Der Kreisel scheint tatsächlich auch bei dichtem Verkehr Entlastung an der zentralen Kreuzung der Ludwigsburger Innenstadt zu bringen. Foto: Werner Kuhnle

Seit April ist die Sternkreuzung in der Ludwigsburger Innenstadt versuchsweise zu einem Kreisverkehr umgebaut worden. Und es sieht so aus, als ob der Versuch erfolgreich wäre. Eine Entscheidung trifft aber erst der Mobilitätsausschuss am 20. Juli.

Martin Blacha fährt in der Regel zweimal täglich über die Sternkreuzung. Meistens mit dem Schlösslesfelder Bus, seltener mit dem eigenen Pkw. Er hat also viel Gelegenheit, zu beobachten, wie der Verkehr an diesem neuralgischen Punkt der Ludwigsburger Innenstadt läuft, seit die Kreuzung mit der markanten Schlangenskulptur zu einem Kreisverkehr umgebaut worden ist. Sein Fazit: „Der Kreisverkehr ist prinzipiell gut. Vor allem außerhalb der Stoßzeiten bringt er eine deutliche Entlastung.“

Während der Stoßzeiten, so seine Beobachtung, ist der Stau für die Autofahrer dagegen eher ein wenig länger als bei der bisherigen Ampelregelung. Das sei auch nicht verwunderlich, findet er: „Jede der Straßen führt zweispurig auf den Kreisverkehr zu, kurz vorher ist es dann nur noch eine.“ Und er hat auch gleich einen Lösungsvorschlag parat: „Ein separater Rechtsabbieger wäre gut.“ Denn wer aus der Schorndorfer Straße komme, wolle meistens nach rechts in die Schlossstraße, und wer von der Schlossstraße komme, biege meist in die Wilhelmstraße ab, denn sonst könne man ja gleich die Unterführung nehmen. Dasselbe gilt für die Gegenrichtung von der Stuttgarter Straße in die Schorndorfer Straße.

Für die Busse läuft es überwiegend gut

Eine separate Spur zum Rechtsabbiegen wäre auch der Wunsch von Frank Metzger, dem Betriebsleiter des Busunternehmens LVL Jäger. „Für unsere Busfahrer wäre da vor allem eine Abbiegemöglichkeit von der Schlossstraße in die Wilhelmstraße wichtig.“ Denn das sei immer wieder ein Nadelöhr, auch wenn die auf der rechten Spur heranfahrenden Busse gegenüber den Einfädlern von links kurz vor der Kreuzung bevorrechtigt seien. „Diese Bevorrechtigung war auch unsere Bedingung für den Versuch“, betont Metzger.

Insgesamt könne man aus Busfahrersicht im Großen und Ganzen zufrieden mit der Kreisellösung sein. „Das hilft uns sehr aus allen Richtungen.“ Probleme gebe es gelegentlich, wenn Pkw-Fahrer die Busspur illegal nutzten oder vielleicht auch nur zu früh vor dem Kreisel einfädelten. Das passiere vor allem bei einem Rückstau immer wieder, so der LVL-Betriebsleiter. Immerhin: Während der Bauarbeiten im letzten Jahr, als der Verkehr erstmals im Kreis geführt wurde, sei die Lage deutlich schlimmer gewesen. „Da haben die Leute am Wochenende und bei Veranstaltungen die Busspur einfach zugeparkt.“ Das Wochenende und Veranstaltungen sind laut Metzger auch jetzt noch kritische Momente. Nicht wegen Falschparkern, sondern wegen der Zebrastreifen. „Wenn da viele Leute die Straße überqueren und das auch nicht in großen Gruppen, sondern tröpfchenweise nacheinander, kostet das Zeit ohne Ende, bis man weiterfahren kann.“ Aber: „Sonst überzeugt der Kreisverkehr“, so Metzgers Fazit.

Der gewünschte Rechtsabbieger scheitert am Zebrastreifen

Die Zebrastreifen sind laut Matthias Knobloch, dem Fachbereichsleiter nachhaltige Mobilität bei der Stadt, auch der Grund, warum die gewünschten Rechtsabbiegespuren nicht möglich sind. „Man darf einen Zebrastreifen nicht über zwei Spuren führen. Und für eine Mittelinsel für die Fußgänger, die so breit sein muss, dass auch jemand mit Kinderwagen darauf noch Platz hat, reicht die vorhandene Breite nicht aus.“

Was den Kreisverkehr selbst angeht, so ist seine persönliche Beobachtung, dass das Miteinander der verschiedenen Verkehrsteilnehmer gut funktioniere. Und dass Autofahrer zu Stoßzeiten länger als sonst warten müssen, ist ihm auch nicht aufgefallen. Weil persönliche Beobachtungen auch mehrerer Stadtmitarbeiter aber immer subjektiv sind, wurde ein Fachbüro mit einer Verkehrszählung beauftragt. Deren Ergebnisse lägen aktuell noch nicht vor, so Knobloch. Sie sollten am 20. Juli dem Mobilitätsausschuss vorgelegt werden, der dann entscheide, ob der Versuch zu einer Dauerlösung werden soll. Die Verwaltung werde dabei „vorschlagen, den Versuch positiv zu bewerten.“

Für eine Dauerlösung gäbe es wohl noch kleinere Verbesserungen

Sollte der Mobilitätsausschuss dem zustimmen, könnte der Versuch zu einer Dauerlösung werden – „mit ein paar Verbesserungen“, so der Mobilitätsexperte. Diese betreffen aber nicht die gewünschten und nicht machbaren Rechtsabbiegespuren, sondern angedacht ist, den Kreis in der Mitte eventuell etwas größer zu machen, damit diejenigen, die aktuell von der Stuttgarter Straße verbotenerweise nach rechts in die Schorndorfer Straße weiterfahren – wozu nach Beobachtungen übrigens auch das eine oder andere Polizeiauto gehört – das nicht mehr tun können. Auch die Markierungen würden eventuell verbessert. „Aber das muss sich alles noch ergeben“, so Knobloch. Das komme dann auch auf die Expertise des Planungsbüros an, das man im Fall eines endgültigen Kreisverkehrs beauftragen werde.

Wie der Stern zu seinem Namen kam

Der Ursprung
 Warum heißt der Stern eigentlich Stern? Es sind doch nur vier Straßen, die sich da kreuzen . . . Eine Frage, die sich viele eher neu Zugezogene stellen. Die Alteingesessenen wissen es noch, zumindest aus Erzählungen der Eltern oder Großeltern: An der Kreuzung von Schlossstraße, Stuttgarter Straße, Wilhelmstraße und Schorndorfer Straße stand früher ein offenbar legendäres Gasthaus. Und das hieß Stern.

Kreisverkehr
 Ein Kreisverkehr an der stark befahrenen Kreuzung mit bis zu drei Richtungsspuren galt lange als undenkbar. Dann wurde die Decke der Unterführung undicht und musste 2022 erneuert werden – und auf einmal wurde Undenkbares doch für möglich gehalten. Seit April 2023 läuft der entscheidende Versuch.