Claudia Bitzer. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Claudia Bitzer denkt darüber nach, wie man die kriminelle Energie im Landkreis Esslingen in andere Kanäle lenken könnte.

PlochingenDas Leben ist kein Ponyhof – im Landkreis Esslingen schon gleich gar nicht. Eine filmreife Verfolgungsjagd mit Showdown in Reichenbach, blutige Auseinandersetzungen, vielleicht sogar ein Bandenkrieg in Nürtingen und Plochingen. Und jetzt haben Unbekannte auch noch einen Bankautomaten in der Stadt am Neckarknie gesprengt. Verdammt viel kriminelle Energie, die sich da in den vergangenen Tagen über den Osten des Landkreises entladen hat. Da sind ja selbst die „Tatorte“ mit dem Psychopathen aus Dortmund eine Nullnummer dagegen.

So ist es fast beruhigend, dass es andere Fernsehgenres mit dem wahren Leben nicht so genau nehmen. Beispielsweise die Serien, in denen sich ein oder mehrere Weißkittel höchstpersönlich um notleidende Patienten bemühen. Letztere schaffen es in der Regel gerade noch vor die Klinik, bevor sie zusammenbrechen und in die Arme eines Oberarztes fallen – der offensichtlich mal wieder nichts zu tun hatte und am Empfang herumlungerte.

Hat man es jemals erlebt, dass der „Bergdoktor“ oder die Ärzte in der Sachsenklinik „in aller Freundschaft“ ihre Patienten nach der Versichertenkarte gefragt haben? Nein. Die landen alle sofort entweder im Rollstuhl – bei Schnupfen – oder im Schockraum – wenn es irgendwo blutet. Und werden selbstredend vom Chefarzt persönlich auf Station oder in den OP gerollt. Solange sie noch bei Bewusstsein sind, haben sie meist nichts Besseres zu tun, als den Weißkitteln nicht nur ihre körperlichen, sondern auch ihre seelischen Nöte zu klagen. Und so doktern die Ärzte auch gerne mal im Privatleben ihrer Patienten herum. Schließlich muss man ganzheitlich denken. Mens sana in corpore sano. Eine gesunde Seele in einem gesunden Körper.

Womit wir wieder beim Krimi wären, einem Genre, in dem es in der Regel weder um gesunde Körper noch um gesunde Seelen geht. Vielleicht sollte man den „Tatort“ einmal in die „Sachsenklinik“ verlegen. Vielleicht wird dann ja auch alles gut. Plochingen könnte bei so einer Umbettung des Bandenkriegs allerdings nicht mehr mithalten: Sein ehemaliges Krankenhaus ist fest in den Händen von Landratsamtsbeamten.

Das Leben ist halt nun mal kein Ponyhof – im Landkreis Esslingen schon gleich gar nicht. Wer wüsste das besser als die Plochinger?