Mit diesem Kader geht der TV Nellingen in die erste Bundesliga-Saison der Vereinsgeschichte. Hinten von links: Tamara Hayn, Tanja Padutsch, Simone Thiero, Sina Namat, Julia Orban-Smideliusz, Katharina Winger, Roxana Alina Ioneac, Julia Schraml, Stefanie Schoeneberg, Desire Kolasinac, Co-Trainer Steffen Wallach, Trainer Pascal Morgant, Mannschaftsarzt Knut Gruber. Vorne von links: Geschäftsführer Bernd Aichele, Sprecher der Gesellschafter Dietmar Hantke, Larissa Weiß, Elisa Stuttfeld, Sinah Hagen, Annika Blanke, Anne Bocka, Evelien Grob, Louisa Wolf, Carolin Tuc, Jennifer Issifou, Carina Stockhammer, Torwart-Trainerin Daniela Hansen. Foto: TV Nellingen Quelle: Unbekannt

Von Karla Schairer

Ostfildern - Die neuen Trikots sind da. Hastig werden die gelben Shirts aus dem Karton gezogen, flugs übergezogen und dann wird mit der Kamerafunktion des Handys noch schnell die Frisur gecheckt. Schließlich ist das dieses Jahr kein gewöhnliches Fotoshooting für das Mannschaftsfoto. Alles muss erstklassig sein: Frisur, Trikot, Lächeln. Und wenn das Foto im Kasten ist, dann ist beim TV Nellingen alles vorbereitet für das Abenteuer Handball-Bundesliga, das am kommenden Sonntag (16 Uhr) mit der Partie beim TSV Bayer Leverkusen beginnt.

Doch auch wenn alle mit dem Foto zufrieden sind, Trainer Pascal Morgant ist es mit der Vorbereitung nicht: „Wir haben zu viele angeschlagene Spielerinnen“. Zu den beiden Kreuzbandverletzten Carina Edlbauer und Tanja Padutsch kamen nun auch noch Katharina Winger mit einer Schienbeinentzündung und Julia Orban-Smideliusz mit einem Bandscheibenvorfall. Die zwei Neuzugänge Carina Stockhammer und Louisa Wolf laborieren an Knochenprellungen. „Die zwei Neuen hätte ich gerne integriert, so mussten sie eben pausieren“, bedauert Morgant. Allerdings war das bei Wolf nicht ganz so dramatisch, schließlich war die 22-Jährige vor ihrem Ausflug zur Neckarsulmer SU jahrelang beim TV Nellingen.

Das war es auch schon, was Morgant Sorgen macht. In Simone Thiero aus Toulon hat Morgant nun endlich die dringend benötigte zusätzliche Flügelspielerin gefunden. Denn nur mit der jungen Julia Schraml auf der Position war Morgant nicht wohl: „Sie macht eine sehr gute Entwicklung, aber wir können sie nicht verheizen.“

Französinnen integrieren

Der Kontakt zu der Französin kam über die ebenfalls neue Jennifer Issifou zustande. Die beiden Fremdsprachigen zu integrieren, ist für das ganze Team eine neue Herausforderung. Besonders Issifou, denn sie spricht nur Französisch. „Bei Simone ist immerhin der Vorteil, dass sie auch Englisch kann. Sie ist sehr interessiert.“ Allerdings müsse er sich intensiver um sie kümmern: „Wir müssen Simone mehr einbinden. Jenny dagegen, mit ihrer individuellen Klasse, die muss linksaußen einfach nur spielen.“ Um den Französinnen die Ankunft auf den Fildern zu vereinfachen und ein bisschen Heimatgefühle aufkommen zu lassen, lud Morgant sogar seine noch in Frankreich lebenden Eltern zum Grillen ein.

Trotz Sprachbarrieren ist das Team zusammengewachsen. Nicht zuletzt, weil es Bewährungsproben gab: Im Trainingslager in Österreich traten die Frauen gegen eine Jungen-Jugendmannschaft an. „In der ersten Hälfte war noch alles gut, aber in der zweiten haben die Jungs dann ihre körperliche Überlegenheit ausgespielt.“ Doch das war das Ziel Morgants mit diesem Testspiel: Ein Gegner, der einfach eine Masse ist, unbekannt, gegen den nur Zusammenhalt zählt - auch, wenn es am Ende etwas unrühmlich mit 7:14 Toren ausging.

Eine unfreiwillige teambildende Maßnahme kam durch die kurzfristigen Verpflichtungen zustande: In der TVN-WG Hornissennest lebten kurzzeitig acht (statt sechs) Spielerinnen. Lauter Mädels in einem Haus, tagsüber Training und abends auch noch aufeinander hocken -kann das gutgehen? „Das war hart und eng“, sagt Morgant grinsend. Aber er weiß: „Im Freudentaumel nach dem Sieg ist alles ziemlich einfach, wir dürfen uns nicht nur in der Bequemlichkeit gut verstehen.“

Auf der Torhüterposition machen sich die Neuzugang Evelien Grob und Anne Bocka beide gut. Morgant will sich nicht festlegen, welche die Nummer eins ist: „Da muss ich die Saison abwarten. Wer gut ist, der spielt auch mehr. Im Moment sind beide sehr gut. Sie haben einen schönen und gesunden Konkurrenzkampf.“

„Wir werden weiter an uns arbeiten. Wir haben einen Weg im vorletzten Jahr eingeschlagen und den gehen wir weiter“, gibt Morgant die Marschroute vor. Bammel? „Haben wir keinen“, sagt er. „Wir sind heiß, wir freuen uns drauf, das wird eine geile Sache. Wir wissen sehr gut, was auf uns zukommt und dass wir kämpfen müssen.“ So sehen es auch die beiden von Morgant zu den Spielführerinnen bestimmten Sina Namat und Roxana Ioneac. „Die Anpassung fällt nicht ganz leicht, da arbeiten wir noch dran“, sagt die 22-jährige Namat. Ioneac, die die meiste Erfahrung im Team aufweist und schon Champions Legaue gespielt hat, weiß: „In der Bundesliga ist es sehr anstrengend. Wir müssen die Nerven bewahren. Wir dürfen jetzt nicht denken: ‚Oh Gott, wir sind das erste Mal hier. Ob das gut geht?’ Mental stark zu sein, ist sehr wichtig. Ich weiß, wir haben unsere Chance.“