Glühweinstände wie dieser im Dorotheen-Quartier dürfen bald nur noch Alkoholfreies verkaufen. Foto: Engelhard

Noch ist unklar, wann der letzte Glühweinbecher verkauft werden darf. Die Corona-Verordnung des Landes, die das Alkoholverbot vorsieht, wird erst nächste Woche erlassen. Ist Glühwein to go in Stuttgart noch bis Montag erlaubt?

Stuttgart - Im Königsbau wird Christian Rösslein seinen To-go-Service endgültig schließen, sobald die Stadt Stuttgart beim Glühwein umsetzt, was das Land am Dienstag beschlossen hat. Alkoholausschank im Freien wird verboten – nach dem Willen von Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) bereits zum dritten Advent. „Mit Kaffee oder Punsch machen wir viel zu wenig Umsatz“, sagt der Chef des Cafés Königsbau, „als dass es sich lohnen würde.“ Der Wirt am Schlossplatz schickt nun die drei Beschäftigten, die noch die Stellung halten, in Kurzarbeit.

„Die Leute werden verrückt“

„Man zieht uns den letzten Stecker“, klagt Rösslein. All die Mühen, dass es zu keinen Menschentrauben kommt, seien vergeblich gewesen, bedauert er. Wütend ist Ogur Ceyhan, der Wirt des Restaurants Trollinger. „Man will uns vernichten“, schimpft er. „Die Leute werden verrückt“, so seine Sorge, „wenn ihnen alles verboten wird.“ Seine Kundschaft habe sich „extrem gefreut“ über das Heißgetränk in Thermobechern. „Bei uns am Feuersee ist viel Platz“, sagt Ceyhan. Die Polizei sollte eher Menschenansammlungen auflösen, sobald es doch mal – allenfalls samstags – dazu käme, statt alles zu untersagen.

„Wenn nach Auffassung der Landesregierung ein flächendeckendes Alkoholverbot im öffentlichen Raum zur Eindämmung der Pandemie zwingend erforderlich ist, haben wir dies zu akzeptieren“, erklärt Dehoga-Sprecher Daniel Ohl. Für die gastgewerblichen Betriebe, die sich an die geltenden Regeln strikt gehalten hätten, sei diese Entscheidung „enttäuschend“.

Trollinger-Wirt bietet künftig Hanftee statt Glühwein an

Wann der letzte Glühwein to go in Stuttgart verkauft werden darf, ist bisher noch unklar. Die neue Corona-Verordnung des Landes mit dem Alkoholverbot wird erst nächste Woche erlassen. In einem Schreiben an die Kommunen ruft Lucha die Rathäuser dazu auf, die Zeit bis dahin mit einer Allgemeinverfügung zu überbrücken, also schon vorher den Glühwein zu verbieten. Unternehmen die Städte nichts, kann am Wochenende noch einmal das beliebte Heißgetränk konsumiert werden. Die Stadt Stuttgart will „prüfen“, ob die bisherige Verfügung, wonach kein Alkohol im Freien zwischen 23 Uhr und 6 Uhr konsumiert werden darf, erweitert wird. Dem Vernehmen nach wohl eher nicht, da die neue Corona-Verordnung des Landes für Dienstag erwartet wird. Für Stuttgart heißt das: Glühwein to go ist wohl noch bis Montag erlaubt.

„Glühweinstände führen häufig zu Menschenansammlungen unter Missachtung der Mindestabstände und tragen damit zu einem diffusen Infektionsgeschehen bei“, schreibt Lucha an die Bürgermeister, „aus diesen Gründen ist aus meiner Sicht der Konsum von Alkohol an öffentlichen Orten zum Schutz der Bevölkerung weitestgehend zu unterbinden.“

Der Trollinger-Wirt will künftig Hanftee statt Glühwein anbieten. Der beruhige, was wichtig sei in dieser Zeit. Nicht wenige, glaubt er, werden Hochprozentiges in Supermärkten kaufen und in Punschbecher schütten. Auch dann könne es zu Menschentrauben kommen.