Das Grab der RAF-Mitglieder Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe auf dem Dornhaldenfriedhof: Zum Tag der Stadtgeschichte gab es ein Video-Interview mit dem Pfarrer Bruno Streibel, der die drei damals beerdigt hatte. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Der Tag der Stadtgeschichte im Stadtarchiv zum Thema „Letzter Ort“ macht den Wandel in der Bestattungskultur deutlich und bringt ein besonderes Begräbnis in Erinnerung.

„Der Friedhof ist die Schatzkammer der Stadtgeschichte“: Dieser Satz des Kulturanthropologen Norbert Fischer von der Universität Hamburg hat beim 18. Tag der Stadtgeschichte im Stadtarchiv zum Thema „Der letzte Ort – Beiträge zur Bestattungskultur“ eine eindrucksvolle Bestätigung erfahren. Denn Torben Giese, Direktor des Stadtpalais, holte ein besonderes Kapitel in Erinnerung, als er ein Video-Interview mit einem überraschenden Zeitzeugen präsentierte: Bruno Streibel, dem Pfarrer, der 1977 auf dem Dornhaldenfriedhof die RAF-Mitglieder Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe beerdigt hatte. Eine hochbrisante Aufgabe, bei der sich der Geistliche fragen musste: „Um welchen Tod handelt es sich eigentlich? War es ein Suizid? Oder nicht? Da musste jedes Wort sitzen.“ Streibel blieb nicht verschont von „hasserfüllten Briefen“, aber er erinnert sich heute noch an Tränen und Trauer vieler Beteiligter bei der trotz hohem Polizeieinsatz würdigen Bestattung.