Quelle: Unbekannt

Christoph Kässer vom Nymphaea-Team zeigt, warum sich ein Besuch gerade jetzt besonders lohnt. Etwa wegen besonders seltener Anblicke oder wegen einer besonderen Coolness der Tiere.

Esslingen Schönheit oder Sicherheit? Gefährlich lebender Frauenschwarm oder unbehelligtes Mauerblümchen? Auffallende Außenwirkung oder zurückhaltende Schlichtheit? Die Evolution hat dem Goldfasan die Wahl abgenommen: In Herbst und Winter platzt das Männchen fast vor sprühender Farbenfreude mit rotem Federkleid und goldener Haube. Im Sommer sieht der Hahn unscheinbar-gerupft aus, doch nun fährt er sein volles Farbprogramm auf. „Es geht auf die Balz zu – da möchte er bei den Damen Eindruck schinden“, erklärt Christoph Kässer beim Gang durch den Esslinger Tierpark Nymphaea. Allerdings fällt der Goldfasan mit seinem prächtigen Gefieder sehr auf und wird daher in freier Wildbahn schneller gefressen. Schönheit statt Sicherheit. Doch im Tierpark ist der Poser sicher. Überhaupt, so betont Christoph Kässer, beim den Tierpark betreibenden Aquarien- und Terrarienverein Nymphaea für Öffentlichkeitsarbeit zuständig, dass sich ein „Nymphaea“-Besuch auch in November und Dezember lohnt: „Die Tiere sind viel entspannter als an Sommer- und Ferientagen mit extrem vielen Besuchern. Gäste können nun viel beobachten.“

Etwa den farbstrotzenden Goldfasan. Der ist nicht zu übersehen. Doch oft lohnt ein genauer dritter oder vierter Blick. Die chinesischen Baumstreifenhörnchen zum Beispiel haben nun längere, besser sichtbare Ohrpinsel. Die stehen Ahörnchen und Bhörnchen gut! Halt, da muss Christoph Kässer sofort einhaken: Nein, die beiden tierischen Disney-Comic-Helden sind nordamerikanische Streifenhörnchen und dürfen nicht mit den Baumstreifenhörnchen verwechselt werden. Und überhaupt ist die freundschaftliche Koexistenz der Beiden eine biologische Lüge, denn in der Natur sind Streifenhörnchen strikte Einzelgänger. Die chinesischen Baumstreifenhörnchen sind dagegen eher gesellige Typen. Eichhörnchen weniger. Sie haben kaum Zeit für Socializing, denn sie sind hektisch mit dem Sammeln von Nüssen beschäftigt. Mehrere 100 Lager legen sie für den Winter an, etwa die Hälfte davon finden sie später nicht mehr. Durch den extrem trockenen Sommer, so weiß Christoph Kässer, war die Nussernte mies, viele Nüsse hatten keinen Fruchtkörper. Schlecht für die Nahrungsversorgung der wuseligen Gesellen! Darum wurden im Tierpark zwei Extra-Futterstellen zur Zufütterung angebracht.

Winter-High-Life in Nymphaea. Gut, die Schlangen sind im Winterquartier und für Besucher daher nicht sichtbar. Aber viele Tiere, so erklärt Christoph Kässer, die in freier Natur wegen Nahrungsknappheit und Kälte den Winter verschlafen, bleiben in Gefangenschaft wach, weil sie mit Futter bestens versorgt werden. Nicht so die Schildkröten im Becken beim Kassenhäuschen. Die Schmuck- und Schnappschildkröten haben sich im Schlamm eingegraben, aber ihre schuppigen Panzer sind trotz Tiefschlaf zu sehen. Die Ziegen im Streichelzoo schräg gegenüber sind dagegen verfressen wie eh und je. Allerdings haben sie ein dichteres Fell – ihre „Winterjacke“, ihr Schutz gegen die Kälte. „Viele Tiere fressen nun mehr, zeigen eine verminderte Aktivität, machen langsamere Bewegungen – aber sie können so, wie gesagt, eben auch besser beobachtet werden“, betont Christoph Kässer. Und noch einen Vorteil hat die kalte Jahreszeit. Die Seen im Tierpark frieren jeden Winter teilweise oder ganz zu, und über eine dicke Eisschicht freuen sich die für die Botanik zuständigen Vereinsmitglieder. Denn durch die begehbare Eisfläche können endlich auch die Pflanzen direkt am Ufer vom Wasser aus bequem zugeschnitten werden.

Und wenn’s langsam kalt wird an den Fußspitzen, dann nichts wie rein ins Aquarium. Da ist es mollig warm. Und zu sehen gibt es einiges. Das „Findet-Nemo“-Aquarium zum Beispiel. Doch der Zeichentrickklassiker um den verschwundenen Mini-Clownfisch hat auch Nachteile gebracht, erklärt Christoph Kässer. Viele Menschen wollten sich ein entsprechendes Aquarium, auch mit der vergesslichen Dorie, anschaffen. Dabei sei eine Meerwasseranlage sehr aufwendig in Anschaffung und Haltung, und ein Fisch wie Dorie werde sehr groß. Groß ist auch der im Aquarienbereich lebende Rochen. Und sehr wählerisch. Futter, so erzählt Christoph Kässer, selbst seltene Leckerbissen, nimmt er nicht von jedem, sondern nur von seinen besonderen menschlichen Lieblingen an. Diese Launenhaftigkeit zeigt die Diva unabhängig von der Witterung. Beim Goldfasan ist das anders. Farbenprächtig auf Freiersfüßen wandelt er nur in der kalten Jahreszeit.

Der Tierpark Nymphaea, Nymphaeaweg 12 in Esslingen, hat bis März dienstags bis sonntags sowie feiertags von 10 bis 17 Uhr geöffnet, montags bleibt er geschlossen. In der Weihnachtswoche von Dienstag, 24., bis Freitag, 29. Dezember, haben Besucher freien Eintritt. Mehr unter www.tierpark-nymphaea.de .