Architekturstudenten des Karlsruher Instituts für Technologie präsentieren kühne Pläne für die Staustufen des Flusses. Duschen, eine Sauna sowie ein barrierefreier Zugang zu den schwimmenden Becken sind in den Entwürfen ebenfalls vorgesehen.
Katharina Haase hat sich den Altarm des Neckars bei der Pleidelsheimer Schleuse ausgesucht. Hier könnte ihr schwimmendes Flussbad verankert werden. Etwa 16 mal 20 Meter groß wäre das Bassin, erreichbar über eine noch anzulegende Steintreppe. Das trübe, nicht unbedingt saubere Neckarwasser, sagt die 19-jährige Architekturstudentin, könnte über eine natürliche Filteranlage aus Kies und Pflanzen gereinigt werden. Am Ufer könnte ein kleines Café eröffnen, so die kühne Vorstellung der jungen Frau, die in der Neckarstadt Tübingen aufgewachsen ist. Duschen, eine Sauna sowie ein barrierefreier Zugang zu dem Becken sind in ihren Plänen ebenfalls vorgesehen. Ihr sei durchaus bewusst, sagt sie auf Nachfrage und lacht, dass „das alles ein gewaltiger Eingriff ist.“ Ein Eingriff in die Natur. Ist so ein Flussbad tatsächlich realisierbar? Vermutlich nicht, antwortet die Studentin und erzählt dann noch, dass die selbst erst einmal im Neckar geschwommen sei. Länger her, als Kind in Tübingen.
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Wie ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) hatte Katharina Haase die Aufgabe, einen Entwurf für eine der 27 Staustufen des Neckars zu zeichnen. Der Fantasie waren in Sachen Bäder im Fluss keine Grenzen gesetzt. Ob die Pläne überhaupt genehmigt werden könnten? Wie viele Geld so ein Flussbad wohl kostet? Von Fragen wie diese sollten sich die Studentinnen und Studenten nicht beeinflussen lassen.
Sportbecken im Kraftwerkskanal
Auch Dominic Pecina (19) hat sich mit der Pleidelsheimer Schleuse beschäftigt. Er schlägt vor, ein 50-Meter-Sportbecken sowie ein kleineres Nichtschwimmerbecken im Kraftwerkskanal neben dem Schleusenkanal zu bauen. Ganz ähnlich wie im Entwurf seiner Mitstudentin würden seine Becken auf dem Wasser schwimmen und deshalb bei Hochwasser auch nicht überschwemmt, sondern angehoben. Unter dem schwimmenden, begehbaren Beckenrand soll ein Gitter dafür sorgen, dass die Badegäste nicht von dem Treibgut im Neckar getroffen werden. Der junge Mann, der in der Rheinstadt Bonn aufgewachsen ist, schlägt ferner Unterstände für Kanus vor sowie eine kleine Tribüne am Ufer und ebenfalls eine Saunakabine. Das schwimmende Becken, sagt er, würde die Strömung in dem eineinhalb bis drei Meter tiefen Kanal nicht beeinträchtigen. Das Wasser würden „ganz normal fließen“ - was den Kraftwerksbetreiber vermutlich freuen würden, wenn, ja wenn der Vorschlag umgesetzt würde – was aus der Perspektive des Studenten, wie er sagt, grundsätzlich möglich sein sollte.
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Eine Handvoll der KIT-Studenten haben kürzlich bei einem Online-Treffen der AG Neckar ihre Überlegungen zum Thema Schwimmen in dem Fluss präsentiert. Die AG ist Teil der Internationalen Bauausstellung Stadt-Region Stuttgart 2027. Die Studenten haben sich nach Auskunft von Anđela Brašanac mit 20 der 27 Neckarschleusen beschäftigt, sie haben jeweils ein oder mehrere Schwimmbecken entworfen. Brašanac ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fakultät für Architektur am KIT. In Esslingen zum Beispiel könnte nach den Vorstellungen der Studierenden ein Ponton-Schwimmbad entstehen, das im Winter für die Fischzucht genutzt wird, in Wieblingen bei Heidelberg ein Infinity Pool mit Blick in die freie Landschaft, in Freudenberg ein Tauchbecken und in Hirschhorn ein Becken, das im Winter zur Eisfläche fürs Schlittschuhlaufen wird.
Studenten beweisen Mut und Kreativität
Auch der Leiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts Neckar, Walter Braun, hat bei dem virtuellen Treffen vorbeigeschaut – und war begeistert von den Entwürfen für die Staustufen. Braun hat von „Mut und Kreativität“ gesprochen und die „tollen Arbeiten“ der Studenten gelobt. Er sagte allerdings auch, wenn nur ein einziger dieser Entwürfe umgesetzt werden sollte, dann „gehören viele Mutige dazu“.
Ganz besonders mutige Macher müssten vermutlich für die Realisierung des Vorschlags für die Schleuse Besigheim gefunden werden – dort könnte nach den Vorstellungen der KIT-Studenten gleich eine komplette Schleusenkammer zum Schwimmbad werden.
Badevergnügen im Neckar
Was die Experten raten
Schwimmen im Neckar ist zwar nicht grundsätzlich verboten. Die meisten Experten raten jedoch davon ab. Das Wasser sei oft mit Fäkalien verunreinigt, zudem bergen vorbeifahrende Schiffe Gefahren. Es gibt allerdings vielerorts im Land Sportler, die regelmäßig im Neckar schwimmen. Die DLRG Remseck/Ludwigsburg veranstaltet seit Jahrzehnten immer Anfang Januar im Neckar ein Winterschwimmen, zu dem oft mehr als 100 Teilnehmer kommen. Wegen Corona ist diese Veranstaltung aber schon zweimal ausgefallen, viele Schwimmer und Taucher freuen sich bereits auf das nächste Winterschwimmen im Neckar bei Neckarrems.
Natürliche Kläranlage
In Berlin wird seit 2014 ein Flussbad geplant. Das Wasser im Spreekanal in Berlin-Mitte soll nach den Vorstellungen des Vereins Flussbad Berlin e. V. mithilfe einer natürlichen Kläranlage gereinigt werden. Ganz ähnliche Vorschläge zur Verbesserung der Wasserqualität machen einige KIT-Studenten nun für den Neckar.