Fans von Hannover 96 demonstrieren gegen Martin Kind (Archivbild). Foto: IMAGO/Oliver Ruhnke/IMAGO/Oliver Ruhnke

Der Streit um den Investoren-Einstieg schwelt weiter, nun fordert der Stammverein von Hannover 96 einen Neuanfang bei der DFL.

Der Stammverein des Zweitligisten Hannover 96 hat im Zuge des Streits um den möglichen Einstieg eines Investors im deutschen Profi-Fußball und die Umsetzung der 50+1-Regel einen personellen als auch strukturellen „Neuanfang“ bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) gefordert. Nur so könne „die 50+1-Regel tatsächlich umgesetzt“ und in ihrer „Existenz nicht weiter bedroht“ werden, wie es in einer Stellungnahme des Hannover 96 e.V. heißt.

„Die Verantwortlichen in der DFL handeln seit zweieinhalb Jahren wissentlich entgegen ihrer eigenen Satzung“, schreibt unter anderem der Vereinsvorsitzende Sebastian Kramer. Seit Jahren schwelt ein Streit zwischen dem Stammverein und Martin Kind, Geschäftsführer der ausgelagerten Profi-Fußballabteilung. Aktuell geht es um die Investoren-Abstimmung im Dezember, als 24 der 36 Profiklubs bei einer geheimen Wahl für einen Einstieg gestimmt hatten. Die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit war somit knapp erreicht. Kind spielt dabei eine zentrale Rolle.

Kind lehnt Diskussion um Thema ab

Denn: Der 96 e.V. hatte Kind vor der Abstimmung angewiesen, mit Nein zu stimmen - und die DFL im Vorwege darüber auch informiert. Kind schweigt über sein Abstimmungsverhalten, es gilt aber als wahrscheinlich, dass er sich der Weisung widersetzte. „Wie ich gestimmt habe, das weiß nur ich“, sagte er am Donnerstag gegenüber NDR Info. Deshalb lehne er eine Diskussion um dieses Thema ab.

Dass andere Vereine ihr Abstimmungsverhalten nachträglich öffentlich gemacht hätten, sei unprofessionell. Kind zeigte auch Verständnis für den Rückzug des Investors Blackstone im Verlauf der Fan-Proteste. „Das, was dann abgelaufen ist in der aktiven Fanszene, hat sicher die Verantwortlichen nachdenklich gemacht“, sagte er.

Kind lehnt Wiederholung der Abstimmung ab

Eine Wiederholung der Abstimmung lehnte Kind erneut ab und stellte sich damit gegen den Stammverein. „Es ist scheinheilig und ein schwerwiegender Vertrauensbruch der Mitglieder des Präsidiums und der Geschäftsführung der DFL, sich jetzt auf eine formell wirksame Außenvollmacht von Herrn Kind berufen zu wollen“, schreiben Kramer und Co.: „Denn eine solche Berufung greift nicht, wenn sich jemand treuwidrig vor einer Kenntniserlangung verschließen will. Hier liegt sogar positive Kenntnis vor.“ 

Der Stammverein fordert nun den Deutschen Fußball-Bund (DFB) auf, „eine klare Führungsrolle“ einzunehmen: „Es muss sichergestellt werden, dass das Weisungsrecht der Muttervereine zukünftig uneingeschränkt gewährleistet ist und Fragen zur 50+1-Regel in erster Linie Fragen sind, die von den Muttervereinen zu beraten und zu entscheiden sind, und nicht mehr durch die DFL, denn die 50+1-Regel dient dem Schutz der Muttervereine.“