Ein belegter Antigen-Schnelltest ersetzt inzwischen einen PCR-Test. Das hat Folgen für die Berechnung der Inzidenz. Foto: imago images

Nur positive PCR-Testergebnisse fließen ein in die Ermittlung der Sieben-Tage-Inzidenz. Inzwischen aber nutzen auch viele Infizierte nur noch Antigentests als Nachweis. Dadurch verliert die Inzidenz ihre Aussagekraft.

Stuttgart - Zurzeit könnte man meinen, Stuttgart sei in dieser Coronaphase eine Insel der Seligen. Die Inzidenz sank am Montag von vorher 804,1 Fällen pro 100 000 Einwohner auf 690,9. Das konnte nicht sein. Grund für den Rückgang war eine Meldelücke durch einen kompletten „Netzausfall“ im Gesundheitsamt, so Stadtsprecher Sven Matis. Bei einem Rückstau von 4500 Meldungen sank die Inzidenz am Dienstag bei nur 998 Neuinfektionen sogar auf 677 Fälle.

Aber schon die zuvor höheren Werte bildeten das Infektionsgeschehen in der Stadt nicht mehr annähernd ab. Wie sehr die Omikron-Variante durch die Bevölkerung rauscht, zeigt die Positivrate bei den Schnelltests. Von den 1,16 Millionen Antigentests im Januar waren 8675 positiv, 0,74 Prozent. Im Dezember lag die Quote bei 0,23 Prozent.

Zahl der PCR-Tests nehmen nur wenig zu

Inzwischen aber lassen viele Menschen, auch wenn sie Krankheitssymptome haben oder Kontakte zu Infizierten, nur noch einen Schnelltest als Nachweis machen. „Viele Infektionen werden nicht mehr durch einen PCR-Test erfasst“, sagt Sven Matis. Das ist nach der geltenden Coronaverordnung auch zulässig. Allerdings führt dies zu der starken Unschärfe in der Inzidenz, in die nur Ergebnisse von PCR-Tests einfließen.

Warum nehmen nicht mehr Leute das Angebot der aussagekräftigeren PCR-Tests wahr? Auch Hans-Jörg Wertenauer, der die Teststelle auf dem Wasen betreibt und die Impfambulanz in der Schleyerhalle, wo jetzt ebenfalls PCR-Tests angeboten werden, fragt sich: „Warum haben wir nicht viel mehr zu tun?“ Am Montag zählte man auf dem Wasen 1070 PCR-Tests, in der Schleyerhalle 130, insgesamt so viele wie vor ein paar Wochen.

Bund und Länder ändern Meinung wieder

Hausarzt Wertenauer hat eine Erklärung. Er glaubt, dass viele Menschen vom PCR-Test abgehalten werden, weil Bund und Länder vor Kurzem beschlossen, dass diese Tests knapp und deshalb Personen aus dem Gesundheitsbereich und der kritischen Infrastruktur vorbehalten bleiben sollten. Nur: In Stuttgart hat man das nie umgesetzt, weil es keine Knappheit an Tests oder Laborkapazität gebe. Nach wie vor kann hier, wer etwa einen positiven Selbsttest hat, eine Kontaktanzeige der Corona-Warnapp oder Krankheitssymptome, die der Hausarzt nicht behandeln muss und ihn zum Testzentrum schickt, einen kostenlosen PCR-Test bekommen. Vor wenigen Tagen haben auch Bund und Länder, so Hans-Jörg Wertenauer, eine „Rolle rückwärts“ gemacht. Jetzt haben wieder alle Gruppen wie zuvor einen Anspruch auf einen kostenlosen PCR-Test.