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Die Initiatoren ziehen weg, eine Nachfolgeregelung kam nicht zustande: Seit 1. November ist die inklusive Spielgruppe Wuselfische für Kinder bis drei Jahren geschlossen.

WernauZum 1. November hat die Wernauer Spielgruppe Wuselfische den Betrieb eingestellt. Damit fallen nicht nur zehn Betreuungsplätze für Kleinkinder bis zu drei Jahren weg, sondern auch ein besonderes Konzept für Kinder mit und ohne Behinderung. Die beiden Initiatoren Cornelia und Christian Ebert ziehen mit ihrer Familie aus Wernau weg und haben niemanden gefunden, der die ehrenamtlichen Aufgaben vor Ort weiterführt.

Für Christian und vor allem für Cornelia Ebert ist Inklusion eine Herzenssache. Das Ehepaar hat schon in den 90er-Jahren in Berlin, wo es damals wohnte, eine Integrations-WG gegründet. In Wernau hatten die beiden, mittlerweile Eltern geworden, die Idee einer inklusiven Kinderbetreuungsgruppe. Sie haben dafür Räume in ihrem eigenen Haus zur Verfügung gestellt und mit Unterstützung der Stadt Wernau ausgebaut.

„Immer ausgebucht“

Vor viereinhalb Jahren gingen die Wuselfische an den Start und eigentlich lief alles gut. „Wir waren immer randvoll ausgebucht“, sagt Christian Ebert, und immer hätten Interessenten auf der Warteliste gestanden. Am Ende waren zwei Kinder mit Behinderungen unter den zehn betreuten, und das Gruppenleben entwickelte sich wie erhofft: „Gerade das Inklusive hat wirklich gut geklappt“, so Ebert.

Viereinhalb Jahre bestand die Gruppe, doch im kommenden Jahr steht bei Familie Ebert ein Umzug an, obwohl sie ausgesprochen gerne in Wernau wohnt. Aber manchmal gibt es eben Stellenangebote – in diesem Fall für Cornelia Ebert in Frankfurt –, die man nicht ausschlagen kann oder will. Die beiden und ihre Mitstreiter im Verein „durcheinander“, der Träger der Spielgruppe war, hofften zunächst, dass es für die Wuselfische trotzdem weitergehen würde. Man suchte nach neuen Räumen, auch mit Unterstützung der Stadt. „Ideen waren schon da“, sagt Christian Ebert, aber am Ende fand sich nichts Geeignetes. Die Vorgaben sind bei der Kinderbetreuung ohnehin strikt, die Anforderungen in diesem Fall noch etwas spezieller.

Hinzu kam die Frage, wer sich vor Ort um die Gruppe kümmern würde. Eberts hätten sie durchaus „von der Ferne aus weiterbegleitet“, bestätigen sie, „aber man braucht natürlich auch jemanden vor Ort.“ Jemand, besser mehrere, die sich verantwortlich fühlen. Auch hier fand sich keine Lösung. „Das war ein bisschen traurig“, sagt Christian Ebert. Zuletzt kam das Ende deutlich schneller als gedacht. Die Räumlichkeiten hätten noch eine Weile zur Verfügung gestanden, bis Mitte nächsten Jahres hätten die Wuselfische durchaus weitermachen können. Doch als klar war, dass keine längerfristige Perspektive bleibt, sprangen die Erzieherinnen ab, und so besteht die Gruppe seit dem 1. November nicht mehr.

Unabhängig von den Wuselfischen fehlen in Wernau schon bald Betreuungsplätze für Kinder ab drei Jahren. Das geht aus der aktuellen Planung hervor, die Hauptamtsleiter Andreas Merkle im Gemeinderat vorlegte. Die ganz Kleinen bis zu einem Jahr würden weiterhin überwiegend von den Eltern oder von Tageseltern betreut, berichtete Merkle. Für die Gruppe der Ein- bis Dreijährigen reicht die Platzzahl vorerst aus und bietet sogar noch etwas Puffer. Aktuell sei die Nachfrage bei dieser Gruppe, den„U3-Kindern“, in Wernau „eher verhalten“: Etwas mehr als 20 Prozent dieser Kinder werden in Einrichtungen betreut.

Eng wird es bei Kinder ab drei

Eng wird es bei Kindern ab drei, also im Kindergartenbereich – und das, obwohl 40 zusätzliche Plätze bereits 2018 geschaffen wurden: in der Kita Schlossgarten und im Naturkindi. Den Prognosen zufolge fehlen aber in den kommenden Jahren 50 weitere Plätze. Bei der Ganztagesbetreuung tut sich die Lücke besonders schnell auf. „Dem Bedarf an Ganztagesplätzen kann bereits ab Februar 2020 nicht mehr entsprochen werden“, so Merkle.

Die Stadt will deshalb möglichst schnell einen Anbau an die Kita „Prima Klima“ umsetzen. Diese Möglichkeit war bei dem 2016 eröffneten dreigruppigen Haus schon immer vorgesehen; jetzt soll tatsächlich für zwei zusätzliche Gruppen gebaut werden. „Das wird noch nicht das Ende der Fahnenstange sein, da bin ich mir sicher“, sagte Bürgermeister Armin Elbl. Auch die geplante Kita im künftigen Pflegeheim auf dem Katzenstein werde dringend benötigt.

In der Schulkindbetreuung geht es ebenfalls eng zu. Alle Standorte – die Teckschule, die Schlossgartenschule im Schlosshof und auf dem Katzenstein und die Realschule – sind „an der Kapazitätsgrenze“. So sind teilweise die Aufenthaltsräume der Kernzeitbetreuung zu klein. In der Teckschule muss im Zwei-Schicht-Betrieb zu Mittag gegessen werden, und auch die Mensa der Realschule, 2013 in Betrieb genommen, stößt an ihre Grenzen.