Der Sieger von 2021 hat seine Büros in der Esslinger Heugasse. Foto: Roberto Bulgrin/bulgrin

Der Landkreis lobt zum elften Mal den Innovationspreis aus. Was der Preis bedeutet, zeigt der Sieger der letzten Ausschreibung.

Die Wirtschaftsförderung des Landkreises Esslingen lobt zum elften Mal den Innovationspreis aus. Seit 2003 wird der Preis alle zwei Jahres ausgeschrieben. Er richtet sich an kleine und mittelständische Unternehmen, deren Jahresumsatz nicht höher als 50 Millionen Euro liegen darf und die nicht mehr als 250 Mitarbeiter haben dürfen. Ausgeschrieben werden 30 000 Euro, die aus der Esslinger Wirtschaft kommen. Unterstützt wird der Preis auch von Banken, Hochschulen, einem Forschungsinstitut und mehreren Zeitungen. Noch wichtiger als das Preisgeld dürfte dabei der Effekt sein, dass die Gewinner ihren Bekanntheitsgrad steigern. Das zeigt das Beispiel der Esslinger Firma Markt-Pilot, dem Sieger von 2001.

Seit der Preisübergabe hat sich dort viel getan. Das Start-up entwickelte eine Software zur tagesaktuellen Erfassung von Ersatzteilen im Maschinenbau. Die Kunden sind die Verkäufer dieser Teile. Markt-Pilot kann ihnen sagen, ob und wo ihre Preise marktgerecht, überteuert oder zu gering sind. Die Informationen zieht sich die im eigenen Haus entwickelte Software aus den Angeboten, Preisen und Lieferzeiten der Wettbewerber.

Die Ursprungsfrage: Was kostet ein Ersatzteil?

Gründer und Geschäftsführer Tobias Rieker kam nicht durch Zufall auf das Thema. Bevor der studierte Wirtschaftsingenieur an die Hochschule ging, absolvierte er eine Ausbildung als Industriekaufmann. Dabei hatte er von Beginn an mit der Preisgestaltung von Ersatzteilen zu tun. Zu dieser Zeit war noch viel Handarbeit im Spiel. Bei 50 Teilen benötigte er ein halbes Jahr, um den optimalen Preis zu finden. Mit der Software von Markt-Pilot dauert es nur noch wenige Sekunden.

Wie die Preisverleihung sich auf das Geschäft von Markt-Pilot niederschlug, zeigt eine kleine Anekdote. Bei der Preisverleihung machte Rieker auf die Nöte aufmerksam, die seine Firma bei der Suche nach Räumlichkeiten hatte. Danach bekam er viele Hinweise. So kam schließlich auch der neue Mietvertrag zustande. Die rasch wachsende Firma, die in der Esslinger Heugasse ihren Sitz hat, konnte im selben Gebäude eine weitere Etage anmieten.

Wie rasch sie wächst, zeigen ein paar Zahlen: Als Markt-Pilot den Preis bekam, zählte die Firma etwa zwei Dutzend Mitarbeitende. Inzwischen sind es 77, davon zwölf in der US-Niederlassung in Chicago. Eine weitere Niederlassung wird derzeit in Italien aufgebaut. Auch der Kundenstamm hat sich seit der Preisverleihung vervielfacht. Inzwischen greifen 152 Maschinenbauer auf den Service von Markt-Pilot zurück, unter anderem der Esslinger Drehmaschinenhersteller Index Werke. Die seinerzeit gewonnenen 15 000 Euro legte das Unternehmen gut an: Eine Hälfte floss in eine Weihnachtsfeier, die andere in die weitere Software-Entwicklung.

Innovationen in einer Zeit der Umbrüche

Insgesamt haben sich mehr als 300 Unternehmen an den bisherigen Ausschreibungen des Innovationspreises beteiligt. Eine Besonderheit des Preises: Er richtet sich an alle Branchen, mitmachen kann jedes Unternehmen, egal ob aus dem Bereich der Produktion, der Dienstleistung, des Handwerks oder des Handels. Hauptsache, es kann eine herausragende Entwicklung präsentieren. „Angesichts der vielfältigen Umbrüche und Unsicherheiten ist es jetzt umso wichtiger, auf Innovation zu setzen“, sagte der Landrat Heinz Eininger. Bewerben kann man sich noch bis zum 2. Juli. Die Preisverleihung findet im November statt. Der Sitz des Bewerbers muss im Landkreis Esslingen sein.

Weitere Informationen online unter: www.innovationspreis-es.de