Ein Porträt von Jewgeni Prigoschin liegt an einer inoffiziellen Gedenkstätte neben dem PMC Wagner Centre, dem ehemaligen Sitz der Privatarmee. Foto: dpa/Dmitri Lovetsky

Der mutmaßliche Absturz des Söldnerchefs Jewgeni Prigoschin zeigt die Erosion eines als stabil beschwörten Systems in Russland.

Wladimir Putin seufzt, räuspert sich, spricht von einem „talentierten Menschen“, den er seit den 1990ern gekannt habe. Von einem, der ein „schweres Schicksal“ gehabt und „ernsthafte Fehler“ begangen habe, aber stets „lösungsorientiert“ gewesen sei und einen „wesentlichen Beitrag für unsere Sache“ geleistet habe. Es ist eine verklausulierte Grabesrede auf einen, der nur durch Putins Zutun zu dem wurde, was er war, sich gegen diesen wandte, daraufhin nicht aus dessen Blickfeld verschwand, sondern sich im Umfeld des Präsidenten sicher wähnte und schließlich sein Leben ließ. Ein ungelenk und selbstgerecht formuliertes Beileid für Jewgeni Prigoschin, den Putin nach dessen Eintagesmeuterei einen Verräter nannte, wobei jeder wusste, was Putin für Verräter vorsieht: den Tod.