Bürgermeister Steffen Weigel bekam für seine engagierte und launige Neujahrsrede viel Beifall. Foto: Zimmermann Quelle: Unbekannt

Von Sabine Försterling

Dieses Jahr ließ Bürgermeister Steffen Weigel die zahlreichen Gäste, darunter die Landtagsabgeordneten Andreas Schwarz (Grüne), Karl Zimmermann (CDU) und Andreas Kenner (SPD), nicht vor der Tür in der Kälte stehen. Der persönliche Händedruck beim traditionellen Neujahrsempfang, der nun mal zu langen Warteschlangen führt, fand heuer zum ersten Mal im großen Saal im Treffpunkt Stadtmitte statt. Nicht nur dafür, sondern vor allem für die engagierte und teilweise launige Rede erhielt Weigel Applaus von den Vertretern der Politik, Wirtschaft, Schulen, Vereinen und anderen Institutionen.

Viel Beifall erhielten jedoch auch die jungen Musikerinnen mit Querflöte, Klarinette und Oboe der Musikschule Köngen/Wendlingen für ihre anspruchsvollen Darbietungen. „Bemerkenswert“, kommentierte der Schultes. Die Musikschule sei ein wahres Leuchtturmprojekt. Denn: „Bildung ist der zentrale Faktor für sozialen Frieden.“ Weigel lobte insgesamt den sozialen Zusammenhalt in Wendlingen und zeigte auf, wie überflüssig und auch gefährliche manche aktuelle „hysterische Endzeitstimmungsmache“ ist. Vieles brauche einfach Zeit, intensive Diskussion und Abwägung. So auch zum Beispiel der Umgang mit straffällig gewordenen Asylbewerbern. Wer angeblich einfache Lösungen parat habe, gehöre zu den Heuchlern, meinte der Bürgermeister und entführte die Gäste mit einem Augenzwinkern kurz in die Welt des Vogels des Jahres, dem Waldkauz. Dieser werde in manchen Gegenden der Schweiz nämlich als Heuchler bezeichnet.

Finanzielle Situation ist rosig

„Positiv nach vorne schauen“, laute die Devise. Angesichts der immer weiter auseinander klaffenden Schere zwischen Arm und Reich, setzt die Stadt in den kommenden Jahren auf die Förderung von preisgünstigem Mietwohnungsbau und will dafür vier Millionen Euro in die Hand nehmen. „Die Arbeit wird uns nicht ausgehen“, sagte der Verwaltungschef. Und die finanzielle Lage sieht derzeit angesichts der Steuereinnahmen sehr rosig aus. „Die Unternehmen sorgen dafür, dass die fast 6000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze vor Ort erhalten bleiben“, freute sich der Schultes. So sei Wendlingen nicht nur eine Wohn- und Schlafstadt am Rande von Stuttgart. Investiert wird in die millionenschwere Dach- und Fassadensanierung der Ludwig-Uhland-Schule, die in zweieinhalb Jahren abgeschlossen sein wird. Genauso lange dauert noch die Beseitigung des Bahnübergangs Schützenstraße und der Hochwasserschutz entlang des Neckars steht vor der Tür.

Ein anderes Großbauprojekt, die Neubaustrecke Wendlingen-Ulm, sorgt laut Weigel derzeit für Ärger. Es müsse schnellstmöglich für den Baustellenverkehr eine Behelfsausfahrt an der Autobahn A8 her. Ärgerlich sei auch, dass das geplante Informationszentrum, in dem sich die Bürger über die umfangreichen Baumaßnahmen in Wendlingen informieren können, aus Kostengründen gestrichen wurde: „Diese Entscheidung ist völlig falsch und sollte dringend nochmals überdacht werden.“ Im neuen Jahr wird aber nicht nur gearbeitet, sondern auch gefeiert. So wird der TV Unterboihingen 125 Jahre alt.

Apropos Vereine. Diese haben unter anderem wegen dem Ganztagesbetrieb an den Schulen Nachwuchsprobleme. Da helfe eine Einbindung in die Strukturen wie die Bläserklasse der Musikvereine an der Ludwig-Uhland-Schule, meinte Weigel. Und dieses Jahr feiern die Wendlinger ihre Städtepartnerschaften zunächst in St.-Leu-la-Foret, Millstatt am See und Dorog. Der Zusammenhalt in Europa sei wichtiger denn je, sagte der Bürgermeister und rief die Gäste auf, die Städtepartnerschaften wieder „stärker zu leben“.