Das Le Corbusier Haus der Weissenhofsiedlung ist seit dem Sommer ein Weltkulturerbe - das einzige in Stuttgart. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Von Sebastian Steegmüller

Nach zwei vergeblichen Anläufen gehören zwei Häuser der Weissenhofsiedlung des Stararchitekten Le Corbusier seit Mitte Juli zum Weltkulturerbe. „Dass es nun doch noch geklappt hat, freut uns sehr“, sagte Anja Krämer, die Leiterin des Stuttgarter Weissenhofmuseums, das sich zusammen mit dem Verein für den Erhalt der Siedlung einsetzt.

Es sind die ersten Gebäude in der Landeshauptstadt überhaupt, die es auf die Liste der Unesco geschafft haben. „Es ist ein großartiger Erfolg für ganz Baden-Württemberg“, sagte Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) damals. Die Gebäude seien ein Vorbild für moderne Wohnweise und Ästhetik. „Wir können stolz auf das vielfältige kulturelle Erbe Baden-Württembergs sein.“

Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) bewertete die Weissenhofsiedlung als auch nach fast 100 Jahren noch vorbildhaft: „Le Corbusiers Impuls, günstige Wohnungen mit innovativen Grundrissen und neuen Materialien zu bauen, ist noch immer wegweisend und muss daher Ansporn für unsere Architekten und Stadtplaner sein.“ Die Stadt und das Land hatten sich bereits seit 2003 um die internationale Anerkennung als Welterbe beworben.

Hartwig Lüdtke, Vizepräsident der Deutschen Unesco-Kommission, betonte, dass die nun zum Erbe der gesamten Menschheit gehörenden Werke des Stararchitekten „typologisch den radikalen Bruch mit vormals verwendeten Stilen, Designs, Methoden, Technologien und Bautechniken“ verkörpern. Sie seien „Ikonen der Baugeschichte“.

Unter der künstlerischen Leitung von Ludwig Mies van der Rohe schufen 17 Architekten ein mustergültiges Wohnprogramm für den modernen Großstadtmenschen. Die experimentell angelegten Bauten sollten gleichermaßen Funktionalität und Ästhetik verkörpern. Der schweizerisch-französische Architekt Le Corbusier (1887-1965) erregte mit seinen „Wohnmaschinen“ die größte Aufmerksamkeit. In seinem Doppelhaus, das heute ein Museum ist, lässt sich das Wohnzimmer durch Schiebewände und Schiebebetten in mehrere Schlafzimmer verwandeln.

Im Nationalsozialismus gab es Überlegungen, die Weissenhof-Siedlung abzureißen, im Zweiten Weltkrieg wurde von ursprünglich 33 kubischen Flachdachhäusern ein Großteil zerstört. Erst 1958 wurden die verbliebenen elf Bauten unter Denkmalschutz gestellt.