Michael Frick rückt kurzfristig wieder an die Spitze bei Mahle. Foto: Mahle/ Andreas Pohlmann/Fotografie

Finanzchef Michael Frick muss erneut als Übergangschef einspringen, weil Mahle-Chef Matthias Arleth schon nach drei Monaten das Unternehmen verlässt.

Beim Autozulieferer Mahle kehrt an der Konzernspitze keine Ruhe ein. Am Freitag verkündete das Unternehmen überraschend die Trennung von Mahle-Chef Matthias Arleth (54), der diesen Posten erst im Januar übernommen hatte. Man habe sich „einvernehmlich auf eine Beendigung der Zusammenarbeit zum 30. April 2022 verständigt“, teilte das Traditionsunternehmen Mahle mit. Grund seien unterschiedliche Auffassungen über die künftige strategische Ausrichtung des Konzerns. Konkreter äußerte sich eine Sprecherin nicht. Arleth geht in einer gerade für Zulieferer herausfordernden Zeit: Denn Transformation und Digitalisierung haben zuletzt Fahrt aufgenommen.

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Bei Mahle ist es in den vergangenen Jahren wiederholt zum Wechsel an der Konzernspitze gekommen. Wolf-Henning Scheider übernahm Mitte 2015 den Spitzenposten von Heinz Junker, der nach 18 Jahren oberster Kontrolleur wurde. Doch bereits nach knapp drei Jahren wechselte Scheider überraschend zu ZF nach Friedrichshafen. Das war die Chance für Jörg Stratmann, der eher unverhofft den frei werdenden Posten bekam. Sein Vorteil: Er kannte Mahle, schließlich zeichnete er in der Geschäftsführung für den Bereich Thermotechnik verantwortlich. Kontinuität sollte damit allerdings nicht verbunden sein; überraschend hat er den Posten im März 2021 wieder aufgegeben. Damals dankte Junker, der intern nur Professor heißt, dem scheidenden Manager für seine „langjährige, stets loyale und erfolgreiche Tätigkeit“ im Konzern. Ein Nachfolger konnte mit Matthias Arleth erst Monate später präsentiert werden.

Finanzchef Frick übernimmt

Finanzchef Michael Frick (55) war damals in die Bresche gesprungen; er wird auch jetzt wieder – zusätzlich zum Finanzressort – interimistisch den Vorsitz der Geschäftsführung übernehmen, bis ein neuer Chef gefunden ist. Frick wird am 25. April auch die Geschäftszahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr präsentieren, denn Arleth hat, so ist zu hören, den Zulieferer bereits verlassen.

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Ungeachtet der unterschiedlichen Auffassung dankte der Aufsichtsratsvorsitzende Heinz Junker im Namen des gesamten Mahle-Teams Arleth „für seinen großen Einsatz“. Dabei hatte er den Scheidenden erst vor wenigen Wochen bei seinem Amtsantritt mit vielen Vorschusslorbeeren empfangen: „Mit Matthias Arleth haben wir sowohl einen ausgewiesenen Experten für Produktentwicklung in den Zukunftstechnologien als auch einen konsequenten Treiber von Transformationsprozessen gewonnen, um Mahle fit für die Zukunft zu machen.“ Und: „Als ‚Vordenker‘ wird Matthias Arleth die Weiterentwicklung unseres Unternehmens mit über 100 Jahren erfolgreicher Geschichte maßgeblich vorantreiben“, so Junker, der als schwierige Persönlichkeit gilt.

Arleth, der vom bayerischen Autozulieferer Webasto zu Mahle wechselte, ist Diplom-Ingenieur mit Schwerpunkt Fahrzeugtechnik. Er hat viel Erfahrung in der Autobranche gesammelt. Bevor er zum Familienunternehmen Webasto wechselte, war er unter anderem im VW-Konzern bei Seat als Entwicklungsingenieur und Projektmanager tätig.