Beim Weindorf-Treff von SWR 4, Stuttgarter Nachrichten und Stuttgarter Zeitung plaudern Prominente auf dem Schillerplatz. Ein Gespräch übers Fernsehen, Bob Dylan, Pippi Langstrumpf und eingebremste Rennfahrer.
Stuttgart - Nicht mal Pink Floyd darf zu lange laut sein in dieser Stadt. Selbst für Weltstars sind keine Ausnahmen erlaubt. Veranstalter Jürgen Schlensog hatte David Gilmour zu den Jazz Open geholt, mit einem Film hatte er ihn von den Vorzügen des Schlossplatzes überzeugt. Vor dem Auftritt fragte der Manager Gilmours, wann es dunkel werde, „21.17 Uhr“. Alles klar, dann fange man an. „Nun ist allerdings jeder Ton nach 22.30 Uhr, allerspätestens 22.45 Uhr verboten“, erzählte Schlensog am Freitagabend beim Weindorf-Treff von SWR 4 Studio Stuttgart, Stuttgarter Nachrichten und Stuttgarter Zeitung auf dem Schillerplatz. Gilmour spielte bis 23.15 Uhr, was Schlensog prompt einen Anruf des Ordnungsbürgermeisters einhandelte. „Das war auch okay“, sagte Schlensog, „aber ich habe es nicht übers Herz gebracht, einem David Gilmour den Strom abzudrehen.“
Auch Rennfahrer müssen bremsen
Regeln und Gebote kennzeichnen seit jeher das Leben des Stuttgarter Pietisten. Aber auch die anarchischen Rennfahrer sind eingeregelt. Mit seinem Le Mans Prototyp mit V8-Motor kann Rennfahrer Laurents Hörr nicht so schnell fahren, wie er möchte und könnte. „Bei 290 Stundenkilometer wird abgeregelt“, sagte er. Also versuche er immer mit 289 Sachen zu fahren, denn komme er an die Grenze, kostet ihn der automatische Stopp sofort fünf Stundenkilometer. Quasi aufgewachsen inmitten von alten Porsches in der Werkstatt seines Vaters, wollte er schon im Alter von fünf Jahren Rennfahrer werden. Die Formel 1 konnte dabei nicht sein Ziel sein, das wurde ihm schnell klar. „Da brauchst du 20 bis 30 Millionen, bevor du mit Kartrennen anfängst“, sagte er, „da musst du dich einkaufen“. Also verlegte er sich auf Langstreckenrennen, auch wegen der langen Tradition von Porsche in dieser Rennserie. Dabei wurde er von seinen Eltern unterstützt, doch eines haben sie ihm strikt verboten: „Ich darf nicht Motorrad fahren!“
Freude über Freiburger Sieg
Christine Strobl hatte auch als Kind einen innigen Berufswunsch: Sie wollte Pippi Langstrumpf werden. An den Zöpfen muss sie noch arbeiten, doch immerhin war die Programmdirektorin der ARD auf einer ihrer Stationen auch für die Kinder- und Familienfilme des Senders zuständig. Angefangen hat die Tochter des Bundestagspräsidenten Wolfgang Schäuble und Gattin des baden-württembergischen Innenministers Thomas Strobl bei SWR 4 in Stuttgart. Insofern war sie wieder zuhause. Wenngleich sie eigentlich in Heilbronn wohnt. Und das sehr gerne, womit sie die Moderatoren Tom Hörner und Axel Graser verblüffte. Und gleich noch einen Makel bekannte. Die Südbadenerin hat sich gefreut, dass der SC Freiburg am Samstag beim VfB Stuttgart 3:2 gewonnen hat.
Ein guter Freund von Bob Geldorf
Was Schlensog mit süßsaurer Miene zur Kenntnis nahm, ist er doch Vorsitzender des Freundeskreises des VfB. Und zudem Mitglied und Fan des FC Barcelona. Da hat er schon „zwei Tränen verdrückt“, als Lionel Messi aus Barcelona nun ausgerechnet nach Paris gewechselt ist. Die Telefonnummer von Messi hat er wohl nicht, wobei, bei ihm kann man das nicht so recht wissen. Seit er die Agentur Opus für einen Euro gekauft hat, „weil sie nur Verluste gemacht hatte“, und er die Jazz Open veranstaltet, hat er viele Weltstars in den Ehrenhof des Neuen Schlosses gebracht. Mit so manchem ist er mittlerweile befreundet, etwa Bob Geldorf oder Jamie Cullen. Und wo er dann gleich so praktisch neben Christine Strobl stand, warb er für mehr Musiksendungen in der ARD, so wie früher „Bio’s Bahnhof“ oder der „Rockpalast“. Wer von Politikern umgeben ist, lernt von ihnen. So legte sich Strobl natürlich nicht fest, aber bekundete zumindest Interesse. Laurents Hörr legte auch gleich nach und wünschte sich mehr „Motorsport“ .
Die Konkurrenz ist groß
Man sieht, die Wünsche ans Fernsehen und seine Macher sind schier unendlich. Alleine könne sie ohnehin nicht entscheiden, sagte Strobl, das sei keine Ein-Frau-Show. Ihre Vorstellungen hat sie natürlich, den „Weltspiegel“ würde sie gerne vom frühen Sonntagabend näher an die „Tagesthemen“ rücken: „Das könnte passen.“ Und es gilt die Mediatheken auszubauen. Zwar schaut die Mehrzahl der Deutschen immer noch Fernsehen nach starrem Programm, aber die Nutzung der Mediatheken wächst und wächst. Strobl: „Es darf nicht sein, dass uns Amazon und Netflix Zuschauer wegnehmen.“
Der Meister spricht
Deshalb hat sie auch mit Sky die Serie „Babylon Berlin“ produziert. Die Titelmusik stammte vom Moka Efti Orchestra. Das dann auch prompt bei den Jazzopen auftrat. Wie auch Bob Dylan. Der zu Schlensog bei seinem Abgang von der Bühne sagte: „Das war eine gute Show an einem schönen Ort. Danke schön!“ Weil der Meister immer recht hat, gebührt dieses Schlusswort auch dem diesjährigen Weindorf-Treff.