Das „Haus E“ der Kreisbaugesellschaft im Schelmenholz ist fertiggestellt. Foto: Gottfried Stoppel

Vor 60 Jahren ist der Winnender Stadtteil Schelmenholz entstanden. Das Quartier Schiefersee ist jetzt nicht nur grundlegend modernisiert worden, auf bestehender Fläche sind auch 300 neue Wohnungen entstanden.

Die digitale Tafel am Eingang informiert mit Bild und Text, dass an diesem Tag in einer Wohnung im dritten Obergeschoss des Hauses ein Pressetermin mit Landrat Richard Sigel und anderen wichtigen Leuten stattfindet. Künftig sind hier Bekanntmachungen wie Kehrwochendienste und Mülltonnenleerungszeiten zu finden.

Im Winnender Schelmenholz ist mit dem sogenannten Haus E jetzt der letzte Baustein einer vor elf Jahren begonnenen Quartiersneuentwicklung gesetzt worden. Der Landkreis hat über seine Kreisbaugruppe mehr als 55 Millionen Euro investiert und im Areal Schiefersee gut 200 Wohnungen geschaffen. 66 Appartements stehen für Mitarbeitende der Rems-Murr-Kliniken zur Verfügung. 40 Eigentumswohnungen wurden verkauft, der Rest bleibt im Bestand der Kreistochter.

Ökologisches Leuchtturmprojekt

Auf das Haus E ist man besonders stolz. Die Rede ist von einem ökologischen Leuchtturmprojekt, von dem sich jetzt unter anderem auch der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Baden-Württembergischen Landtag, Andreas Schwarz, eigens vor Ort ein Bild gemacht hat.

Die 32 frei finanzierten, barrierefreien Zwei-, Drei- und Vier-Zimmer-Mietwohnungen, die von dem Weinstädter Architekturbüro Auch und Binder geplant und von dem fränkischen Generalunternehmer Wolf-Haus erstellt wurden, bieten insgesamt gut 2200 Quadratmeter Wohnfläche. Der gesamte Gebäudekomplex ist größtenteils in klimafreundlicher Holzbauweise entstanden, er erreicht den hohen Effizienzhaus-Standard, KfW-40-Plus. Die Wärmeversorgung erfolgt über Luft-Wärme-Wasser-Pumpen, in Spitzenlastzeiten wird das Haus über das örtliche Fernwärmenetz versorgt. Die Photovoltaikanlage auf dem Dach produziert mehr Strom als für das Haus benötigt wird. Die Überkapazitäten werden in das örtliche Stromnetz eingespeist, der finanzielle Ertrag wird über ein Mietermodell entsprechend der Quadratmeterzahlen gutgeschrieben. Die Verantwortlichen rechnen mit deutlichen Ersparnissen bei den Mietnebenkosten.

Innovation in Planung und Bau

Für den Grünen-Politiker Andreas Schwarz ist es angesichts der statistischen Erkenntnis, dass der Mensch 90 Prozent seiner Lebenszeit in Gebäuden verbringe, von enormer Bedeutung, dass „die Gebäude zu den sich ändernden Bedarfen und Bedürfnissen passen.“ Dazu benötige es viel Innovation in Planung und Bau – im Haus E sei diese vorbildlich zu sehen.

Für das gesamte, in den 60er Jahren entstandene Quartier entwickelt die Kreisbau gemeinsam mit der Stadt Winnenden, der örtlichen Baugenossenschaft und dem Bau- und Wohnungsverein Stuttgart derzeit ein gemeinsames Management. Dazu gehört auch ein Gemeinschaftsraum, der innerhalb der Nachbarschaft eingerichtet und demnächst genutzt werden kann. Außerdem ist in Kooperation mit den Stadtwerken Waiblingen ein Mobilitätskonzept mit Angeboten zum Car-Sharing und E-Ladestationen entstanden.

Insgesamt wurden im Quartier Schiefersee 300 neue Wohnungen geschaffen. Und dafür habe man „keinen einzigen Quadratmeter neues Bauland beanspruchen“, wie der Winnender Oberbürgermeister Hartmut Holzwarth betont, ohne dabei zu verhehlen, dass es auch nicht unerhebliche Widerstände und Kritik gegeben hat. Schließlich sind der Nachverdichtung auch zuvor großzügig angelegte Wiesen und alte Bäume zum Opfer gefallen. Grün ist nun vornehmlich auf den ebenfalls neu geschaffenen Tiefgaragendächern zu finden, um die Häuser herum wurde und werden Bäume nachgepflanzt.

Landkreis kommt strategischem Ziel näher

Er freue sich sehr, mit dem Haus E im Quartier Schelmenholz in Winnenden einen Beitrag zur Linderung der Wohnungsnot leisten zu können, sagt der Landrat Richard Sigel. Darüber hinaus leiste der Kreis bereits seit 2017 mit einem eigenen Wohnungsbauprogramm seinen Beitrag zur Bekämpfung des Wohnungsmangels. Das Ziel, binnen zehn Jahren mindestens 500 bezahlbare Wohnungen zu schaffen, werde aller Voraussicht nach erreicht werden. Seinen vorläufigen Schlusspunkt soll das Investitionsprogramm in den kommenden Jahren auf der Hangweide in Kernen finden.