Eingespieltes Team: die Kommissare Ludwig Schaller (Alexander Held) und Harald Neuhauser (Marcus Mittermeier, re.) Foto: ZDF Foto:  

Der neue „München Mord“-Fall erzählt die Geschichte einer sich „hochschwindelnden Heiratsstaplerin“, deren Wirkung auf Männer mitunter tödlich ist.

Die Europäische Gottesanbeterin ist berüchtigt für ihren sexuellen Kannibalismus: Viele Männchen überleben die vollzogene Paarung nicht. Das macht die Weibchen selbstredend zu einem verführerischen Synonym für Frauen, die Männer bei lebendigem Leib zu verspeisen pflegen; im übertragenen Sinn natürlich. In diesem Krimi passt das Bild recht gut, denn Katrin Markgraf lockt die Männer an, saugt sie aus und lässt sie dann fallen. Als sich einer der Verflossenen nicht mit seinem tristen Schicksal abfinden will, liegt er kurz drauf tot zu Füßen des Friedensengels, offenbar von der Brüstung gestürzt.

Allerdings sind sich die Ermittler der Münchener Kripo in der entscheidenden Frage uneins: Hat sich Klaus Niehoff das Leben genommen, ist er gestoßen worden, war’s ein Unfall? Immerhin war der Mann sturzbetrunken. Angelika Flierl (Bernadette Heerwagen) vertritt die These vom Suizid, Harald Neuhauser (Marcus Mittermeier) glaubt an Mord. Welchen Reim sich Ludwig Schaller (Alexander Held) auf den Todes-Fall macht, bleibt zunächst offen, aber weil die Spur alsbald zu Katrin Markgraf (Nina Kunzendorf) führt, kommt es zu einer reizvollen Scharade. Die Geschäftsfrau mit eigener Kosmetiklinie gibt sich gern als vermögende Unternehmerin mit ausländischen Wohnsitzen aus, lebt jedoch in einer einfachen Mietwohnung; die Kosmetika kauft sie billig in China. Auf clevere Weise bringt sie Männer dazu, ihr erst mit Haut und Haaren zu verfallen und dann in ihr Geschäft zu investieren, wie Schaller am eigenen Leib erfährt, als er den vermögenden Witwer mimt.

Einfach unverwechselbar!

Die Krimihandlung ist interessant, zumal die Ausstellung „Mystische Schönheiten“ mit Kunstwerken rund um die Gottesanbeterin eine besondere Rolle spielt, aber dennoch lebt der Film vor allem vom Miteinander des Ermittlungstrios, gewürzt durch gelegentliche Auftritte des Vorgesetzten, Kriminaloberrat Zangel (Christoph Süß). „A saisonale G’schicht“ – der Titel bezieht sich auf eine Liebschaft Neuhausers – ist das erste Drehbuch von Peter Kocyla für „München Mord“, aber der Autor trifft den Tonfall der von Alexander Adolph und Eva Wehrum konzipierten Krimis perfekt.

Die Inszenierung besorgte die erfahrene Regisseurin Maris Pfeiffer, sie hat auch die letzte Episode („Der gute Mann vom Herzogpark“) gedreht. Die Arbeit mit dem Ensemble ist ausgezeichnet. Natürlich ist das Trio eingespielt, aber die Freude am Detail hat auch mit dem Schnitt zu tun; gerade die Seitenblicke von Heerwagen tragen viel zum speziellen Stil des Films bei. Alexander Held mag dank Schallers eigenwilligen Ermittlungsmethoden die auffälligere Rolle spielen, zumal sich der Hauptkommissar hier gleich zweimal in Lebensgefahr bringt. Mit ihren oftmals verqueren Dialogen – für Angelika Flierl ist Markgraf „eine sich hochschwindelnde Heiratsstaplerin“ – hat Heerwagen allerdings ebenfalls entscheidenden Anteil an der Unverwechselbarkeit von „München Mord“.

München Mord: A saisonale G’schicht: Samstag, 10.2., 20.15 Uhr, ZDF