Der unerwartete Gast sorgt für eine überraschende Entwicklung des Abends. Foto: Simon Granville

Das Vollmondtheater zeigt an fünf Abenden sein neues Stück „Ein Teil der Gans“. Auch wenn es sehr viel Witz enthält , ist das Thema ernst.

Am Schluss, nach etwa eineinhalb Stunden, ist Regisseur Till Schneidenbach mit seiner Truppe zufrieden. Die letzte reguläre Theaterprobe ist gut gelaufen. Ein besonderes Lob bekommt Daniel Messerschmidt, der bei der Aufführung von „Ein Teil der Gans“ einen recht langen Monolog bewältigen muss. Am Donnerstag ist die Premiere des neuen Stücks des Vollmondtheaters im Theater im Spitalhof.

Dabei stand es in den Sternen, ob die Amateurtheatergruppe dieses Jahr überhaupt ein Stück auf die Bühne bringen kann. „Wir hatten uns vorgenommen: dieses Mal suchen wir uns früh ein Stück raus, und das haben wir auch geschafft“, erzählt der Regisseur. Aber dann stellte sich heraus, dass fünf von zehn Spielern aus verschiedenen Gründen pausieren müssen. Vor drei Monaten hätten sie dann ein neues Stück ausgewählt: „Ein Teil der Gans“ von Martin Heckmann. „Wir haben schon mal einen Heckmann gespielt“, sagt Till Schneidenbach und hebt die Vorzüge des aktuellen Stücks hervor: „Es hat einen nachvollziehbaren Bogen, eine moderne Sprache, einen roten Faden und es passt thematisch sehr in die Zeit.“

Eine moderne Sprache und ein roter Faden

„Was spielen wir? Ihr sagt an“, so Schneidenbach bei der Probe, „alles schaffen wir heute nicht.“ Schnell einigen sich die Schauspieler, das Stück von der Pause an bis zum Ende durchzuspielen und es ohne Textbuch zu versuchen. Zunächst sind Victor (Franziska Kleiner) und Bettina (Doris Fuchs) auf der Bühne. Sie sind ein Paar, das sich in seinem Leben eingerichtet hat. Auf der anderen Seite: Amin (Daniel Messerschmidt) und seine Frau Tara (Sarah Mieth), vermutlich Ausländer, da sie mit Akzent sprechen. Bettina hat Amin und Tara zum Abendessen am Martinstag eingeladen. Nicht ohne Hintergedanken – denn der Mann, den sie beim Joggen kennengelernt hat, ist Hotelbesitzer, und sie hofft bei ihm Empfangsdame zu werden. Und dann ist da noch Max (Adel Hess).

Was ein nettes gemeinsames Abendessen zu viert und zum Kennenlernen hätte werden können, gerät zunehmend außer Kontrolle. Nettigkeiten entpuppen sich als Lügen. Wunderbar wie Sarah Mieth als Tara Victor Avancen macht, auf die dieser immer wieder eingeht, um dann immer wieder einen Schritt zurück zu machen. Eine herrlich komische Szene. Am Ende leugnet Victor, dass er sich mit Tara zu einem Treffen in einem Hotel verabredet hat.

Freundlichkeiten entpuppen sich als Lügen

Aber erst durch Max, den Victor in die Wohnung gelassen hat, weil er eine Autopanne hat, bekommt das Stück seine Rasanz. Max wird von Amin und Tara benutzt, um das halbwegs heile Gefüge, in dem Bettina und Victor leben, ins Wanken zu bringen. So soll Bettina auf Wunsch von Amin gegenüber Max ihre potenziellen Fähigkeiten als Empfangsdame unter Beweis stellen. Er will sehen, wie sie einen Gast empfängt. Doch der Fremde ist ihr nicht geheuer und als Bettina – auf Amins Aufforderung hin – zu Max „Sie haben schöne Augen“ sagt, guckt sie dabei an die Decke. Ermahnungen wie „ein bisschen freundlicher“ setzen Bettina unter Druck. Doris Fuchs bringt in ihrer Rolle das Misstrauen, gar die Angst vor dem Fremden oder auch den Fremden bestens rüber. Victor, der Max zunächst offen begegnet, gerät zunehmend unter den Einfluss seiner Partnerin. Franziska Kleiner als Victor schafft diese Verwandlung überzeugend.

Jeder kämpft um seinen Teil der Gans

Was zu Beginn nur ein „Kratzen“ am Wohlstand ist, wird mit Max’ Erscheinen immer eindringlicher. Amin und Tara halten Bettina und Victor den Spiegel vor und drängen sie in die Enge. Womöglich ist Max „der Gute“? Zumal Adel Hess mit Max eine eigentlich sympathische Figur präsentiert. Hier wird geschickt mit Unsicherheiten gespielt. Teilweise aggressiv, aber immer wieder auch mit Witz kämpfen die Personen auf der Bühne letztlich um ihren Anspruch auf Wohlstand und Glück – eben um ihren Teil der Gans, die auch auf den Tisch kommt. Und nicht umsonst spielt die Geschichte am Martinstag, dem Gedenktag des Heiligen, der der Legende nach seinen Mantel mit einem Bettler teilte.

„Ein Teil der Gans“ ist am 14., 15., 16. und 17. März und am 23. April, jeweils um 19.30 Uhr im Theater im Spitalhof zu sehen. Karten im Vorverkauf gibt es bei Eventim und im i-Punkt des Leonberger Rathauses. Kartenreservierungen sind unter 01 70 / 8 08 57 92 möglich.