Verhütung: Der Trend geht weiterhin weg von Hormonen. Foto: Imago/Imagebroker/Schreiter

Eine Verhütung mit der Pille wird vor allem für junge Frauen immer unattraktiver. Inzwischen setzen laut aktueller AOK-Analyse nur noch 28 Prozent der gesetzlich Versicherten bis 22 Jahren auf die klassische Pille – denn die Skepsis gegenüber Hormonen wächst.

Jahrzehntelang war die Pille für viele Frauen das Verhütungsmittel der Wahl. Seit einiger Zeit entscheiden sich jedoch immer mehr dafür, sie abzusetzen oder gar nicht anzufangen, sie zu nehmen. Der Anteil der gesetzlich versicherten Mädchen und Frauen bis 22 Jahren, die kombinierte orale Kontrazeptiva, also die klassische Pille, zur Verhütung verschrieben bekommen, sinkt seit 2010 kontinuierlich. 2022 ist er bundesweit erneut um vier Prozentpunkte auf nun 28 Prozent zurückgegangen. Das zeigt eine aktuelle Analyse der AOK, die unserer Zeitung vorliegt. Auch im Land bestätigen die Zahlen die Entwicklung.

Historischer Tiefstand

Zum Vergleich: 2021 nahmen 32 Prozent die Pille, 2016 waren es 40 Prozent, im Jahr 2010 sogar noch 46 Prozent. Laut Wissenschaftlichem Institut der AOK ist somit ein historischer Tiefpunkt bei den Verordnungen erreicht. Der Trend sei anhaltend, heißt es bei der Beratungsstelle Pro Familia: „Wir stellen eine Skepsis gegen hormonelle Verhütungsmittel fest“, sagt Regine Wlassitschau, Sprecherin des Bundesverbands. Mögliche Nebenwirkungen seien „ein intensives Diskussionsthema“.

Diskussionsthema in sozialen Medien

Hier sieht auch Kerstin Dietrich, Apothekerin bei der AOK Baden-Württemberg, Gründe für die Pillenmüdigkeit: Risiken würden „in den sozialen Medien immer stärker thematisiert“. Fakt sei aber auch, dass die Pille seit mehr als 60 Jahren als eines der wirksamsten Verhütungsmittel gilt.

Der Berufsverband der Frauenärzte (BVF) bewertet die Entwicklung denn auch „aus gynäkologischer Sicht kritisch“, sagte Klaus Doubek, BVF-Präsident und Gynäkologe, auf Anfrage unserer Zeitung.