Präsident Claus Vogt und Vorstandschef Alexander Wehrle vom VfB Stuttgart – bald soll ein Sportvorstand kommen. Foto: Pressefoto Baumann/Hansjürgen Britsch

In den Führungsgremien des VfB Stuttgart ist man sich wohl einig: Ein Sportvorstand soll künftig Teil der AG-Führungsriege werden. Eine Besetzung dieser Position ist nicht frei von Problemen.

Am 5. Juni ist für den VfB Stuttgart die Saison in der Fußball-Bundesliga zu Ende gegangen. Der Plan für die Tage danach: eine schonungslose Analyse von zwei Spielzeiten, in denen der Club nur haarscharf dem erneuten Abstieg entronnen ist. Nun ist der Vorbereitungsstart für die kommende Runde bereits in Sicht – am 6. Juli soll es losgehen. Aber was ist nun eigentlich analysiert worden?

Einmal in größerer Runde mit den externen Beratern Sami Khedira und Philipp Lahm ist in der sportlichen Führung des VfB getagt worden, zwei Tage nach den Rückspiel der Relegation. Danach, so hörte man, sollte es in unterschiedlichen Zusammensetzungen weitergehen mit der Manöverkritik. Die bislang letzte Runde dieser Art: Die Sitzung des Aufsichtsrats und des AG-Vorstandes am vergangenen Donnerstag. Und nach Informationen unserer Redaktion hat man sich dabei zumindest auf eine Konsequenz der sportlichen Misere geeinigt.

Die VfB Stuttgart AG soll künftig einen Sportvorstand haben.

Zumindest soll diese Idee weiter diskutiert und dann sohl auch namentlich mit möglichen Kandidaten gefüllt werden. Der Zeitraum, in dem dies geschehen soll, ist offen, eine kurzfristige Lösung wohl ausgeschlossen. Bestellt werden muss ein weiteres Vorstandsmitglied vom Aufsichtsrat. Ob von ihm und seinem Vorsitzenden, dem Clubpräsidenten Claus Vogt, der Impuls für diese Weichenstellung ausging oder vom AG-Vorstandschef Alexander Wehrle? Über die Deutungshoheit wird mal wieder diskutiert unter dem roten Dach.

Am Ende geht es darum auch nur am Rande. Klar ist durch die wohl einhellig eingeschlagene Richtung der Personalpolitik, dass das bisherige Modell erst einmal gescheitert ist. Einst war ja Thomas Hitzlsperger der erste Vorstandsvorsitzende der VfB AG, die seit Mitte 2017 besteht. Der Ex-Nationalspieler behielt auch den Titel des Sportvorstandes, den er zuvor schon inne hatte. Dieses Konstrukt hat man übernommen, als Wehrle im Frühjahr 2022 Hitzlsperger ablöste – obwohl der bisherige Geschäftsführer des 1. FC Köln kein ausgewiesener Sportfachmann ist.

Was wird aus den Beratern?

Um sich selbst im Sportsegment abzusichern, holte sich Wehrle im September 2022 mit dem Segen Vogts die Ex-Nationalspieler Khedira und Lahm an seine Seite. Danach löste Fabian Wohlgemuth als Sportdirektor Sven Mislintat ab, ehe im Januar 2023 Christian Gentner als Leiter der Lizenzspielerabteilung zum sportlichen Führungsteam stieß. Dem gehören auch noch Thomas Krücken, der Nachwuchschef, und Markus Rüdt, der Sportdirektor Organisation an.

Das Berater-Konstrukt war von Beginn an umstritten, nicht nur wegen dessen überhasteter Präsentation im September. Und je länger die Saison in einen ungewissen Ausgang führte, desto mehr verfestigte sich die Meinung, dass sich der VfB doch in Teilen neu aufstellen muss. Das soll nun mit der Suche nach einem Sportvorstand geschehen.

Unkompliziert wird diese nicht. Schließlich muss sich der oder die Neue einfügen in ein personelles Gerüst, das an fast allen Stellen klar besetzt ist. Der Sportdirektor bekäme einen neuen Vorgesetzten, muss in dieser Transferperiode aber zunächst einmal alleine den VfB sportlich voranbringen und zudem Gelder generieren.

Geklärt werden muss auch, ob die Idee mit den externen Beratern damit zu den Akten gelegt, die Zusammenarbeit beendet werden kann. Sami Khedira zieht es wohl ohnehin zum DFB, Philipp Lahm wird als OK-Chef der EM 2024 in den kommenden Monaten voll gefordert sein. Und dann ist das alles ja auch noch mit einer finanziellen Fragestellung verbunden. Ein renommierter Neuzugang auf Vorstandsebene ist nicht billig zu bekommen – dabei sucht der VfB derzeit eher nach Einnahmequellen statt nach Möglichkeiten, die klammen Mittel auszugeben.