In Zermatt ist am Ostermontag genau das eingetreten, wovor Experten gewarnt hatten: Eine Lawine hat sich gelöst und mindestens drei Wintersportler in den Tod gerissen.
In einer riesigen Lawine sind bei Zermatt in der Schweiz am Ostermontag (1. April) mindestens drei Menschen ums Leben gekommen. Eine vierte Person sei lebend gefunden worden, berichtete die Polizei im Kanton Wallis am späten Abend. Ob sich weitere Menschen unter den Schneemassen befinden, war zunächst unklar.
Die Suche wurde vorerst eingestellt. Die Polizei wollte die Lage am Dienstagmorgen (2. April) neu beurteilen. Über die Nationalität der Opfer machte die Polizei zunächst keine Angaben.
Lawinenabgang nahe Bergstation Riffelberg
Der Lawinenabgang passierte demnach am Montag kurz nach 14 Uhr nahe der Bergstation Riffelberg. Der Kantonspolizei zufolge soll sich der Schnee im Variantenbereich, also abseits der Piste, gelöst haben. Bis auf die Pisten sollen die Schneemassen nicht gerutscht sein.
Neben der Polizei suchten Rettungskräfte stundenlang nach Personen, wie der Polizeisprecher weiter sagte. Die Rettungsaktion lief auch am Abend weiter. Die Lawine sei sehr groß gewesen, entsprechend groß sei das Suchgebiet. Nach Verschütteten wird meist aus der Luft mit Hubschraubern und mit Spürhunden gesucht. Je nach Schneemenge können Verschüttete mehrere Meter unter den Schneemassen liegen. Der Riffelberg ist gut 2500 Meter hoch. Er gehört zum Skigebiet am Gornergrat mit Blick auf das rund 7,5 Kilometer entfernte Matterhorn.
Die Schweizer Zeitung „Blick“ veröffentlichte online Videos auf ihrer Webseite von Skifahrern, die den Lawinenabgang zeigen. Riesige Schneemengen stürzen darauf bergab und wirbeln große Schneewolken auf. Auf einem Video ist eine Stimme zu hören, die auf Englisch sagt, dass sich in dem Gebiet am gegenüberliegenden Hang vier Personen aufgehalten haben sollen.
Gelände außerhalb der markierten Skipiste
Nach Polizeiangaben ging die Lawine in einem Variantengebiet ab. Das ist Gelände, auf dem normalerweise erfahrene Skifahrer außerhalb der markierten und kontrollierten Skipisten im Tiefschnee fahren. Dort passieren die meisten Lawinenunfälle.
Viele Variantenfahrer haben Lawinenortungsgeräte dabei, die auch metertief unter dem Schnee ein Signal senden. Ebenso gibt es Lawinenairbags, die im aufgeblasenen Zustand dafür sorgen, dass die Skifahrer nicht so tief unter die Schneemassen geraten.
Warnung vor hoher Lawinengefahr
In Zermatt und anderen Teilen des Wallis gilt aktuell Lawinenwarnstufe vier. Das bedeutet, dass „große Gefahr“ vor Schneeabgängen besteht. Das Institut für Schnee- und Lawinenforschung (WLF) hatte am Montagmorgen vor hoher Lawinengefahr gewarnt. „Es sind sehr große und vereinzelt extrem große spontane Lawinen zu erwarten“, teilte es mit.
Auch in Tirol in Österreich und in Südtirol herrschte große Lawinengefahr. Die Gründe dafür waren viel Neuschnee und teils orkanartige Winde, die für große Treibschnee-Ansammlungen sorgten. Diese seien besonders störanfällig, hieß es bei den Lawinenwarndiensten.
Stunden nach dem tödlichen Lawinenunglück in Zermatt am Ostermontag gab es noch keine Entwarnung für Wintersportler: Das Schweizer Institut für Schnee- und Lawinenforschung schätzt die Lawinengefahr für das Gebiet vom Wallis bis nach Graubünden in Richtung Österreich nach wie vor als groß bis sehr groß ein. Es galt nach Mitteilung von Montagabend zunächst weiterhin Gefahrenstufe vier auf der fünfstufigen Skala. Für Dienstag wurde eine Rückstufung auf Gefahrenstufe drei ins Auge gefasst, wie es weiter hieß.
Tote bei Lawinenabgängen
Wenn Gefahr droht, dass eine Lawine über eine markierte Skipiste donnern könnte, wird die Piste geschlossen. Außerhalb der markierten Pisten müssen Skitourengänger die Gefahr selbst einschätzen. In der Schweiz sind im Winter 2023/24 bis Ende März bei zwölf Lawinenunfällen 14 Menschen ums Leben gekommen.
Vor rund drei Wochen waren sechs Skitourengänger bei Zermatt tödlich verunglückt. Fünf Leichen wurden geborgen. Die Gruppe war in schlechtes Wetter geraten, konnte nicht mehr abfahren oder zu einer Hütte gelangen. Die Menschen erfroren bei Temperaturen weit unter null Grad im Schnee.