Der 30-jährige Bremer hat beim 2:0 im Länderspiel gegen Peru beide Tore erzielt. Doch nicht nur deshalb gewinnt der Angreifer in der DFB-Elf an Bedeutung.
Ein Tor wie gemalt für den Bundestrainer: Nico Schlotterbeck spielt aus der halblinken Abwehrposition einen schnellen Vertikalpass auf Kai Havertz im Zentrum, der den Ball elegant annimmt. Der Mittelfeldspieler dreht mit der Kugel am Fuß nach vorne auf und passt weiter auf die rechte Seite zu Marius Wolf. Der Dortmunder Neuling hat viel Raum vor sich und bedient mit einer präzisen, scharfen Hereingabe Niclas Füllkrug. Der Angreifer spritzt zwischen Verteidiger und Torwart – 2:0. Ein typisches Mittelstürmer-Tor. „Im Stile eines Torjägers, wie ein klassischer Neuner“, sagt Coach Hansi Flick.
Es war zu diesem Zeitpunkt der zweite Treffer des Angreifers (12./33. Minute), da Füllkrug beim Sieg gegen Peru zuvor schon erfolgreich war. Bei seiner Auswechslung gab es für den Bremer nicht nur Gratulationen von der Bank des Nationalteams, sondern ebenso den größten Applaus von den voll besetzten Rängen im Mainzer Stadion.
Bullig, präsent, leidenschaftlich
Füllkrug erfreut sich einer bislang ungewohnten Beliebtheit. Weil er Tore für die Auswahl des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) erzielt, zum einen. Und zum anderen, weil der 30-Jährige einen Typ verkörpert, der den Anhängern mit seiner ganzen Art gefällt und ihnen nach Jahren einer entfremdeten Nationalelf die Stars wieder näherbringt. Füllkrug zeigt mit seinem bulligen Körper Präsenz und Leidenschaft auf dem Rasen. Er weiß diesen einzusetzen, versteht jedoch auch mit dem Ball umzugehen.
Unerschrocken tritt der Werder-Stürmer auf, mit reichlich Selbstvertrauen und großer Authentizität – auch außerhalb des Platzes. „Es ging darum, einen guten Start zu haben. Ich bekomme hier meine Situationen im Strafraum. Toll, dass ich hier schon so eingebunden bin“, sagt Füllkrug über seine zunehmend wichtigere Rolle in der DFB-Elf.
Bei der Weltmeisterschaft in Katar überzeugte er als Joker. „Lücke“, wie er im Mannschaftskreis genannt wird, war dabei froh, überhaupt bei der Nationalmannschaft am Ball zu sein. 114 Tage nach dem Frustturnier gehört Füllkrug nun zu den Hoffnungsträgern. Er machte in Spiel eins nach der Wüstenweltmeisterschaft in einer neuen Angriffsvariante zudem Lust auf mehr.
Füllkrug lässt Worten Taten folgen
Mit zwei Stürmern ließ Flick gegen die Südamerikaner spielen. Neben Füllkrug zunächst Timo Werner, nach der Pause Serge Gnabry. „Die gegenläufigen Bewegungen haben gut funktioniert, wir haben immer wieder die Tiefe bedroht und sind immer wieder gut entgegengekommen, wie Kai Havertz das bei den beiden Toren gut gemacht hat “, analysiert Füllkrug.
Schon vor der Begegnung hatte er für eine Doppelspitze plädiert. Vor allem in der ersten Hälfte unterstrich Füllkrug dann mit Taten, wie sich die Systemumstellung gewinnbringend umsetzen lässt. Trotz eines an den Pfosten geschossenen Foulelfmeters von Havertz (68.). „Wir dürfen aber nicht vergessen, dass Timo Werner viele Wege macht und dadurch Räume schafft“, sagt Flick.
Beim Neustart der DFB-Mannschaft wird der Bundestrainer am Dienstag (20.45 Uhr/RTL) gegen Belgien sicherlich weiter einige Experimente durchführen. Von Juni an, wenn die weiteren Länderspiele anstehen, will er mit Blick auf die EM 2024 eine Formation finden, die sich zusehends einspielt.
Doch schon jetzt betont Flick, dass er ein festes Gerüst an Stammkräften braucht. Füllkrug könnte sich dabei zur festen Größe entwickeln. Denn nicht nur die fünf Tore in fünf Länderspielen sprechen für ihn. „Niclas ist besonders“, sagt Flick, „er kann die Mannschaft mitziehen und gibt ihr sehr viel positive Energie.“ Der Mittelstürmer scheint also auf dem besten Weg, sich zur Speerspitze in der DFB-Vorzeigemannschaft zu schießen.