“ Eine Frau aus Kohlberg sagte bei der Beerdigung ihrer krebskranken Mutter: „Herr Sprich, Sie waren das beste Arzneimittel für meine Mama!“

„Die meisten Tanzgäste sind zwischen 60 und 90 Jahre alt“, sagt der Alleinunterhalter. Er befürchtet aber, dass über kurz oder lang der Nachwuchs fehlt. Viele sagen: „Zu den Mumienschiebern gehen wir nicht!“ Dabei seien die Tanznachmittage auch für Jüngere geeignet, da viele aktuelle Hits gespielt werden.

Den beliebten Seniorentanz gibt es auch nach Wolfgang Sprichs Karriereende weiterhin. Der erste Termin ist am Sonntag, 7. Januar, ab 14 Uhr im Gasthaus Rössle.