Selbst 95 Mbit pro Sekunde sind zu wenig. Bis 2030 soll sich die Internet-Karte für die Region stark verändern . Grafik:Breitbandatlas - Grafik:Breitbandatlas

Die Telekom hat mit der Region Stuttgart und den Landkreisen vereinbart, dass sie 1,1 Milliarden Euro in den Ausbau des Glasfasernetzes steckt. Bis 2030 sollen alle Firmen Glasfaser haben.

Kreis EsslingenDie Deutsche Telekom wird gemeinsam mit der Region Stuttgart, der Landeshauptstadt, den fünf Landkreisen und den 179 Kommunen das Glasfasernetz ausbauen. Bis zum Jahr 2030 sollen alle Betriebe und 90 Prozent aller Haushalte eine Glasfaserleitung bis ins Haus oder ins Firmengebäude haben (FTTH/B-Anschluss). Dies vereinbarten die Telekom und die Vertreter von Kommunen und Region am Montag in einer Absichtserklärung. Die Telekom will dazu 1,1 Milliarden Euro investieren; von der gesamten Region werden 500 Millionen Euro erwartet, die auch als Sachleistung, etwa Leitungen oder Leerrohre, erbracht werden kann.

Lobeshymnen und Optimismus prägten die Vorstellung der Pläne im „Gutbrod“, dem neuen Treffpunkt der Region Stuttgart. Dirk Wössner, Vorstand der Deutschen Telekom, pries den Einsatz seines Unternehmens: „Der schwäbische Tüftler, der Erfinder, aber auch die schwäbische Familie wie Studierende und Unternehmer – sie alle können sich auf die Deutsche Telekom verlassen. Wir bringen schon heute die Zukunft für alle Lebens- und Geschäftsbereiche ins Ländle.“

Der Esslinger Landrat Heinz Eininger, sagte: „Mit der Unterzeichnung öffnen wir ganz weit das Tor für den Glasfaserausbau und damit die Zukunftsfähigkeit unserer Region.“ Seit Jahren habe der Landkreis und seine Kommunen daran gearbeitet, Defizite beim schnellen Internet zu ermitteln und Konzepte für einen Ausbau zu entwickeln. Jetzt gelte es, gemeinsam mit einem starken Partner, der Telekom, die Kräfte zu bündeln. Ursprünglich wollte der Landkreis selbst noch in diesem Jahr mit dem Aufbau des „Backbones“ – einer Daten-Autobahn – beginnen. Das kommunale Backbone werde nun zu großen Teilen überflüssig, sagte Eininger, vermutlich werde man nur beim Lückenschluss gefragt sein.

Durch die Kooperation sei es gelungen, dass die Telekom etwa 220 Millionen Euro im Landkreis investiere, so der Landrat. „Ohne die Kooperation wäre nur rund die Hälfte geflossen.“ Die Kooperation bringe erstmals Transparenz und Verbindlichkeit der Ausbaupläne. Ab Sommer werde die Telekom mit jeder Kommune individuelle Pläne erarbeiten. Bis zum Jahresende soll aus der Absichtserklärung ein Kooperationsvertrag werden. Dieser Vertrag müsse ein „Höchstmaß an Verbindlichkeit“ bringen , sagte der Lenninger Bürgermeister Michael Schlecht als Sprecher der Bürgermeisterversammlung. Zweitens müsse über die strategische Partnerschaft mit der Telekom hinaus der „diskriminierungsfreie Wettbewerb“ – open access – möglich sein. Und schließlich müsse eine Lösung gefunden werden, wie bisherige Leistungen von Stadtwerken und Kommunen eingerechnet werden könnten.

Walter Rogg, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart, sagte dazu, die Telekom habe von allen Wettbewerbern das „deutlich beste Angebot“ vorgelegt. Sie könne in hohem Maße auf vorhandene Glasfasernetze zurückgreifen, was den Ausbau beschleunige und Kosten spare. Telekom-Chef Wössner versprach, man werde möglichst bald nach der Vertragsunterzeichnung loslegen, sobald es nächstes Jahr die Witterung erlaube. Um Kosten zu sparen und wenige Straßen aufzureißen, werde die Telekom zum einen lokale Partner einbinden, zum anderen verstärkt das Trenching-Verfahren einsetzen, also einen Spalt in den Asphalt fräsen.

Zunächst soll eine regionale Service- und Dienstleistungs-GmbH gegründet werden, die mit der Telekom einen Rahmenvertrag abschließt. Der Kreis Esslingen wird einer der sieben Gesellschafter der GmbH sein. Die Kommunen können davon profitieren, wenn sie Mitglied in einem Zweckverband werden, der auf Kreisebene gegründet werden soll. Das wird nun in allen Gemeinderäten Thema sein.

Stuttgarts OB Fritz Kuhn betonte, die Landeshauptstadt müsse als „einer der innovativsten Hightech- und Kreativstandorte Deutschlands“ die Basis für die digitalen Anforderungen von morgen schaffen – für Entwicklungen wie die Smart City und Mobilität 4.0. Heinrich Baumann, Präsident der IHK-Bezirkskammer Esslingen-Nürtingen, sieht auch die Kommunen gefordert: „Sie haben nun bessere Voraussetzungen, die Versorgungsqualität der Datennetze zu optimieren.“

Die Telekom sagte am Montag außerdem zu, massiv in die Verbesserung des Mobilfunks zu investieren. 98 Prozent der Bevölkerung der Region soll auf LTE-Standard zugreifen können. Dafür will die Telekom neue Mobilfunkstandorte aufbauen. Das Unternehmen verspricht zudem, schon die nächste, noch schnellere Stufe anzupeilen: Die Region Stuttgart soll als eine der ersten in Deutschland überhaupt ein 5G-Netz erhalten. 5G ist die Basis für das Internet der Dinge.

Ausbauziele

Aktuell verfügen 88 Prozent aller Haushalte und Unternehmen zwischen 50 und 100 Mbit pro Sekunde.

2020: 94 Prozent aller aller Haushalte und Unternehmen verfügen 100 bis 250 Mbit/s.

Bis 2022: 90 Prozent aller Unternehmensstandorte in Gewerbegebieten (gleich 14 000 Unternehmen) verfügen über bis zu 1 Gigabit.

Bis 2025:Mehr als 60 Prozent der Unternehmen (85 000) sind an FTTH/B (Fiber to the home/to the building) angeschlossen.

Bis 2025: 50 Prozent der Haushalte verfügen über FTTH/B.

Bis 2025:100 Prozent der förderfähigen Schulen sind dann mit FTTH/B versorgt.

Bis 2025: Mobilfunk 4G/LTE-Abdeckung von 98 Prozent, Aufbau eines 5G-Netzes für die Region.

Bis 2030: Alle 140 000 Unternehmensstandorte sind ans Glasfasernetz angeschlossen.

Bis 2030: 90 Prozent der Haushalte sind mit FTTH/B versorgt.

Die verfügbaren Bandbreiten in der Region lassen sich im Breitbandatlas ermitteln.