Claudia Bitzer Foto: oh - oh

Ein Höhenflug für den Esslinger Rathaus-Adler, aber ein historisches Tief für die politische Kultur im Land: Claudia Bitzer über die Woche im Rückspiegel.

EsslingenFür alle Esslingen-Fans und Tierliebhaber war das die Nachricht der Woche: Nach sechs Monaten oben ohne steht der Adler am Nordgiebel des Alten Rathauses nicht mehr länger als gerupftes Huhn da. Ein Restaurator hat seine morschen Schwingen zusammengeflickt. Damit kann der Hüter der astronomischen Uhr aus dem Jahr 1589 auch wieder seinen Job machen. „Der Flügelschlag des Adlers zu jeder vollen Stunde kann als Befreiung von Kaiser und Fürsten interpretiert werden. Mit der Wiedermontage der Flügel kann der Adler dieser Funktion wieder nachkommen“, haben die Rathausschreiber vermeldet. Allerdings droht der ehemaligen Freien Reichsstadt ja nicht mehr so stark Gefahr von außen. Aber vielleicht hatte der OB ja Angst vor einem internen Befreiungsschlag und Adlers Fittiche deshalb ins Exil verbannt? Muss er jetzt damit rechnen, dass sein wiedererstarktes Gegenüber ihn aus dem Neuen Rathaus hackt?

Jedenfalls hatte er es versäumt, einen Pakt mit Petrus zu schließen. Denn als Adlers Schwingen am Mittwoch wieder eingeflogen sind, hatte sich der Sturm schon gelegt. Am Montag hatte sich der Neckar noch als tosende Brühe präsentiert. Mitten in der braunen Soße haben auch die Thüringer FDP und CDU kräftig gerührt – und mussten Gott sei Dank zurückrudern. Von der FDP vor Ort hätte man sich dazu noch deutlichere Worte gewünscht, als sie dem zaudernden Ulrich Fehrlen gegenüber der EZ in der Freitagsausgabe über die Lippen gekommen sind. Zumal die Esslinger Liberalen derzeit wegen ihrer Knausrigkeit gegenüber dem Kommunalen Kino ohnehin schon Gegenwind bekommen. Aber das ist ein laues Lüftchen in Anbetracht des Flurschadens im Osten.

Wenn die Thüringer Irrungen und Wirrungen nicht so deprimierend wären, könnten sie es durchaus noch in die Bütt schaffen. Denn die Aktivisten in den Fasnetshochburgen Wernau und Neuhausen und den kleineren Narrennestern machen sich warm für den Endspurt. Vielleicht findet ja die Tatsache, dass das winzige Thomashardt via Glasfaserausbau bis Jahresende komplett Anschluss an die Datenautobahn gefunden haben wird, Eingang in die Narren-Lyrik. Da wird so manch anderer Kreisbürger neidisch.

Doch Eifersucht tut keinem gut. Das weiß jeder, der in einer Beziehung steckt. Am heutigen Samstag reichen Seelsorgerinnen der Citykirche allen Paaren, die den Esslinger Wochenmarkt besuchen, selbst gemachte Pralinen und Gottes Wohlwollen – zum bevorstehenden Valentinstag. Soll die Verbindung glücklich sein, kauf, pardon: hol auf dem Markt den Segen ein! In diesem Sinne allen Leserinnen und Lesern ein inniges Wochenende – mit und ohne himmlischen Beistand.