Auf dem Roßmarkt herrscht traditionell das größte Getümmel am Heiligen Vormittag. Foto: Krytzner - Krytzner

Der Heilige Vormittag wird in Esslingen seit 50 Jahren gefeiert. Dieses Jahr war mindestens so feucht wie fröhlich.

EsslingenIn vielen Städten und Gemeinden hat sich der Heilige Vormittag zu einem festen Ritual etabliert. Seit mehr als 50 Jahren findet das feuchtfröhliche Straßenfest am 24. Dezember statt. Die Idee dazu entstand übrigens in den 60er-Jahren in Esslingen. Genauer gesagt, im „Posthörnle“ an der Pliensaustraße. Mittlerweile hat sich der Brauch auch in Kirchheim, Göppingen, Hochdorf und anderen Städten des Landes eingebürgeret. Es gibt kein festes Programm, sondern Menschen treffen sich und feiern gemeinsam. So war es auch dieses Jahr – und das trotz des Schmuddelwetters.

Bereits ab neun Uhr waren schon einzelne Grüppchen zu sehen, die sich freudig begrüßten, um sich dann zu den Hotspots des Heiligen Vormittags zu begeben. Während sich der Platz vor dem „Krok“ am Roßmarkt relativ schnell füllte, blieb es diesmal an anderen Plätzen eher ruhig. Dennoch feierten etliche auch auf der Maille.

Nebst den zum Teil mitgebrachten und wärmenden Getränken gehörte dieses Jahr aber ein weiteres Utensil zur Standardausrüstung: der Regenschirm. War es nämlich anfänglich noch trocken, setzte im Laufe des Vormittags nicht gerade weihnachtliches Wunschwetter ein. Der Regen konnte allerdings die Laune der Feiernden nicht vermiesen. Viele nutzten die Gelegenheit, für einige Stunden der Besinnlichkeit zu entfliehen. Doch die meisten pilgerten mit dem Ziel in die Innenstadt, Freunde zu treffen, die man schon lange nicht mehr gesehen hat.

Nebenbei letzte Geschenke kaufen

Viele Vormittags-Trinker verbanden die Tradition mit dem Nützlichen. Da die Geschäfte geöffnet waren, bot sich die Gelegenheit für Last-Minute-Geschenke. Das triste Wetter war dabei gern gesehener Gehilfe, da es die Menschen in die Läden und Gastronomiebetriebe trieb. Für die meisten galt aber: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur unpassende Kleidung. So harrte man gut gelaunt am Postmichelbrunnen oder am Roßmarkt der Dinge.

Vereinzelt waren auch noch Touristen zu sehen, die über die Zusammenrottung der vielen Menschen verwundert den Kopf schüttelten. Doch statt sich versnobt vom Getümmel zu entfernen, feierten einige einfach mit. Immerhin konnten sie später den Daheimgebliebenen vom „Holy Morning“ oder vom „Matin Sacré“ erzählen. Bei den Cafés Uferlos und Maille stellten sich die Feiernden unter die einheitlichen Sonnenschirme, die nun als XXL-Regenschutz herhalten mussten. Uferlos-Chefin Marina Siaga bedauerte zwar das schlechte Wetter, umso mehr freute sie sich aber auf den Feierabend. „Wir feiern Weihnachten im Familienkreis.“ Diesen Gedanken teilte sie mit vielen Besuchern des Heiligen Vormittags. Nach der Verabschiedung mit den üblichen Festtagswünschen ging es für die meisten nach Hause und die feuchtfröhliche Feierlaune wich der Besinnlichkeit. Jetzt konnte es Weihnachten werden.