Terézia Mora liest aus dem dritten Teil ihrer Trilogie. Foto: Roberto Bulgrin - Roberto Bulgrin

Die Geschichte des IT-Spezialisten Darius Kopp, der mit der Asche seiner Frau durch Europa reiste, erzählt die deutsch-ungarische Autorin Terézia Mora. Bei der LesART in Esslingen stellt sie den dritten und letzten Teil ihrer Romantrilogie vor, „Auf dem Seil“.

EsslingenMit der Asche seiner verstorbenen Frau ist der IT-Experte Darius Kopp durch Europa gereist. Auf Sizilien taucht eines Tages seine 17-jährige Nichte Lorelei auf, die seine Hilfe braucht. Gemeinsam stützen sich die beiden und gehen zurück nach Berlin. „Auf dem Seil“ ist der vorerst letzte Teil von Terézia Moras Trilogie um den trauernden Darius Kopp (Luchterhand-Literaturverlag, München, 24 Euro). Tief lässt die Autorin das Publikum in innere Beweggründe eines Helden blicken, der ein durchschnittliches Leben führt.

In ihrem eleganten Erzählstil, der auch die innere Stimme des Protagonisten souverän zum Klingen bringt, gelingt Mora da eine Lebensgeschichte, die berührt. Ihr Netzwerkspezialist denkt auf der idyllischen Mittelmeerinsel über sein Leben nach. Das Lesepublikum wird in seine Alltagsphilosophie verstrickt, taucht in Moras sinnliche Sprachwelt ein. „Ich kann nicht anders, als glücklich zu sein.“ Mit diesem Satz beginnt der Roman. Darius Kopp, der die Trauer um seine Frau nur schwer verarbeitet, steht in einem Garten zwischen Blumen und Olivenbäumen. Am Rand eines Vulkans lebt er mit Menschen, die für das neue Europa stehen, das keine Grenzen kennt. Ihr Denken in unterschiedlichen Sprachen, Bilder anderer Kulturen zu reflektieren, das macht den Reiz von Moras Werken aus.

Die Autorin wurde 1971 im ungarischen Sopron geboren. Ihre Familie gehörte zur deutschsprachigen Minderheit, deshalb wuchs sie zweisprachig auf. Seit 1990 lebt sie in Berlin und studierte dort zunächst an der Humboldt-Universität Theaterwissenschaft und Hungarologie. Dann konzentrierte sie sich aufs Schreiben. Gleich zu Beginn ihrer Laufbahn ließ sie die Literaturszene aufhorchen. Ihr literarisches Debüt, der Erzählungsband „Seltsame Materie“, wurde mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet. Für ihren Roman „Das Ungeheuer“ erhielt sie 2013 den Deutschen Buchpreis. Für ihr Gesamtwerk wurde ihr 2018 der Georg-Büchner-Preis zugesprochen. Darüber hinaus zählt Mora zu den renommiertesten Übersetzerinnen aus dem Ungarischen.