Hannes Rothfuß (links) versucht, Jan Bakulo am Wurf zu hindern. SSVE-Torhüter Foto: Herbert Rudel - Herbert Rudel

Nur ein Sieg aus bisher fünf Ligaspielen.

EsslingenHeiko Nossek hatte sich einen Kaffee geholt und saß auf einer Bank hinter dem Tor – weit weg von den Kameraden. Der Kapitän und Co-Trainer des Wasserball-Bundesligisten SSV Esslingen hatte kurz nach der Halbzeit wegen Schiedsrichterbeleidigung die Rote Karte gesehen und beobachtete so von außen, wie die Mannschaft im Spiel gegen den ASC Duisburg an der Überraschung kratzte. Es hätte nach den nicht einkalkulierten Ein-Tor-Niederlagen bei der SG Neukölln und gegen die White Sharks Hannover so gut getan. Doch die Überraschung und damit das Aufholen in der Tabelle blieb aus. Der SSVE verlor mit 16:18 (3:7, 6:5, 5:3, 2:3). Er verlor vor allem, weil die Spieler zu lange brauchten, um an die Möglichkeit eines Erfolges zu glauben.

Nossek ging es hinterher, wenn man bekanntlich klüger ist, wohl wie allen Esslingern: Sie sahen, dass sie gegen ein Top-Team wie der ASC – auch wenn die Mannschaft vor ein paar Jahren noch stärker war – mithalten können. Aber sie mussten die nächste Niederlage verkraften. Mit nur einem Sieg aus fünf Spielen ist das Team Vorletzter der A-Gruppe der Bundesliga und muss den Blick eher nach unten richten. „Es ist noch alles möglich“, sagte Nossek im Hinblick auf die angepeilten Playoffs. „Aber es muss in die Rübe rein, dass wir mit einer Mannschaft wie der ASC mithalten können.“ Im ersten Viertel war das offensichtlich nicht in der „Rübe“ der SSVE-Akteure.

Es gibt kaum eine Sportart, in der die Favoritenrolle vor einem Spiel oft so klar ist wie im Wasserball. Und da sprach eben aus der Historie und aus dem aktuellen Saisonverlauf sehr viel für die Duisburger. Aber beim Blick auf den Kader und das Leistungsvermögen hätte den Esslingern ebenso klar sein können, dass sie nicht chancenlos sind. In den ersten acht Minuten waren sie es. Vor allem Dennis Eidner und Jan Bakulo warfen ein leichtes Tor nach dem anderen. Kaum Gegenwehr, kaum Glaube an die eigene Stärke. Kaum der Wille zu erkennen, die Scharte der Spiele gegen Neukölln und die White Sharks auszumerzen.

Aufholjagd wird nicht belohnt

Doch im Sport sind es manchmal die kleinen Dinge, eine Wendung bringen. Kleine Erfolgserlebnisse. Da unterscheidet sich Wasserball nicht von anderen Disziplinen. Mit 4:9 lag der SSVE im zweiten Viertel zurück. Dann hielt Torhüter Predrag Spasojevic seine ersten beiden Bälle. Die Abwehr schwamm besser, vorne trafen Valentin Finkes, Marvin Thran und Zoran Bozic. 9:12 zur Halbzeit, das ist aufholbar.

Und obwohl Nossek nun nicht mehr mitspielen durfte und auch Thran nach drei persönlichen Fehlern früh aus dem Wasser musste, kämpften sich die Esslinger plötzlich heran. Die beiden Haudegen Nossek und Thran fehlten – dann übernahmen eben Finkes und Miklós Baróthy die Verantwortung. Finkes erzielte das Tor zum 13:14. Baróthy ballte nach dem 14:14 die Faust. Auch das Publikum wachte spätestens jetzt auf.

Doch wie es manchmal ist: Die Aufholjagd wurde nicht belohnt. Nach Finkes Treffer zum 15:16 vergaben Hannes Rothfuß und Bozic, auf der anderen Seite traf der kaum zu stoppende Nationalspieler Eidner zweimal zum 18:15. Das war es. Und Finkes sagte anschließend: „Es war unheimlich wichtig für den Kopf, zu sehen, dass wir ebenbürtig sind.“ Vielleicht springen die Esslinger beim nächsten Mal gleich mit dem Glauben daran ins Wasser.

Tore für den SSV Esslingen: Valentin Finkes (5), Bozic (4), Baróthy (2), Nossek (2), Thran (2), Kende (1).