Immer für eine Schlagzeile gut: Fürstin Gloria von Thurn und Taxis. Foto: imago/Peter Kolb

BMW sponsert die sommerlichen Schlossfestspiele von Gloria von Thurn und Taxis nicht mehr. Springt Mercedes in die Bresche? Ein Missverständnis.

BMW ist als Hauptsponsor der Schlossfestspiele von Gloria von Thurn und Taxis ausgestiegen. Den Autobauern waren offenkundig die rechten und verschwörungsgläubigen Ansichten, die die Regensburger Schlossherrin von sich gibt, ein Graus. Schließlich sieht sich BMW der „Diversität“ verpflichtet. Gloria aber meint etwa, gegen Schwulsein helfe „viel beten“, Sexualkundeunterricht sei „eine Art von Kindesmissbrauch“, und die ganze Welt sei „gekauft“ von „Superreichen“ wie Bill Gates.

Anstatt BMW ist nun ein neuer Sponsor für die Festspiele gefunden, bei denen in pseudo-edlem Ambiente Pop und Klassik dargeboten werden: das „Stern-Center Regensburg“. Das große Autohaus in der Stadt wirbt mit dem Slogan „Mercedes-Benz in Regensburg“. Mercedes zahlt nun also für die Festspiele? Mitnichten. Das Stern-Center Regensburg ist kein Teil von Mercedes-Benz, sondern ein eigenständiges Unternehmen. Aber ein Vertragspartner von Mercedes. Der Konzern selbst legt Wert auf die Feststellung, dass er „in keiner Form“ die Festspiele sponsert. Zu hören ist einiges an Verärgerung. Schon im vergangenen Jahr habe das Stern-Center bei Mercedes angefragt, was man dort von einer Zusammenarbeit halten würde. Der Stuttgarter Konzern hat abgeraten.

Mercedes-Benz-Rechtsabteilung schaut sich den Vorgang an

Man lehne Vorurteile und die Diskriminierung einzelner Gruppen ab, sagt ein Sprecher. Mercedes-Benz stehe zu den Werten der liberalen Demokratie und zu internationaler Zusammenarbeit. Schließlich ist der Konzern praktisch auf der ganzen Welt präsent. Nun achtet der Autobauer sehr darauf, dass sein großes Symbol – der Stern – nirgendwo in der Regensburger Werbung erstrahlt. Mercedes-Benz würde es überhaupt nicht erfreuen, wenn sich die Gräfin damit schmückte. Die Rechtsabteilung schaut sich die Lage an.

Gloria organisiert die Festspiele zwar nicht selbst, sondern der Veranstalter „Odeon Concerte“. Aber die Fürstin stellt – sicherlich für ein paar Euro oder auch ein paar Euro mehr – ihren Schlosshof und das Drumherum zur Verfügung. Auch geriert sie sich wie die Gastgeberin, bei den Festspielen ist sie dauerpräsent.

Die Konzertreihe, die im Juli stattfindet, wurde 2003 geschaffen. In Regensburg firmiert Fürstin Gloria nicht nur als Adlige, sondern mindestens ebenso wuchtig als Unternehmerin. Und so macht sie auch ihr Schloss und das Drumherum in bester Innenstadtlage zu Geld. Im Advent findet auf St. Emmeran der „Romantische Weihnachtsmarkt“ statt. Ansonsten sind Schloss und vor allem der Schlosspark zum Unmut vieler Regensburger dauerhaft abgesperrt.

Boykottaufruf von Künstlern

Zu den Schlossfestspielen mit früher in der Spitze 30 000 Besuchern pro Saison kamen einst die eine oder andere große Nummer. Die Scorpions waren da, Elton John oder Sting. Und im Klassik-Genre José Carreras, Jonas Kaufmann und Plácido Domingo.

Doch es geht sichtlich abwärts, wirkliche Stars scheinen das Regensburger Event zu meiden. 2023 ließen sich Alphaville zum 40-jährigen Bandjubiläum verpflichten, Höhepunkt war Schmacht-Sänger Eros Ramazzotti. Dieses Jahr konnte man an bekannteren Namen Andrea Berg sowie den bald 72-jährigen Umberto Tozzi (“Ti amo“, die Älteren kennen das noch) gewinnen. Die lokale Stadtspitze macht sich rar bei den Festspielen, jüngst gab es einen Boykottaufruf von Künstlern.

Das Regensburger Autohaus „Stern-Center“ bleibt jedenfalls bei seinem Engagement, nähere Fragen möchte man nicht beantworten. Dafür heißt es auf der Homepage über die neue Zusammenarbeit: „Ab jetzt unter einem guten Stern.“