Bürgermeister Frank Buß (Vierter v.r.) würdigte das Engagement von Thomas Pressel, Foto: Zimmermann - Zimmermann

Mit acht Stadträtinnen und Stadträten verabschiedet sich ein gutes Drittel der bisherigen Mitglieder aus dem Plochinger Gemeinderat. Der Bürgermeister hat jetzt Dankeschön gesagt.

PlochingenJede Gemeinderätin und jeder Gemeinderat startet mit individuellen kommunalpolitischen Zielen in eine neue Amtszeit. Aber: Der Sitzungssaal ist weder Stammtisch noch Wahlstand. Die Rahmenbedingungen diktieren den den Handlungsspielraum... Und nach fünf Jahren wird Bilanz gezogen.“ Was Plochingens Bürgermeister Frank Buß bei der Verabschiedung der ausscheidenden Ratsmitglieder in der Stadthalle formuliert hat, hätte er auch bei der Verpflichtung der neuen Ratsmitglieder am Dienstag im Alten Rathaus sagen können.

Mit Maron Gronau und Ilka Lenke sind zwei Stadträtinnen der OGL nicht mehr zur Wahl angetreten. Ihr Fraktionskollege Rainer Theobald hat der OGL-Jugend den Vortritt überlassen müssen und liegt auf dem ersten Nachrückerplatz. Mit dem Plochinger Ehrenbürger und SPD-Fraktionschef Gerhard Remppis (SPD) hat ein kommunalpolitisches Urgestein nach fast 51 Jahren in der Ratsrunde nicht mehr kandidiert. Auf 28 Gemeinderatsjahre hat es Hans-Ulrich Rauchfuß gebracht, der wie Thomas Euchenhofer, Thomas Pressel und Karel Markoc für die Freien Wähler in der Ratsrunde saß. Doch die hatten in den Auflösungserscheinungen rund um den Ortsverband keine Liste mehr zusammenbekommen beziehungsweise sahen sich beruflich zu stark belastet.

Dennoch könnte es sein, dass Bürgermeister Buß zwei von den ausgeschiedenen Stadträten noch im Laufe der kommenden Amtsperiode wieder vereidigt: Karel Markoc haben die Wähler auf die Nachrückerposition bei der CDU gewählt, und Rainer Theobald ist der erste Nachrücker der OGL. Zudem kennt er die Prozedur. Er war bereits mehrere Amtsperioden mit Unterbrechung im Gemeinderat.

„Ich kenne keinen Stadtrat, der mit dem Ziel in das Gremium einzieht, ein Schwimmbad zu schließen“, rekapitulierte Buß die bitterste Entscheidung der vergangenen Amtsperiode, die weite Teile der die Plochinger ihrem Gemeinderat auch heute noch nachtragen. Dass der Gemeinderat damals die unpopuläre Entscheidung getroffen habe, sei den Rahmenbedingungen geschuldet gewesen. Sich einen Schwimmbadneubau zum Ziel der künftigen kommunalpolitischen Arbeit zu setzen, sei aber kein Widerspruch. Auch da müsse man zu gegebener Zeit in Kenntnis der dann geltenden Rahmenbedingungen entscheiden. Die Sanierung des Gymnasiums wird den neuen Gemeinderat über dessen Amtsperiode hinaus begleiten. Das Wohnungsproblem ebenso. Derzeit prüft die Verwaltung die 1500 Einwendungen gegen das Punkthaus auf dem Bruckenwasen. Ganz aktuell drückt die Stadt das Problem, nicht genügend Plätze für die großen Kindergartenkinder zur Verfügung stellen zu können.

Zusammengerechnet gehen der Ratsrunde annähernd 120 Jahre Erfahrung verloren. Für seine Lebensleistung hat Gerhard Remppis, Chef der SPD-Gemeinderatsfraktion, ehemaliger Landtagsabgeordneter und Kreistagsabgeordneter, bereits im Herbst die Ehrenbürgerwürde und die Verdienstmedaille in Gold bekommen. Das Rathaus verliert mit dem langjährigen Stimmenkönig „eine Persönlichkeit mit höchstem Ansehen und größter Wertschätzung“, wie Buß betonte. 28 Jahre lang war Hans-Ulrich Rauchfuß im Gemeinderat, hat als Fraktionschef der Freien Wähler wichtige Entscheidungsprozesse wie die Landesgartenschau 1998 und den Landschaftspark Bruckenwasen mit geprägt. Der Präsident des Schwäbischen Albvereins, der krankheitsbedingt in der Stadthalle nicht dabei war, wird in der Sitzung Ende Juli mit der Verdienstmedaille der Stadt geehrt. Mit dem Architekten Thomas Euchenhofer (Freie Wähler) verliert die Stadt nach zwölf Jahren viel praktische Fachkompetenz, mit Rainer Theobald (OGL) konnte sie manches Defizit im Natur- und Umweltschutz oder in der Bildungspolitik schnell dingfest machen, würdigte ihn Buß. Fünf Jahre bereicherten Ilka Lenke (OGL) und Karel Markoc (Freie Wähler/zuletzt auf der CDU-Liste) das Gremium. Die eine als Spezialistin für Themen rund um Kinder und Jugendliche. Der andere als Immobilienkenner und ehrenamtlicher Mitarbeiter beim Stadtmarketing Plochingen. Maron Gronau stand zwei Jahren lang für eine „sachorientierte Kommunalpolitik nah am Menschen“, so Buß. Ebenfalls zwei Jahre lang hat Thomas Pressel, zugleich Vorsitzender vom Stadtmarketing Plochingen, sich für die Interessen von Gewerbe, Handel und Handwerk und die öffentliche Wahrnehmung der Stadt eingesetzt.

Im Namen der scheidenden Stadträtinnen und Stadträte machte sich Gerhard Remppis noch einmal nachhaltig für die Funktion der Kommunalpolitik in der Demokratie stark. Man könne nur viele junge Menschen ermuntern, das politsche Handwerk auf kommunaler Ebene zu beginnen: „Der heute scheinbar gängige Slogan ,Kreißsaal, Hörsaal, Plenarsaal` führt weg von der Lebenswirklichkeit.“ Gemeinderäte und Kreistage „sind nicht das Kellergeschoss, sondern das Fundament unserer Demokratie“.