Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Von Sebastian Steegmüller

Stuttgart - Seit zehn Jahren ist die Zahl der Autodiebstähle in Stuttgart rückläufig. Dennoch wird die Landeshauptstadt immer wieder zum Ziel professioneller Diebesbanden. Im vergangenen Sommer hatten sie es auf Geländewagen, sogenannte SUV, abgesehen. Derzeit werden offenbar hochwertige Sportwagen bevorzugt. In Stuttgart verschwanden gleich mehrere Porsche, in der Region etliche Mercedes. Das Problem: Die Täter hinterlassen keine Spuren, machen sich die moderne Technik der Fahrzeuge zunutze.

Die jüngsten Fälle, die sich hauptsächlich in den noblen Wohngegenden Stuttgarts ereigneten, klingen alle ähnlich: Am Karfreitag beispielsweise wurde in Feuerbach ein Porsche Macan Turbo gestohlen. Der Wagen hatte immerhin noch einen Restwert von 70 000 Euro. Gleiches Bild Mitte Januar in der Hermann-Pleuer-Straße am Killesberg: Geräuschlos schnappen sich Unbekannte einen Porsche Panamera. Die 160 000 Euro Luxuslimousine tauchte wenig später in Tschechien wieder auf. Ebenfalls am Killesberg, im Adolf-Fremd-Weg, machte sich am vergangenen Mittwoch ein Autodieb an einem Porsche 911 zu schaffen. Er wurde jedoch von einem Nachbarn gestört und ließ den bereits gestarteten Sportwagen, der circa 120 000 Euro Wert ist, nach kurzer Fahrt stehen. Offenbar hatte er kalte Füße bekommen und ergriff eben auf diesen die Flucht durch den Höhenpark.

In allen drei Fällen löste der Alarm der Fahrzeuge nicht aus. Wie von Zauberhand verschwanden sie vom Straßenrand. Magie ist jedoch nicht im Spiel, stattdessen viel Elektronik. Die Banden nutzen die sogenannte Keyless-Go-Technik aus. Also ein System, das automatisch erkennt, dass sich der Fahrer mit dem Schlüssel nähert und die Türen des Wagens selbstständig öffnet. Gestartet wird der Motor dann nur noch per Knopfdruck.

Offenbar tricksen Autodiebe die Technik aus. Mit einem Verstärker, der beispielsweise in einem Rucksack transportiert wird, können sie das Funksignal über mehrere Meter übertragen. Denkbar wäre, dass das Signal von einem Täter abgegriffen und zu einem Komplizen am Wagen übertragen wird. Ein Test des Allgemeinen Deutscher Automobil-Clubs (ADAC) bestätigt diese Vorgehensweise. Bei mehr als 20 Modellen verschiedener Hersteller - von Audi bis VW - gelang es den Prüfern, die Fahrzeuge auf diesem Weg in Sekundenschnelle zu öffnen und wegzufahren. Bemerkenswert: Auch als sich die Fahrzeuge außerhalb der Reichweite des Schlüssels befanden, ging der Motor nicht von selbst aus.

Warum die Banden in Stuttgart derzeit hauptsächlich Autos der Marke Porsche ins Visier nehmen, konnte ein Polizeisprecher gestern nicht sagen. Es sei nicht auszuschließen, dass die Banden konkrete Aufträge erhalten. Grundsätzlich rät er allen Autofahrern, die solch einen Funkschlüssel nutzen, ihn nicht direkt an der Haustür zu deponieren und ihn stattdessen zu Hause in einer Blechbox aufzubewahren. Kurzfristig könne dreilagig umwickelte Alufolie helfen, empfiehlt zudem der ADAC, der vor allem die Autohersteller in der Pflicht sieht, rasch die Technik zu verbessern und für eine Absicherung zu sorgen.

Dieser Vorwurf ist auch bei Porsche angekommen. „Berichte über die illegale Verwendung von Funkstreckenverlängerungen nehmen wir sehr ernst“, sagt Unternehmenssprecherin Elena Storm. „Selbstverständlich entsprechen unsere Schließ- und Öffnungssysteme dem Stand der Technik und erfüllen alle gesetzlichen und versicherungstechnischen Anforderungen. Dennoch analysieren wir die aktuellen Vorgehensweisen von Fahrzeugdieben sehr genau und tauschen uns mit Bundes- und Landeskriminalamt sowie der Versicherungswirtschaft zu dieser Thematik intensiv aus. Bei der Entwicklung der Sicherheitstechnologien berücksichtigen wir auch die Erkenntnisse und Erfahrungen von Kunden und entwickeln entsprechende Maßnahmen zur stetigen Erhöhung der Diebstahlsicherheit.“